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Boxen Warum Krasniqi nie wieder einen Kampf verlieren will

Zweigleisig zum WM-Titel - so lautet die neue Formel von Boxprofi Robin Krasniqi. Bei der SES-Fight-Night in Dessau unterstrich der Magdeburger Halbschwergewichtler mit dem Gewinn von zwei internationalen Gürteln seine Ambitionen.

Von Rudi Bartlitz 29.07.2014, 01:23

Dessau l "Ich möchte nie wieder verlieren." Fast wie ein Mantra trägt Robin Krasniqi diesen Satz seit seiner WM-Niederlage vor 15 Monaten in London gegen den Briten Nathan Cleverly vor sich her. Das Trauma von Wembley, die Gründe für das damalige Scheitern haben bei dem 27-Jährigen tiefe Spuren hinterlassen. Das soll ihm, so schwört er sich, nie wieder passieren. Der Mann, der einst aus dem Kosovo nach Deutschland kam, kennt seither nur ein Ziel: Noch einmal die Chance auf einen WM-Fight bekommen. Und dann alles besser machen.

Mit dem Gewinn von zwei Gürteln (den der Internationalen Meisterschaft der WBO und den der Continentalmeisterschaft der WBA) kam Krasniqi in Dessau diesem Vorhaben wieder ein Stück näher. Im besten Gefecht des Abends - trotz der Konkurrenz eines Robert Stieglitz und einer Christina Hammer - ließ er dem weiß Gott nicht schwachen Ukrainer Oleksandr Cherviak nicht die Spur einer Chance. Und er hatte die Handschuhe noch nicht einmal abgestreift, ging der Blick des SES-Manns schon wieder nach vorn: "Ich muss noch viel arbeiten. Morgen geht es gleich weiter."

Nach der Cleverly-Pleite hat Manager Ulf Steinforth einen zweigleisigen Weg für seinen Schützling eingeschlagen: "Wir wollen in beiden Weltverbänden WBO und WBA angreifen. In beiden ist Robin gut platziert." Dort könnten demnächst also entweder der Russe Sergej Kowalew oder der Deutsche Jürgen Brähmer die Gegner in einem WM-Fight sein. Auf Brähmer ist Krasniqi besonders scharf: "Der kann meinetwegen gleich kommen."

Nur einer streute an diesem Abend etwas Salz in die Wunde: ausgerechnet SES-Cheftrainer Dirk Dzemski. "Natürlich hat Robin einen ganz starken Mann bezwungen, dabei in der Taktik aber teilweise wieder seinen eigenen Kopf durchgesetzt. Er vergisst immer wieder, dass ich an der Playstation stehe."

"Das kommt davon, wenn junge Leute sich selbst überschätzen."
SES-Chef Ulf Steinforth über seinen Boxer Moritz Stahl

Bei seiner ersten Titelverteidigung bei den "Erwachsenen" ließ sich in Dessau der frühere Junioren-Weltmeister Dominic Bösel die Butter nicht vom Brot nehmen. Der Ungar Daniel Regi hatte bei seinem Angriff auf den Gürtel des Interconti-Champions der WBO im Halbschwergewicht keine Chance gegen den Freyburger. Dreimal fand sich der Magy-aren-Meister auf dem Boden wieder. Der finale Schlag wollte dem 24-jährigen Kapitän des SES-Teams "Deutschland", der in nunmehr 16 Profigefechten ungeschlagen ist, aber nicht gelingen. "Ja, ich wollte ihn in der Anfangsphase k.o. schlagen", meinte Bösel hinterher.

Steinforth ist voll des Lobes auf seinen jungen Mann ("Ich kenne keinen, der in diesem Alter cooler boxt"), verkniff sich nach dessen Vorstellung aber auch nicht einen kleinen kritischen Hinweis: "Jetzt kommen höhere Aufgaben, die Gegner werden immer stärker, da muss er sich noch steigern."

Dass auch beim inzwischen sieggewohnten SES-Stall nicht alle Blütenträume reifen, musste ausgerechnet der als geheimer Shooting-Star angesehene Supermittelgewichtler Moritz Stahl bitter erfahren. Bei seinem ersten Titelkampf um die WBO-Interconti-Juniorenmeisterschaft bekam der 22-Jährige (in acht Kämpfen zuvor unbesiegt) den ersten Flecken auf seine bis dato weiße Weste. Gegen den Spanier Guram Natsulishvili stürmte Stahl los wie die Feuerwehr, ließ dann aber stark nach. In Runde fünf passierte es: Von einem Leberhaken getroffen, sackte er in der neutralen Ecke zusammen und erholte sich nicht mehr.

SES-Chef Steinforth zeigte sich nach der Stahl-Niederlage ungehalten: "Das war zuallererst ein konditionelles Problem. Das kommt davon, wenn junge Leute sich selbst überschätzen, alles Mögliche, wie schnelle Autos, im Kopf haben und ihren Job vernachlässigen."