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Regionalliga-Kicker besuchen den Dom Germania steigt schon vor Saisonstart auf

Sicheres Passspiel und Taktik stehen sonst immer bei Germania auf dem
Trainigsplan. Aber am Donnerstag sollten die Spieler ihre Fußballheimat
kennenlernen.

Von Martin Weigle 01.08.2014, 01:18

Halberstadt l "Wir haben eine Mannschaft zum Anfassen." Christian Mokosch, der Geschäftsführer Finanzen von Germania Halberstadt, will mit dem Vorwurf aufräumen, die erste Mannschaft bestünde aus "seelenlosen Söldnern". Damit die Spieler sich mit Stadt, Verein und Einwohnern identifizieren können, müsse man ihnen Zeit und Gelegenheiten bieten, der Umgebung näher zu kommen, sagt er. Trainer Achim Hollerieth pflichtet dem Finanzvorstand bei: "Solche Dinge sind extrem wichtig, ansonsten wissen die Jungs nicht, für wen sie tatsächlich arbeiten."

Der Übungsleiter hatte daher auch nichts dagegen, den Trainingsbetrieb für ein paar Stunden zu unterbrechen. Es sei zwar eine Idee von Mokosch gewesen, aber er stehe voll hinter dem Vorschlag, erklärte Hollerieth Donnerstagmittag vor dem Halberstädter Dom.

Dombaumeister Dr. Volker Lind führte die Spieler durch den Dom und im Anschluss bis auf das Dach der Kathedrale. "Solche Führungen mit so vielen Leuten sind auch für mich nicht alltäglich", gibt er zu. Zwar gebe es mehrmals im Jahr die Möglichkeit, die Glockentürme hochzusteigen, aber so sei es doch etwas Besonderes.

Vor allem die Neuzugänge zeigten sich vom Dom und den Geschichten darum beeindruckt. Mittelfeldspieler Pascal Eggert ist erst vor wenigen Wochen aus Elmshorn in die Domstadt gewechselt. "Es ist schon ein Unterschied zwischen Hamburg und Halberstadt, allein schon der Größe wegen, aber das hier beeindruckt mich", sagt der gebürtige Lüneburger.

Als der Dombaumeister den Spielern die Geschichte der "Domina" erzählt, geht ein Raunen durch die Reihen. "Die haben mit nur einhundert Männern die Glocke hier hochgezogen?" Der neue Verteidiger Kevin Nennhuber kann es nicht glauben. Auch die Schilderungen des Festes auf dem Domplatz, als die Glocke gegossen wurde, sorgen bei den Spielern für staunende Gesichter.

Etwas verhaltener waren hingegen die Reaktionen einiger Spieler, als Dombaumeister Lind sie einlud, mit ihm auf dem Bleigang die Aussicht auf die Stadt zu genießen. Dass das Team harmoniert, ließ sich daran erkennen, dass sich die skeptischen Spieler von ihren Mannschaftskameraden überzeugen ließen, zumindest einen Blick zu wagen und den Rand des hohen Domdaches zu betreten.

Der Neuzugang aus Magdeburg, Telmo Teixeira-Rebelo, genoss die seltene Möglichkeit, seine neue fußballerische Heimat aus diesem ungewöhnlichen Blickwinkel zu betrachten. "Ich lebe in Magdeburg, aber ich hoffe, die schönen Ecken von Halberstadt bald kennenzulernen", sagt der Mittelfeldspieler. Bisher sei noch keine Zeit gewesen, da die Vorbereitung auf die neue Saison sehr viel Zeit in Anspruch nehme.

Auch Kevin Schlitte, bereits vor zehn Jahren für zwei Spielzeiten bei Germania aktiv, äußert sich positiv. "Ich habe zwar noch keine Zeit gehabt, mich in der Innenstadt umzusehen, aber das gesamte Umfeld des Vereins, Stadion, Kabinen, Trainingsgelände haben sich so verändert, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte."

Zeit für ein paar Späße gab es während des Aufenthaltes in den Glockentürmen. Die Spieler konnten sich als Glöckner versuchen und durften den Klöppel von Hand bedienen. Torhüter Danilo Dersewski erntete von seinen Teamkollegen Applaus, da er trotz der Lautstärke mit wachsender Begeisterung die Glocke klingen ließ. Auch die Namen der kleineren Glocken am Domgeläut sorgten bei der Mannschaft für Gelächter. Bratwurst, Sauerkraut, Stimpimp und Langhals fanden die Spieler zu lustig.

Die Eingewöhnung der neuen Spieler wird vermutlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen, ist sich auch Christian Mokosch sicher. Aber man versuche, mit Aktionen wie dieser, den Fußballern das Einleben zu erleichtern. "Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch, aber ansonsten fühle ich mich in meiner Wohnung in Halberstadt schon wohl", erzählt Pascal Eggert.

Trainer Achim Hollerieth ist zuversichtlich, dass der Erfolg sich einstellt, wenn die Identifikation mit der Stadt und dem Verein da ist: "Daran arbeiten wir. Jeden Tag", sagt er.