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Handball-Bundesliga Der Ruck kommt, als Weber geht

Der SCM hat nach einer "Mini-Krise" im Angriff und zwei knappen
Niederlagen die erhoffte Reaktion gezeigt und am Sonnabend einen
ungefährdeten 30:23 (11:10)-Sieg in Lemgo eingefahren. Erfolgreichster
Schütze war diesmal nicht Robert Weber, der nach einem Foul Rot gesehen
hatte (46.), sondern Andreas Rojewski (7/1).

Von Janette Beck 20.10.2014, 01:22

Lemgo l Der SCM, der SCM, der SCM ist wieder da - und mit der von über 100 mitgereisten Fans bejubelten Wiedergeburt waren auch eine lange nicht so geschlossene Mannschaft, ein wiedererstarkter Rückraum (insgesamt 18 Tore), ein Kapitän Fabian van Olphen als Torjäger (5), ein Andreas Rojewski als treffsicherer Ersatz auf Außen und vom Siebenmeterpunkt sowie eine vor allem in der zweiten Hälfte perfekte Symbiose von Abwehr und Torhüter in der Lipperlandhalle zu bestaunen.

Das waren offensichtlich genug Gründe, um gemeinsam nach dem Abpfiff ausgiebig die "dritte Halbzeit" zu feiern. Und das ausgelassen, lautstark und vermutlich wohl auch mit Verlängerung, denn die Mannschaft hatte den treuen Anhängern nicht nur den Eigenanteil der Reisekosten aus der Mannschaftskasse spendiert, sondern auch noch zwei Kästen Bier ...

Der Einsatz hat sich am Ende in jeder Beziehung für van Olphen Co. ausgezahlt. Obwohl sie über die Stationen 9:7 (22. Minute), 14:14 (37.(19:17/44.), lange gebraucht hatten, um sich vom Druck, gewinnen zu müssen, zu befreien. Doch nach einem kräftigen Ruck, der durch die Mannschaft ging, als Weber für ein Foul mit Rot bestraft wurde, konnte mit einem 5:0-Lauf zum 26:19 (53.) schließlich alles klargemacht werden.

"Nach den zwei Niederlagen in Folge war es ganz wichtig für uns, heute zu gewinnen", waren auch SCM-Trainer Geir Sveinsson die Erleichterung anzusehen. Das Lachen in seinen Augen und das breite Grinsen war nicht zu übersehen. "Ich bin stolz auf meine Spieler und wie die Mannschaft gespielt hat. Die Abwehr war stark und unser Torhüter war ganz stark. Wir haben das ganze Spiel diszipliniert und im Kollektiv und mit Geduld durchgespielt."

Dass es anfangs mehr Not gegen Elend denn sehenswerter Handball in der stärksten Liga der Welt war und beide Teams vor allem Probleme im Angriff offenbarten, hatte auch Steffen Stiebler gesehen: "Da war der Druck zu merken, denn sowohl für Lemgo als auch für uns ging es um viel. Beide Mannschaften waren zum Siegen verdammt." Doch zum Glück hatte der SCM diesmal gegen ersatzgeschwächte Lemgoer das bessere Ende für sich: "In der zweiten Hälfte haben wir dann die Cleverness auf die Platte gebracht, die uns zuletzt etwas fehlte. Da haben wir in der entscheidenden Phase Ruhe bewahrt und uns abgesetzt", so der Sportchef, der ebenfalls Deckung und Torhüter Quenstedt lobend hervorhob.

Ende gut, alles gut hieß es auch für den "bösen Buben" Weber nach der Matchstrafe: "Das habe ich auch noch nie so erlebt. Das Ding war eigentlich ein Allerweltsfoul auf Außen, dass ich dafür Rot kriege, ist ein Witz", so der Rechtsaußen, der unter dem Applaus der Fans im SCM-Block Platz genommen hatte. "Aber sei`s drum, im Endeffekt hat es ja nicht geschadet, dass ich rausmusste. Im Gegenteil. Und wenn die Reaktion der Mannschaft immer so ist, dann nehme ich in Zukunft öfter mal eine Rote Karte in Kauf."

Lemgo: Bauer, Desrüsse - Hornke 4/3, Schneider 5, Hermann 3, Pekeler 1, Lemke 4, Hörning, Zieker 5, Niemeyer 1, Pöhle, Bechtlaoff
Magdeburg: Green, Quenstedt - Weber 6/3, Bezjak 2, Haaß 1, Lie Hansen, Jurecki, Bagerstedt 2, van Olphen 5, Rojewski 7/1, Natek 6, Grafenhorst 1, Musche
Schiedsrichter: Pritschow/Pritschow (Stuttgart). Zuschauer: 4122. Siebenmeter: Lemgo 4/3, SCM 5/4. Zeitstrafen: Lemgo 4; SCM 5 + Rote Karte für Weber (Foul/46. Minute)