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Rudern Die Titeljäger sammeln ihre Kräfte

Marcel Hacker hat zum zweiten Mal in seiner Karriere die Ruhe des
Weißensees in Österreich gesucht: Dort arbeitet der Ruderer des SCM vor
allem an seiner Ausdauer. 333 Kilometer westlich kämpft WM-Konkurrent
Ondrej Synek gegen die raue See im italienischen Livigno.

Von Daniel Hübner 23.07.2014, 03:14

Magdeburg | Weißensee ist für Romantiker gemacht, das Dorf so klein, der See so groß, der Ausblick vom Hotel "Kolbitsch" so sensationell. In und am Weißensee hat Marcel Hacker die Ruhe gefunden, die er zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Amsterdam (24. bis 31. August) benötigt. Zum zweiten Mal erst in seiner Karriere nutzt er "die Exklusivität des Gewässers", wie sein Trainer Roland Oesemann erklärt, "um hauptsächlich an Grundlagen-Ausdauer zu arbeiten", wie Marcel Hacker ergänzt. In 930 Metern über dem Meeresspiegel. Auf dem Wasser, auf dem Rad, per Wanderung. "Und das Wetter ist bei 21 Grad auch schön", sagt der Skuller vom SC Magdeburg am gestrigen Dienstagmittag am Telefon.

Noch bis Sonntag gibt es allerhand zu tun für das Stehvermögen zum Jahreshöhepunkt, für die Fähigkeit, kraftvoll und temposcharf bis ins Ziel durchzurudern: Genau darum geht es im ersten Teil der "Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung" (UWV) für die WM. "Ab und an fahren wir hier außerdem den Doppelvierer", berichtet Hacker. In Weißensee ist nämlich die gesamte Skull-Mannschaft des Deutschen Ruderverbandes (DRV) dabei. "Zudem geht es darum, rudertechnisch stabil zu bleiben", erklärt Oesemann. Erst im zweiten Teil im eher rauen Ratzeburg trainiert Hacker wettkampfspezifisch, soll heißen: taktische Varianten. "Letztlich musst du in der Weltspitze alles können", hatte der 37-Jährige zuletzt nach den Weltcups in Aiguebelette (Frankreich) und Luzern (Schweiz), wo er den vierten und dritten Platz belegte, betont. "Und wir sind mittendrin in der Party."

Ruhe? Romantik? Idylle? Davon war zuletzt am Lago di Livigno, 333 Kilometer westlich vom Weißensee, nicht viel zu sehen. Auf der italienischen Seite und in 1800 Metern über dem Meeresspiegel bereitet sich Ondrej Synek auf die WM vor. Der Tscheche hat in den vergangenen Tagen viele Bilder durchs soziale Internetnetzwerk geschickt: Mal streichelt er lächelnd eine Kuh, mal fährt er lächelnd Rad, mal rudert er weniger lächelnd übers Wasser. Aber dann zeigt ein Bild vom Montag eine stürmische See, über die sich dicke Wolken türmen. Auch gestern wurden in Livigno nur elf Grad im Schatten gemessen. Der 31-Jährige, der amtierende Weltmeister, erklärt dazu: "Es ist kalt. Das Wetter hat sich um 180 Grad gedreht."

Hacker und Synek werden die Jäger des Titelsammlers und London-Olympiasiegers Mahé Drysdale aus Neuseeland sein in Amsterdam. Der 35-jährige fünffache Weltmeister ruderte sowohl in Aiguebelette als auch in Luzern zum Sieg vor Synek - und schickte gestern Abend per "Twitter" freundliche und sonnige Grüße aus dem Trainingscamp in Slowenien. "Der Abstand auf Mahé ist nicht allzu groß, das können wir immer noch aufholen", erklärt Synek auf seiner Internetseite. "Aber dafür müssen wir in den nächsten Wochen hart arbeiten", meint der gelernte Goldschmied. Das gilt für den gelernten Industriemechaniker Hacker gleichermaßen. Bis zur Party sind es noch viereinhalb Wochen, der erste Vorlauf im Einer startet am 24. August um 17.21 Uhr.