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Doppelsitzer Eggert/Benecken Neuer Schlitten, neues Glück

Von Daniel Hübner 28.11.2014, 02:15

Oberhof l Toni Eggert und sein Sozius Sascha Benecken haben zwar die Weltcup-Qualifikation der deutschen Rodel-Doppelsitzer gewonnen, allzu viel Gewicht misst der 26-jährige Eggert dem Erfolg aber nicht bei. Die im Vorfeld für die Saison gesetzten Olympiasieger Tobias Wendl/Tobias Arlt hatten in der Selektion weniger ihre Form, dafür umso mehr ihr Material getestet. "Der Tag der Wahrheit kommt am Sonnabend in Innsbruck-Igls", erklärt Eggert vom BRC Ilsenburg zum Saisonstart in Österreich. "Dass wir alle Quali-Rennen gewonnen haben", weiß Eggert, "ist nämlich unrealistisch."

Material ist im Rodeln das Stichwort des Jahres. Am Material haben sich Diskrepanzen aufgebaut zwischen den Bundesstützpunkten Oberhof, zu dem auch Eggert/Benecken gehören, und Berchtesgaden. Die Blankenburgerin Tatjana Hüfner hatte den Diskurs über die Ungleichbehandlung der beiden Standorte durch den Bob- und Schlittenverband gleich nach ihrer Silberfahrt bei den Winterspielen in Sotschi eröffnet. Alle Rodel-Olympiassieger kamen nämlich aus Berchtesgaden, alle wurden mit Material von Georg Hackl, dem Bundestrainer, versorgt, alle hatten den mit Abstand schnellsten Schlitten. Das hatte auch Eggert zur Kenntnis genommen, aber er sagt: "Dort hat man sich über Jahre einfach einen Materialvorsprung erarbeitet."

Eggert selbst versucht, den Rückstand auf eigene Faust aufzuholen. "Unser Schlitten kam in Sotschi an seine Grenzen", hat er festgestellt. Es wurde deshalb "nur" Platz acht bei der Olympia-Premiere des Gespanns. "Klar haben wir im ersten Lauf einen Fehler gemacht, aber selbst mit zwei optimalen Läufen wären wir nur Fünfter geworden", hat Eggert analysiert. "Das hat mich innerlich fertiggemacht."

In Oberhof hat man dann "schon komisch" geguckt, als ihr Schützling Eggert seinen Umzug nach Berchtesgaden verkündete. "Aber aus rein privaten Gründen, meine Freundin lebt dort. Ich habe mir dort eine eigene Werkstatt aufgebaut. Aber ich bleibe Oberhofer." Eggert arbeitet nicht mit Hackl zusammen, er arbeitet für sich allein, er hat mit der Firma Thyssen-Krupp einen Entwicklungsvertrag vereinbart und "ein neues Schlitten-System entwickelt", das ihm zu neuem Glück verhelfen soll. "Und mein Trainer Jan Eichhorn in Oberhof hilft mir trotzdem, wo er kann. Das finde ich weltklasse", betont Eggert.

In ihrer vierten gemeinsamen Saison beginnt für Eggert und Benecken die Suche nach dem Optimum also wieder bei Null, und dieses Optimum zu finden, "schafft man nicht in drei Tagen", weiß der gebürtige Ilsenburger. Bis zur Weltmeisterschaft in Sigulda (Estland) im Februar soll das Gerät laufen. Und irgendwann "wollen wir unseren Blick auf den Gesamtweltcup richten", sagt Eggert. Anders: Eines Tages will er den Rückstand aufs Berchtesgadener Material aufgeholt haben.