1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Krasniqi braucht einen langen Atem

Boxen Krasniqi braucht einen langen Atem

Von Janette Beck 10.12.2014, 01:12

Magdeburg/München l Seit 2005 jagt Robin Krasniqi nun schon dem großen Traum hinterher, als erster Box-Weltmeister seines Geburtslandes Kosovo Geschichte zu schreiben. Und es gibt Tage, da könnte sich der SES-Profi schon mal fragen: Wozu mache ich das eigentlich? Wenn er sich wie ein einsamer Wolf im Bayrischen Wald die Lunge aus dem Hals hetzt beispielsweise. Oder, wenn Krasniqi die Tatzen von SES-Cheftrainer Dirk Dzemski um die Ohren fliegen, dass es nur so kracht. Spätestens aber, wenn er beim Training in der Sportschule Vitalis, wo er sich regelmäßig das physische Rüstzeug für seine Kämpfe holt, zusammenbricht, weil eine "echte Höllenmaschine" ihm die Kraft zum Stehen raubt, könnten Zweifel an dem Sinn des Ganzen aufkommen ...

Doch der internationale Meister (WBA) und Intercontichampion (WBO) im Halbschwergewicht, der in Magdeburg gerade die letzte Sparringswoche vor der Titelverteidigung gegen den Polen Dariusz Sek bestreitet, zweifelt nicht. Krasniqi stellt auch den Erfolg seiner Mission nicht in Frage, obwohl er die erste und bislang einzige WM-Chance (Niederlage gegen den noch immer aktuellen WBO-Weltmeister Nathan Cleverly im März 2013) nicht hatte nutzen können. "Ich weiß, was ich will, und ich weiß, was ich kann. Ich habe viel gelernt und mein Schlagrepertoire noch erweitert."

Längerer Atem

Zudem hat das Konditionswunder nach einer dreimonatigen Vorbereitung auf den bevorstehenden Kampf einen längeren Atem denn je: "Ich bleibe am Ball und halte durch - erst recht, weil das Licht am Ende des Tunnels bereits zu sehen ist. Ich bin bei der WBO und der WBA auf Rang zwei - nicht mehr lange, dann bin ich die Nummer eins und Pflicht- Herausforderer und dann gibt es kein Entkommen mehr. 2015 wird mein Jahr!"

Dass jegliche Herausforderungen bislang auf taube Ohren gestoßen sind - vor allem auf die von WBA-Weltmeister Jürgen Brähmer, der am Wochenende seinen Titel gegen den unbekannten Polen Pawel Glazewsk durch einen K.o.-Blitzsieg verteidigt hat - könne er nicht ändern. "So ist das nun mal in diesem Geschäft", so Krasniqi. Aber es ärgere ihn, dass Brähmer nach so einer Titelverteidigung wie die letzte "die große Klappe hat und so tut, als würden alle guten Boxer vor ihm wegrennen. Das ist gelogen, denn es gab mehrere Anfragen von mir und meinem Promoter Ulf Steinforth. Nur haben Sauerland Co. bisher alles abgeschmettert", so Krasniqi.

Damit wirklich keiner mehr an ihm vorbeikommt, müsse er konsequent den nächsten Schritt gehen und in München gewinnen. Und eines kann er schon jetzt versprechen, so der gebürtige Kosovare, der die deutsche Nationalhymne auch diesmal wieder "aus tiefstem Herzen mitsingen" wird, weil er diesem Land alles zu verdanken habe: "Das Duell wird keine Witzveranstaltung, denn Sek ist in 22 von 23 Kämpfen ungeschlagen und damit alles andere als Fallobst."