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SC Magdeburg Ratlos in der Achterbahn

13 Spiele, 15:11 Punkte, sechster Tabellenplatz: Handball-Bundesligist SC Magdeburg liegt rein statistisch auf Kurs Saisonziel. Rein spielerisch lag der SCM allerdings zu oft und zu weit daneben. Das Problem würden die Verantwortlichen gerne lösen, wenn sie sich die Ursache nur erklären könnten.

Von Daniel Hübner 19.11.2014, 02:15

Magdeburg l Ging es laut zu oder leise? Gab es Kritik von und an Spielern? Man hätte die Liste solcher Fragen beliebig fortführen können, Steffen Stiebler hätte keine konkrete Antwort gegeben. Alles, was am Sonntag nach der 25:29-Niederlage bei TuS N-Lübbecke besprochen wurde, wurde in den Mantel des Schweigens gehüllt.

"Wir haben mit der Mannschaft geredet, Inhalte bleiben intern", erklärte der Sportliche Leiter des SCM. Nur eine Frage blieb auch in diesem Kabinengespräch unbeantwortet: Wie kann es nach einem Angriffserfolg gegen die MT Melsungen (37:33) nur sechs Tage später in Lübbecke zu solch einem Leistungsabfall kommen? Stiebler: "Wir können es uns nicht erklären." Eine Ratlosigkeit, die ihn hörbar nervt.

SC Magdeburg mit Leistungsproblemen bei Spielern

Die Denkweise eines Spielers erklärt sich zuweilen in seiner Lebensweise, aber in dieser Hinsicht haben die Verantwortlichen nichts Negatives bemerkt: "Wir gehen davon aus, dass jeder nach den Regeln eines Profis lebt", betonte Stiebler. Deshalb ist eine disziplinarische Strafe nie in Betracht gezogen worden.

Das wäre auch die schlechtmöglichste Antwort auf die fehlende Konstanz - gerade im Angriff, zuletzt auch in der Abwehr. Die bestmögliche wäre die noch fehlende Integration der neuen Akteure Espen Lie Hansen, Jacob Bagersted und Jannick Green - aber nach 13 Spieltagen kann dies als Begründung nicht mehr herhalten. "Wir haben in vielen Spielen gezeigt, dass der Angriff funktioniert", meinte Stiebler. "Aber wenn die individuelle Leistung nicht funktioniert, dann haben wir ein ganz großes Problem."

Einen konkreten Vorwurf wollte er nicht unternehmen. Stattdessen verwies er auf die Konkurrenz: "Das Problem haben auch die Gegner, die kurz vor oder hinter uns stehen in der Tabelle, alle haben damit zu kämpfen" - HSV Hamburg (4.), Füchse Berlin (5.), Hannover-Burgdorf (7.) oder eben Lübbecke (8.). "Wir können nur weiter versuchen, Woche für Woche daran zu arbeiten", so der 43-Jährige. Auch am Kader? "Wir führen momentan Gespräche mit potenziellen Neuzugängen für den Rückraum und die Kreisposition - aber nur mit Blick auf die Saison 2015/16."

Robert Weber hat zuletzt eigentümlicherweise ein Selbstgespräch darüber geführt, wie er Siebenmeter anders werfen kann als jene, die er zuvor erfolgreich vollendete. "Die ersten Saisonspiele lief es sehr gut, und ich dachte, dass ich was ändern muss", erklärte er auf der SCM-Homepage einen unerklärlichen Gedanken, wie er selbst am Dienstag im Gespräch mit der Volksstimme befand.

Was ist normal beim SC Magdeburg?

An zwei vergebenen Siebenmetern kann es nun nicht liegen, dass der SCM zuweilen spielt, wie er beim 22:34 in Kiel oder in Lübbecke gespielt hat - zwei Tiefpunkte einer seltsamen Achterbahn durch die Saison. "Nach solch einem Spiel wie gegen Melsungen", sagte der 28-jährige Weber, "können wir eigentlich mit breiter Brust in die nächste Aufgabe gehen, müssen einfach unseren Stiefel runterspielen, weil wir wissen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Bei uns wirkte in Lübbecke aber alles gehemmt." Stiebler ergänzte: "Uns fehlt dann die mentale Bereitschaft, uns auf den nächsten Gegner vernünftig vorzubereiten." Und dann eine normale Leistung abzuliefern. Aber wie definiert sich beim SCM normal?

Normal ist jedenfalls nicht durchschnittlich. Durchschnittlich reicht nicht mal aus, um eine Niederlage erträglicher zu gestalten. Normal ist beim SCM immer einige Prozente mehr in allen Bereichen. Für Weber sind Leistungen normal, wie sie in der vergangenen Saison zu einem Sieg und einem Remis gegen Kiel führten. "So müsste es immer aussehen", meinte Weber und ergänzte: "Es kann sein, dass ich mir mal einen vergebenen Siebenmeter vorwerfen muss. Aber ich kann mir nie vorwerfen, nicht alles für die Mannschaft gegeben zu haben. Mein Ziel ist es immer, mich von Spiel zu Spiel zu verbessern."

Das vermeintlich Einfachste muss also am Sonnabend gegen Aufsteiger TSG Friesenheim (15 Uhr, Getec-Arena) für alle gelten: "Da muss eine Trotzreaktion her, ganz klar", erklärte der beste Bundesliga-Werfer mit glatt 100 Toren laut. Sportchef Stiebler machte es kurz und leise: "Gegen Friesenheim müssen wir zu Hause gewinnen, mehr muss man dazu nicht sagen."