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WM-Debüt im Vierer Mit einem Ruder ins Glück

Die Ruderin Lena Dankel vom SCM war bis zum Mai acht Jahre lang im
Skullen zu Hause, dann ist sie in den Riemenbereich gewechselt: Zur
U-19-WM in Hamburg fährt sie im Vierer ohne um eine Medaille. "Das ist
ziemlich überraschend", findet die 18-Jährige.

Von Daniel Hübner 02.08.2014, 03:16

Berlin l Lena Dankel weiß allein mit ihrem Lachen zu begeistern, sie nimmt dann jeden mit auf ihre Reise durch die gute Laune des Lebens. Sie kann damit auch jegliche Mühen eines Tages verbergen, wenn es diese überhaupt zu verbergen gibt. Neulich im Trainingslager des Deutschen Ruderverbandes (DRV) an der Regattastrecke in Berlin-Grünau durfte der ausgeruhte Besucher in äußerst viele müde Gesichter schauen. Die Hitze drückte auf das Gemüt, die Trainingsbelastung auf den Körper. Nur Lena Dankel, 18 Jahre, lächelte ihr sympathisches Lächeln einfach weiter. Und erklärte dann außerdem: "Ich glaube, ich stecke die Anstrengungen hier noch am besten weg."

Die Anstrengungen in jener Zeit bedeuteten in Zahlen: 160 bis 180 Kilometer pro Woche Rudern plus Kraft- und Athletik- und Laufeinheiten, wie Sachsen-Anhalts Landestrainer Bernd Stumpe aufzählte. Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung (kurz: UWV), wie diese Wochen vor den U-19-Weltmeisterschaften in Hamburg (6. bis 10. August) genannt werden, "ist ja ein Mini-Jahresverlauf", erklärte Stumpe. In der ersten Hälfte geht es um Kraft und Ausdauer, in der zweiten um Taktik und spezielle Wettkampfbelastung.

Lena Dankel glücklos im Einer

Für Dankel ist die UWV vor allem ein großes Glück, das "ja ziemlich überraschend kam", weiß Dankel. Die Athletin vom SC Magdeburg hat acht Jahre lang nur geskullt, aber zu ihrer ersten WM überhaupt fährt sie nun als Riemenruderin: im Vierer ohne mit Leah Labudde, Vanessa Wuttig und Carolin Dold. Und wenngleich es für die Mädchen im Training manchmal noch schwierig ist, den gemeinsamen Rhythmus im Boot zu finden, "weil wir eine unterschiedliche Schlagstruktur haben", sagte Dankel, "kommt es im Wettkampf bei uns gut zusammen". So wie bei den deutschen Meisterschaften Anfang Juli, als die vier jungen Damen den Titel gewannen.

Umsteigen, aufreiben, Siege eintreiben: Gegen dieses Glück mit nur einem Ruder in beiden Händen hat sich Lena Dankel zunächst gewehrt. Ein Jahr ist es her, als ein Wechsel in den Riemenbereich bereits angedacht war. "Aber ich wollte von niemandem abhängig sein", wiegelte sie damals ab, sie wollte ihr autonomes Dasein im Einer nicht verlieren. Der Einer hat ihr jedoch kein Glück gebracht, nicht im vergangenen und nicht in diesem Jahr. Schon bei der ersten Leistungsüberprüfung im April in Köln war ihr ursprünglicher WM-Plan, im Doppelvierer zu starten, aus dem Ruder gelaufen. "Ich glaube, dass der Schritt vom Skull- in den Riemenbereich im Mai deshalb für Lena der richtige gewesen ist", meinte Landestrainer Stumpe. Und zwar nicht nur in technischer Hinsicht.

Dankel auf drittem Platz im Vierer

Skullen war für Lena Dankel immer eine Kopfsache: die eigenen Erwartungen (zu) hoch, die Rückschläge (zu) häufig. Jetzt hat sie festgestellt: "Riemen macht mir mehr Spaß, vor allem, weil ich nicht mehr alleine im Boot sitze. Ich kann mich gut einbringen, es ist von der Bewegung her sehr anspruchsvoll."

Im Vierer ohne Steuermann wird sie bei der WM an Position drei Platz nehmen. "Auf Maschine", sagte sie lachend. "Da sitzen meistens diejenigen, die vieles über Kraft machen." Bei Lena Dankel passiert auch vieles über Selbstreflexion und Intelligenz. Sie hat ihr Abitur mit Note 2,1 abgelegt, sie wird Internationales Management in Magdeburg studieren. Sie wird also ihrer Heimat, dem Rudern und dem SCM treu bleiben, wie auch immer die WM-Premiere für sie endet.

Und Gold für ihr Lachen hat sie sowieso schon gewonnen.