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Handball Die Gebrüder Gebala sind beim SCM angekommen

Die beiden Talente aus Polen sind ein Jahr nach dem Wechsel gefördert und gefordert. Trainer Sveinsson belohnt Trainingseifer mit Einsatzzeiten.

Von Janette Beck 14.08.2014, 01:17

Magdeburg l Ein 18- und ein 20-Jähriger sorgen derzeit bei Magdeburgs Handball-Bundesligisten für Furore. Die Rede ist von den "jungen Wilden" des SCM, den Gebrüdern Gebala. Der Ältere, Maciej, wusste zunächst beim Saisonauftakt gegen Skjern als Kreisspieler und Abwehr-Feuerwehrmann zu überzeugen. Danach gingen die Brüder gemeinsam beim Miesner-Turnier, hier vor allem im Gruppenspiel gegen ihre Landsleute von Wisla Plock, erfolgreich auf Torejagd. Und am Dienstagabend in Naumburg gegen die Füchse Berlin, da trumpfte der Jüngere, Tomasz, groß auf. Sechs Tore steuerte der baumlange Schlacks zum 29:29 (15:15) bei. Damit war der Rückraum-Linke neben Torjäger Robert Weber (9/4) bester SCM-Schütze.

Der rasante Aufstieg der Gebalas ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass sie erst vor einem Jahr ihre polnische Heimat Danzig verlassen haben, um im Nachbarland die Handball-Welt aus den Angeln zu heben. "Unseren Eltern ist es sicher schwergefallen, uns ziehen zu lassen", blickt Maciej zurück, "aber sie wussten uns in guten Händen und haben das Ganze unterstützt, denn der SCM hat bei uns in Polen einen exzellenten Ruf und ist für seine gute Arbeit mit dem Nachwuchs bekannt."

Während der Kreisspieler zunächst an den Drittligisten Aschersleben ausgeliehen wurde, verdiente sich Tomasz auf der Königsposition bei den SCM-Youngsters erste Sporen. Eine Saison später ist wieder zusammen, was zusammengehört. Und die Gebalas gehören nicht nur zum siebenköpfigen "Perspektivkader 2016" des SCM, sondern liegen auch bei Cheftrainer Geir Sveinsson hoch im Kurs. Und das nicht nur, wegen ihrer Handball-Gardemaße von 1,96 Meter (Maciej) und 2,03 Metern (Tomasz). "Die beiden machen einen sehr guten Job. Sie geben im Training 100 Prozent Gas und sind bestrebt, jeden Tag dazuzulernen", so der Coach, der den Trainingseifer der Polen mit Einsatzzeiten zu honorieren weiß.

Auch Maciej sieht die Entwicklung durchweg positiv: "Als wir damals aus Polen losgezogen sind, da haben viele gesagt, dass ist noch zu früh für uns. Aber wie man sieht, war das genau der richtige Zeitpunkt. Im letzten Jahr noch 3. Liga, und jetzt spiele ich gegen die absoluten Spitzenteams wie THW Kiel oder die Füchse, das ist Wahnsinn. Was will ich mehr?"

Dass sie die komplette Vorbereitung und sogar auch bei den Testspielen der "Großen" mittendrin, statt nur dabei sind, dürfe jedoch nicht überbewertet werden, so der Kreisspieler, der sich in Ilsenburg noch mehr als über die eigene, über die Leistung seines Bruders gefreut hat, der gegen Plock in acht Minuten sechs Tore erzielt hatte. Maciej: "Dass wir momentan große Spielanteile bekommen, hat natürlich auch damit zu tun, dass der eine oder andere Stammspieler ausgefallen ist. Aber wir nehmen beide gerne alles mit, was geht. Es ist wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Und ich finde es toll, dass uns der Trainer nicht nur dann bringt, wenn es um nichts mehr geht. Gerade die Drucksituationen bringen einen nach vorne."

Um seine Ziele zu erreichen, müssen Prioritäten gesetzt und Kompromisse eingegangen werden. "Alles Gute ist nie zusammen, so ist das im Leben", weiß Maciej, der die Familie im Vorjahr nur viermal daheim besuchen konnte und zugibt, Heimweh gehabt zu haben - auch, weil die Freundin wegen ihres Studiums in Polen bleiben musste. "Anfangs war es schwierig, vor allem wegen der Sprache. Inzwischen fühlen Tomasz und ich uns in Magdeburg sehr wohl. Und meine Freundin versucht, mindestens einmal im Monat nach Magdeburg zu kommen."

Und wer gesehen hat, wie sich van Olphen Co. in Ilsenburg oder Naumburg mit den Polen mitgefreut haben, weiß: Die Gebrüder Gebala sind tatsächlich angekommen - in Magdeburg und erst recht beim SCM.