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Schwimmen Hentke geht im Schutz der Wollmütze nächste Ziele an

Franziska Hentke vom SCM ist vom Bundestrainer in den Status der
Vorzeige-Schwimmerin erhoben worden. Das war gar nicht ihr Ziel. Die
24-Jährige will vielmehr eine Medaille bei der Heim-EM und einen
deutschen Rekord.

Von Daniel Hübner 07.05.2014, 03:20

Magdeburg l Ein sonniger Tag vor zwei Wochen: Treffen sich ein Schwimmtrainer und ein Ruderer des SCM. Der Trainer berichtet von seiner kranken Athletin. Der Ruderer berichtet von seiner neuen Leidenschaft für die altehrwürdige Handarbeit des Häkelns. Das Gespräch über Sport, grippalen Infekt der Athletin und Wollsorten endet mit einem Versprechen. Der Ruderer sagt: "Ich häkel ihr eine Mütze."

Marcel Hacker hat das Versprechen an Trainer Bernd Berkhahn gehalten. Er hat dessen Athletin Franziska Hentke über einen Boten eine schöne, blaue Wollmütze zukommen lassen. Das war vergangenen Sonnabend, am Tag ihres Sieges bei den 126. Deutschen Meisterschaften in Berlin über die 200 Meter Schmetterling in Bestzeit: 2:07,67 Minuten. Die Mütze soll sie schützen, so Hacker - vor Infekten wie jenen, der eine optimale Vorbereitung Hentkes auf Berlin verhindert hatte.

Hentke will Rekord im Schmetterling brechen

Letztlich konnte er aber ihre beiden Goldrennen nicht verhindern. Auch über 400 Meter Lagen gewann Hentke in neuer Bestzeit: 4:44,14 Minuten. Auf beiden Strecken hat sie das Ticket gelöst für die Europameisterschaft im August, ebenfalls in Berlin. Obschon sie sich beim Test im Juli in Essen noch einmal dafür anbieten muss - mit Zeiten allerdings, für die man sie nachts aus dem schönsten Traum heraus direkt ins Becken zerren kann.

Ihr Blick geht deshalb weiter. Sie schielt auf die EM - und sie schielt auf den deutschen Rekord über die 200 Meter Schmetterling. Den hält seit 2009 Annika Mehlhorn mit 2:06,45 Minuten. Hentke hat das Ziel erstmals laut verkündet, gleich am Sonnabend nach ihrem Titelgewinn. Schon dabei "hätte ich vom Gefühl her deutlich schneller schwimmen können", erklärte sie entspannt.

Hentke war an den vier Meisterschaftstagen überhaupt oft nach Lächeln zumute ob des Bewusstseins, "schon seit Monaten sehr gut in Schuss zu sein", wie Bundestrainer Henning Lambertz beobachtet hatte. "Es gibt noch viele kleine Bausteine, an denen ich arbeiten muss", sagte sie dennoch. Selbstzufriedenheit war noch nie Hentkes Sache.

Hentke hält internationalem Druck stand

Lambertz hat sie zudem in den Stand der deutschen Vorzeige-Schwimmerin erhoben, "aufgrund ihrer Persönlichkeit" und aufgrund der berechtigten Chancen, bei der EM um eine Medaille kämpfen zu können. Für Trainer Berkhahn ist das Lambertzsche Lob keine Überraschung: "Franziska gehört zu den Ältesten in der Nationalmannschaft, da muss man Verantwortung übernehmen können. Und sie hat mit der einzigen Medaille der Damen bei der Kurzbahn-EM in Herning gezeigt, dass sie dem internationalen Druck standhält."

Hentke hatte im Dezember in Dänemark Silber gewonnen über 200 Meter Schmetterling. Mit deutschem Rekord: 2:03,47 Minuten. Es scheint so, als könnte sie nur ein grippaler Infekt von ihren nächsten Zielen abhalten. Aber gegen Infekte gibt es ja Hackers gehäkelte Wollmütze.