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Videoanalyse und neue Spielzüge vor Lemgo-Spiel SCM legt Finger in die Wunde

Eigentlich war das Spiel des Handball-Bundesligisten SCM gegen Hamburg
eher eines zum Wegsehen. Vor allem im Angriff reihte sich eine
Grusel-Szene an die andere. Doch um wieder nach vorn schauen zu können,
war ein Blick zurück unablässlich. Und so lief die 25:26-Niederlage als
Dauerschleife im Videorekorder und wurde bis ins Detail seziert.

Von Janette Beck 15.10.2014, 01:11

Magdeburg l SCM-Geschäftsführer Marc Schmedt hatte gesagt, die zweite, vor allem im Angriff verlorene Partie in Folge "nicht so stehenlassen" zu wollen und zu können. Wie man sich eine kritische Aufarbeitung im Rahmen der Mannschaft vorzustellen hat, erläuterte er gestern - allerdings mit dem vorherigen wie nachdrücklichen Hinweis, die Kirche trotz allem im Dorf und "die Situation nicht eskalieren lassen" zu wollen. Denn, "wir haben aufgrund einer sehr schlechten Offensive das erste Heimspiel der Saison mit einem Tor verloren - nicht mehr und nicht weniger".

Mit Blick auf das nächste schwere Auswärtsspiel am Sonnabend beim TBV Lemgo (19 Uhr) sei es vor allem darum gegangen, "selbstkritisch mit den gezeigten Leistungen umzugehen, Fehler und Fehlverhalten offen anzusprechen und nach Lösungen und Verbesserungen zu suchen", so der Geschäftsführer weiter.

Also habe es neben Einzelgesprächen mit Führungsspielern wie Kapitän Fabian van Olphen oder Spielmacher Marko Bezjak am Tag nach der Hamburg-Niederlage "die längste und umfassendste Videoanalyse gegeben, die es wohl je beim SCM gab. Da wurde noch einmal so richtig der Finger in die Wunde gelegt", wusste Schmedt, der von der sportlichen Leitung in Persona von Geir Sveinsson und Steffen Stiebler über die eingeleiteten Maßnahmen auf dem Laufenden gehalten wurde, zu berichten.

Sein Eindruck am Dienstagnachmittag: "Ich kann versichern, dass inzwischen jeder Einzelne weiß, was nicht gepasst und wer welche Fehler gemacht hat." Nachdem die Spieler ein freies Wochenende hatten, um alles zu verarbeiten, stünden sie seit Montag wieder im Training. "Jetzt wird daran gearbeitet, die einzelnen Bausteine passend zu machen, damit in Lemgo eine akzeptable Leistung über die vollen 60 Minuten und zwei Punkte herausspringen", so Schmedt.

Stiebler, der sich zu allererst nur mit dem Trainer die Partie per Video angeschaut hatte, "um ganz in Ruhe und mit weniger Emotionen nach den wirklichen Fehlern und Ursachen zu suchen", kommt unter anderem zu dem Schluss, dass der Sieg gegen Flensburg zu Augenwischerei verführt habe. "Die Spiele in Gummersbach und gegen Hamburg sind der Beweis, dass wir spielerisch einfach noch nicht so weit sind, wie der eine oder andere glaubt. Wir sind eine Mannschaft, die sich alles hart erarbeiten muss, nichts geht von alleine."

Als derzeit größte Achillesferse hat der einstige Abwehrchef des SCM den Rückraum ausgemacht. "Da ist Marko Bezjak bislang noch zu sehr auf sich alleine gestellt. So nach dem Motto: Der macht das schon." Doch die Auslöserhandlungen des dynamischen und spielwitzigen Slowenens verpuffen im Nichts, weil es den "Halben" Espen Lie Hansen, Andreas Rojewski und Jure Natek an Sicherheit und Durchschlagskraft mangelt. Das hätten natürlich auch die Gegner spitzgekriegt, so Stiebler: "Weil der Rückraum kaum Torgefahr ausstrahlt, steht die Abwehr auf sechs Meter und der Kreis wird zugemacht. Dadurch fehlen uns insgesamt die einfachen Tore. Mit neuen Spielzügen, mehr Kreativität und Tempo versuchen wir jetzt dagegenzusteuern."

Um in Lemgo in die Erfolgsspur zurückzukehren, setzt die Mannschaft um Kapitän van Olphen nicht nur auf die Kraft von innen, sondern auch auf die von außen - sprich den "achten Mann". Also wurde kurzerhand beschlossen, allen Fans, die die Busfahrt über die SCM-Fanbetreuung gebucht haben oder noch buchen wollen, den Eigenanteil von 7,50 Euro aus der Mannschaftskasse zu bezahlen. Ein zweiter Bus sei bereits gechartert, informierte der Verein. Interessenten können sich per E-Mail anmelden (g.blume@sc-magdeburg.de).