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Schwimmen Der Schmetterling fliegt zu Bronze

Franziska Hentke hat erstmals in ihrer Laufbahn eine Medaille bei
Weltmeisterschaften gewonnen. Am Mittwoch holte sie Bronze über 200
Meter Schmetterling bei der Kurzbahn-WM in Doha. "Ich kann es kaum
glauben", jubelte sie.

Von Daniel Hübner 04.12.2014, 02:08

Magdeburg l Franziska Hentke hat eine kleine Wohnung in Magdeburg mit zwei Zimmern. Und immer wenn sie von ihren langen Reisen ins Trainingslager oder zu Wettbewerben an die Elbe zurückkehrt, greift sie zunächst zum Staubwedel. Zuweilen sieht sie ihre Wohnung nämlich wochenlang nicht - und womöglich hat sie sich ob dieser temporären Verwaisung wirklich nie Gedanken gemacht, in welcher Ecke sie ihren Medaillen nach Großevents ein Plätzchen widmen würde. So hat sich das nämlich am Mittwoch angehört, nachdem der "Schmetterling" des SCM zu Bronze bei der Kurzbahn-WM in Doha (Katar) geflogen war, und als sie auf die Frage nach dem Plätzchen lachend zurückfragte: "Ich kann es noch nicht mal glauben und du fragst, wo die Medaille ihren Platz findet?"

Es gibt also noch keinen Altar und noch keine Vitrine für das feine Edelmetall, ihre erste WM-Medaille überhaupt, die sie sich über 200 Meter Schmetterling in 2:03,89 Minuten - nur 42 Hundertstel über Bestzeit - erkämpfte. Hentke: "Optimal war es nicht, vor allem die Wenden waren wieder das Problem." Dieser nüchternen Analyse folgte zumindest das Versprechen, die Medaille genießen zu wollen. Einer Party in Doha erteilte die 25-Jährige allerdings eine mündliche Absage - nur genießen, schlafen und neue Kraft tanken.

Dass sie Kraft für Bronze überhaupt hatte, freute ihren Trainer Bernd Berkhahn: "Ich hatte auf 2:03 Minuten gehofft, das war mein Wunschziel." Vor allem war Berkhahn glücklich über die beiden Schlussbahnen, auf der sie das Tempo noch einmal angezogen hatte. "Auf den letzten 50 Metern hat sie richtig einen rausgepackt. Das hatte ihr in den vergangenen Monaten immer mal gefehlt."

Hentke war aber nicht nur Bronze-Gewinnerin, sie war zudem Teil eines historischen Finals: Weltmeisterin Mireia Belmonte aus Spanien knackte als erste Frau mit 1:59,61 Minuten die Zwei-Minuten-Marke. Sie gewann vor Katinka Hosszu (Ungarn/2:01,12). Das aber mache die Medaille für sie nicht wertvoller, sagte Hentke, sie ist auch so wertvoll genug. "Und jetzt konzentriere ich mich auf die nächsten Rennen", meinte sie. Das nächste startet für sie am Sonnabend mit dem Vorlauf über 100 Meter Schmetterling. Trainer Berkhahn würde sich freuen, "wenn sie wieder schnell schwimmen und sich für die Lagen-Staffel am Sonntag empfehlen kann".

Und wo wird die Medaille nun einen Platz in ihrer Wohnung finden? "Darüber denke ich auf dem Rückflug nach", sagte Hentke. Der dauert sechs Stunden, die sollten für zwei Zimmer reichen.