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Handball-WM Stars zwischen Bangen und Hoffen

05.06.2014, 01:20

Die Playoffs um das Ticket zur Handball-WM 2015 in Katar zwischen Deutschland und Polen am 7. Juni in Danzig sowie am 14. Juni in Magdeburg werfen ihre Schatten voraus. Volksstimme-Redakteurin Janette Beck bat mit Magdeburgs polnischem Kreisspieler Bartosz Jurecki (35) und Nationalkeeper Johannes Bitter (31/HSV Hamburg) zwei Protagonisten, die vorgegebenen Satzanfänge zu vervollständigen.

Mein erster Gedanke bei der Auslosung war...
Johannes Bitter: ... oh, heftig.Bartosz Jurecki: ... ich hab´s doch geahnt.

Mein zweiter...
Bitter: ... wird schwer, aber wir haben Polen schon öfter in wichtigen Spielen geschlagen.
Jurecki: ... wenn schon das Rückspiel in Deutschland, dann bitte in Magdeburg.

Ohne Handball...
Bitter: ... fehlt mir was.
Jurecki: ... geht es bis jetzt nicht, Handball ist mein Leben.

Handball ist in meinem Heimatland ...
Bitter: ... ne große Nummer.
Jurecki: ... sehr populär und auf dem Vormarsch. Jedes Jahr wird das Interesse größer und die Fans verrückter.

Ich spiele im Nationalteam, weil ...
Bitter: ... der Bundestrainer mich überzeugt hat, zurückzukehren und ich auch gerne für Deutschland spiele. Das Spiel gegen Polen ist unfassbar wichtig für die Zukunft der Sportart in unserem Land, und ich möchte die Mannschaft auf den Weg bringen.
Jurecki: ... es das Größte für mich ist, für mein Land zu spielen. Ich bin stolz und sehr zufrieden und froh, dass ich das schon so lange machen darf. Die gemeinsame Zeit mit den Jungs ist das Beste und Schönste, was es für einen Handballer gibt.

Nach dem Abpfiff des Rückspiels in Magdeburg freue ich mich ...
Bitter: ... ganz viele feiernde Magdeburger Freunde und Fans zu sehen.
Jurecki: ... dass es Polen geschafft hat und wir bei der WM 2015 in Katar dabei sind. Und ich freue mich auf meine Mutter, die zuerst gar nicht nach Magdeburg kommen wollte, weil sie ein solches Spiel nervlich nicht aushält, und jetzt, da es ausverkauft ist, auf einmal doch unbedingt dabei sein will. Mama eben ...

Bartosz Jurecki ist ...
Bitter: ... ein ganz lieber Kerl und ein Handballer, der seit gefühlten 1000 Jahren einer der besten Kreisspieler der Welt ist.

Johannes Bitter ist ...
Jurecki: ... ein sehr guter Torwart und unheimlich groß.

Wir werden das WM-Ticket lösen, weil...
Bitter: ... wir total davon überzeugt sind und die richtigen Mittel finden werden, um die Polen zu schlagen. Und weil wir die Getec-Arena hinter uns haben und uns die Magdeburger zum Erfolg tragen.
Jurecki: ... wir besser sind, wenn es darauf ankommt und wir alle ein ganz großes Ziel haben: Wir wollen zu den Olympischen Spielen in Rio und dort eine Medaille holen. Und das geht eben alles nur über eine WM-Teilnahme.

Dass die WM 2015 in Katar ohne Deutschland/Polen über die Bühne gehen wird, ist ...
Bitter (lächelt): ... ohne Polen - ist mir total egal
Jurecki: ... eigentlich schade, denn Deutschland ist ein Handball-Land und gehört zu einem solchen Turnier dazu. Und bestimmt wäre ein WM-Aus auch negativ für die Handball-Bundesliga.

Wenn wir nicht bei der WM dabei sind, dann...
Bitter: ... geht die Welt auch nicht unter, und in Deutschland wird weiter Handball gespielt. Spätestens bei der Heim-WM 2019 werden wir eine Mannschaft haben, die mit den absoluten Top-Nationen mithalten kann.
Jurecki: ... bin ich sehr, sehr traurig, weil es vielleicht sogar meine letzte WM sein könnte. Ich bin halt nicht mehr der Jüngste.

Die Stärke unseres Gegners ist ...
Bitter: ... die Achse Jaszka/Jurecki. Außerdem ist der Rückraum sehr schlau und wurfgewaltig.
Jurecki: ... mannschaftlich breit aufgestellt zu sein. Deutschland hat vor allem gute Torhüter und gute Außen, aber ich hoffe, der Trainer und wir finden die taktischen Mittel, um dagegenzuhalten.

Die Schwäche könnte sein ...
Bitter: ... dass die Mannschaft vielleicht noch nicht so stabil ist. Polen ist spielerisch mal ganz oben, und beim nächsten Mal geht´s bergab - viel mehr Schwächen kann ich nicht erkennen. Leider.
Jurecki: ... welche Schwäche? Ich sehe keine.

Das Spiel in Danzig ...
Bitter: ... ist die erste Halbzeit.
Jurecki: ... ist leider das erste, mir wäre es andersherum lieber gewesen. Ich weiß nur zu gut, was uns beim Publikum erwartet, in Magdeburg zu spielen ist immer und für jeden Gegner extrem schwer. Die Fans werden heiß sein und hinter "ihrer" Mannschaft stehen. Das ist ein klarer Vorteil für Deutschland. Ich hoffe einfach, dass wir das Hinspiel gewinnen und genügend Tore schießen, damit es am Ende zum Weiterkommen reicht.

Ein Tor Vorsprung aus dem Hinspiel in Polen ...
Bitter: ... wäre ein kleiner Vorteil für uns.
Jurecki: ... kann doch ein bisschen zu wenig sein.

Fünf Tore sind ...
Bitter: ... vielleicht sogar ein Nachteil
Jurecki (lächelt): ... schon besser

10 Tore ...
Bitter: ... sind sehr schön, aber noch lange keine Garantie durch zu sein.
Jurecki: ... sind schon etwas beruhigender, aber jeder weiß, im Handball ist alles möglich. Ich erinnere nur an die Löwen, denen sieben Tore plus in Barcelona nicht gereicht haben.

Das Magdeburger Publikum wird ...
Bitter: ... fachkundig sein, eine Menge von uns erwarten und uns hochmotiviert, aggressiv und emotional auf dem Weg zum Erfolg begleiten.
Jurecki: ... natürlich helfen (haha!) - aber es würde mir schon reichen, wenn es sportlich fair zugeht.

Die Vorbereitung von nicht einmal zwei Wochen ...
Bitter: ... muss einfach ausreichen. Basta!
Jurecki: ... sind im Anschluss an die Saison in der Liga noch genug Zeit, um uns auf die beiden wichtigen Spiele vorzubereiten. Allerdings habe ich ein wenig Bedenken, weil unser Trainer Michael Biegler sowohl vor als auch nach dem Spiel in Danzig einen Test gegen Spanien geplant hat. Vier Spiele in anderthalb Wochen, das ist nicht wenig. Aber ich denke, wir werden trotz allem top-motiviert und frisch genug im Kopf sein, um gegen Deutschland zu bestehen.

Mein Lieblingsspieler beim Gegner ist ...
Bitter: ... "Zloty" - mein ehemaliger Vereinskollege Krzysztof Lijewski. Er ist einfach ein geiler Handballer, und wir haben viel erlebt und eine Menge Spaß zusammen gehabt.
Jurecki: ... Silvio Heinevetter, wer sonst? Den kenne ich noch aus Magdeburger Zeiten. Und natürlich spiele ich gerne gegen Olli Roggisch, der hat´s in der Abwehr einfach drauf und macht es einem am Kreis nicht einfach. Aber wenn ich Glück habe, spielt der Olli ja gar nicht.

Unser Nationaltrainer kann ...
Bitter: ... auf mich in den beiden entscheidenden Spielen zählen.
Jurecki: ... sehr gut motivieren. Er ist immer und überall bei der Mannschaft, ist loyal und steht hinter uns, egal was kommt. Manchmal ist er etwas zu sehr emotional und impulsiv an der Seitenauslinie, da muss man aufpassen und ihn bremsen. Dass wir uns aus Magdeburger Zeiten kennen, ist kein Vorteil für mich, der Trainer behandelt alle gleich und erwartet von jedem 100 Prozent Einsatz.

Die Turbulenzen um den HSV Hamburg ...
Bitter: ... belasten mich.
Jurecki: ... sind schon ein echtes Problem. Wenn ein Spieler nicht sein Gehalt bekommt, ist das schon ein Alarmzeichen, und es geht ja um die Existenz der Familie. Es wäre sehr schade, wenn die Hamburger die Lizenz nicht bekommen, uns würde ein guter und starker Gegner fehlen. Ich habe jedenfalls immer gerne gegen Hamburg gespielt. Erst recht, wenn das Spiel so grandios endet wie zuletzt in der Getec-Arena (33:25)/d. Red.). Ich hoffe, die bekommen noch die Kurve.

Bei der EM 2016 in Polen ...
Bitter: ... ist Polen auf jeden Fall qualifiziert.
Jurecki: ... bin ich hoffentlich noch immer Nationalspieler. Es wäre ein Traum, in der Heimat ein so großes Turnier zu spielen und dann das gleiche Resultat zu erzielen wie Deutschland beim Heimspiel 2007 - den Titel gewinnen.

Meine Zeit in Magdeburg ...
Bitter: ... war unglaublich intensiv und lehrreich. Magdeburg war das Sprungbrett für meine Karriere. Hier habe ich einen großen Schritt in meiner Entwicklung gemacht. Die Jahre waren nicht nur sportlich, sondern auch persönlich, kulturell und gesellschaftlich eine Riesenerfahrung, sie haben mich reifen lassen. Wir hatten gemeinsam viel Spaß, und ich werde Magdeburg und den SCM fantastisch und positiv in Erinnerung behalten.
Jurecki: ... ist eine tolle Zeit und unglaublich schnell vergangen. Inzwischen spiele ich acht Jahre hier, in Polen waren es nur fünf - das sagt doch alles. Ich bin froh, dass ich mindestens noch eine Saison hier spielen kann, in einer sehr starken Mannschaft und vor einem sehr starken Publikum. Ich bin einfach stolz, das SCM-Trikot zu tragen und möchte das möglichst bis zum Karriereende anbehalten.

Ich freue mich auf den Urlaub mit meiner Familie in ...
Bitter: ... Italien. Allerdings habe ich vor, nach dem WM-Playoff noch ein paar Tage in Magdeburg dranzuhängen. Und natürlich ruft auch die Heimat, und wir verbringen Zeit an der Nordsee.
Jurecki: ... Keine Ahnung. Das ist diesmal echt schwierig, weil unsere Tochter Agatha die erste Klasse besucht, doch "um Himmels Willen" keinen einzigen Tag verpassen darf und erst Mitte Juli Ferien sind. Also werde ich wohl alleine zu meiner Mutter und meinen Brüdern nach Polen fahren müssen. Auf jeden Fall wollen wir ein paar Tage nach Ystad, um Stian Tönnesen und seine große Familie zu besuchen. Darauf freue ich mich schon sehr.

Wenn ich 40 bin ...
Bitter: ... bin ich immer noch top-fit und terminiere meinen Urlaub wie ich das will und nicht wie es der Spielplan vorgibt.
Jurecki: ... spiele ich noch immer beim SCM Handball.