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Computergestütztes Handballtraining Sveinsson bringt in Magdeburg "Wunderwaffe" zum Einsatz

Von Janette Beck 23.08.2014, 01:22

Magdeburg l Locker, entspannt und meist lächelnd - wer Geir Sveinsson außerhalb der Getec-Arena trifft, ahnt nicht, dass er zwei Gesichter hat: "Außerhalb meiner Arbeit bin ich sehr ruhig, gelassen, aber sobald es um meinen Job geht, kenne ich nur eines: 100 Prozent Gas geben." Seit 15 Jahren ist der Isländer Trainer mit Leib und Seele und einem Ziel: "Ich will Erfolg haben." Aber das gehe im Profihandball nur im Team, "nur wenn alle alles geben. Wenn ich bereit bin, das zu tun, dann kann ich das auch von meinen Spielern erwarten. Und wenn ich sehe, das klappt nicht, kann ich auch laut und böse werden."

Um zu verdeutlichen, was er meint und warum er "keine halben Sachen mag", macht der Isländer eine einfache Rechnung auf. "Bei sechs- bis achtmal Training die Woche - die Vorbereitung mal ausgenommen - kommt man gerade mal auf 18 Stunden. Das ist nicht viel." Jeder Tag habe nur 24 Stunden, und jeder Spieler habe natürlich auch außerhalb des Handballs seine Pflichten und seine Aufgaben: Familie, Ausbildung, Studium. "Aber die Zeit, die uns bleibt, um die Mannschaft zu entwickeln, ist begrenzt. Und sie ist kostbar. Also muss jeder bei der Sache sein, wenn wir zusammen sind. Training ist nun mal Training, das heißt maximal vier Stunden am Tag, volle Konzentration und vollen Einsatz."

Umfangreiches virtuelles Trainingsprogramm

Zur Arbeit eines Profis gehören nach Sveinssons Ansicht deshalb nicht nur handballspezifisches Training, Athletik und Kondition bolzen, sondern auch jede Menge Kopfarbeit. Und die hört nach dem Training nicht auf. Im Gegenteil, mit der Ära Sveinsson haben beim SCM die "Hausaufgaben" begonnen. Der Isländer ist nämlich seit Jahren ein großer Verfechter und Nutzer des Handball-Computerprogramms "Sideline". Und diese Wunderwaffe - Made in Island - bringt der 50-Jährige nunmehr auch in Magdeburg zum Einsatz.

In der Praxis bedeutet das, jeder Spieler hat einen privaten Zugang und kann sich zu jeder Zeit und von jedem Ort einloggen und auf die SCM-Datenbank zugreifen. Gefüttert ist diese mit Trainingsprogrammen, Terminen, Zeiten, Videomaterial, Übungen und Statistiken. "Über \\\'Sideline\\\' können die Spieler auf alle wichtigen Infos über unser eigenes Spiel, über das des Gegners und auf jeden Einzelnen zugeschnittene Video-Clips zur Taktik zugreifen. Das geht schnell und ist zur individuellen Vor- und Nachbereitung optimal", sagt Sveinsson über seine Maßnahme, die den Spieler zum "Mitdenken" anhalten und im Endeffekt dessen Körper und Geist in Einklang bringen soll.

Damit van Olphen Co. aber den bevorstehenden Gegner per Mausklick "auseinandernehmen" können, muss zuerst der Trainer mehrere Videos angeschaut und analysiert haben. Dann werden rund vier Stunden Videomaterial zerstückelt und auf 20 Minuten portionsgerecht zusammengeschnitten. Sveinsson: "Vor allem für die Torhüter ist diese Art der Vorbereitung extrem wichtig. Um das Spiel des Gegners zu lesen oder sich bestimmte Wurfbilder einzuprägen, brauchst du einen frischen Kopf. Wer am Spieltag damit anfängt, wird nicht weit kommen."