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Lärmprobleme Thomas Voss: "Ich kann die Kritiker verstehen"

Die etropolis Motorsport Arena in Oschersleben hat sich zum kleinen Motorsport-Mekka gemausert. Doch die Rennstrecken muss auch heftige Kritik einstecken.

03.01.2015, 01:11

Oschersleben l Thomas Voss zieht "im Großen und Ganzen" eine zufriedenstellende Bilanz für die "etropolis Motorsport Arena" in Oschersleben. Im Interview mit Volksstimme-Redakteur Daniel Hübner berichtet er über die Pläne für das neue Jahr und erklärt sich zur aufgekommenen Kritik an der Lautstärke in der Arena.
Herr Voss, mit Ihrem Team haben Sie 2014 innerhalb von sechs Wochen den Saisonauftakt im ADAC GT Masters, den zweiten Lauf zum Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) und das Opeltreffen organisiert. Nun kehrt die DTM erst im September 2015 wieder in die "etropolis Motorsport Arena" zurück. Befürchten Sie Langeweile in Ihrem Haus?
Thomas Voss: (lacht) Nein, eigentlich nicht. Wir kommen im neuen Jahr zu dem Kalender zurück, den wir bis 2013 regelmäßig hatten. Das heißt: Saisonbeginn mit dem ADAC GT Masters im April und Saisonende mit der DTM im September. Das hat sich in den Jahren 2011 bis 2013 als sehr erfolgreich erwiesen. Dass wir die DTM in diesem Jahr aufgrund der Arbeiten am Lausitzring bereits im Mai ausgetragen haben, war im Vorfeld als einmalige Geschichte mit dem Rechtinhaber ITR vereinbart worden.
Sind Sie denn zufrieden mit dem Jahr 2014?
Im Großen und Ganzen ja. Die einzige Veranstaltung, bei der wir einen merklichen Rückgang spürten, war leider die DTM (6000 Zuschauer weniger als 2013/d. Red.). Aus vielen Telefonaten und E-Mails mit Kunden ließ sich ableiten, dass daran tatsächlich der frühe Zeitpunkt Schuld war. Vielleicht haben wir auch den Fehler gemacht, den Termin nicht rechtzeitig und weit genug zu streuen. Dagegen verzeichnen wir beim ADAC GT Masters stetig steigende Zuschauerzahlen, auch die Internationale Deutsche Motorrad-Meisterschaft oder die German Speedweek lagen auf oder über dem Vorjahresniveau. Und ich sehe es als Erfolg, wenn man das bei dem heutigen vielseitigen Freizeitangebot von sich behaupten kann.
Der Motorsport hat allgemein an Resonanz verloren. Es hat viele technische Veränderungen gegeben in den vergangenen Jahren, ob in der Formel 1 oder in der DTM, die kaum zu überblicken sind. Wurden die falschen Reize gesetzt?
Das glaube ich nicht. Die Technik ist nur ein Teil der gesamten Show Motorsport. Wenn ich mir die Formel 1 anschaue, war es sogar nötig, technische Veränderungen vorzunehmen. Dass die Autos nun vom Sound nicht mehr das sind, was sich der Fan vorstellt, ist eines der kleinsten Probleme. Und nimmt man die beiden Mercedes raus, die die Saison sehr dominant gestaltet haben, gab es dahinter tatsächlich sehr spannende Rennen.
In Deutschland sind wir in den vergangenen 20 Jahren allerdings sehr verwöhnt worden mit einer starken Medienpräsenz, mit Persönlichkeiten wie Michael Schumacher, Sebastian Vettel oder auch Nico Rosberg. Wir hatten zeitweise sechs, sieben deutsche Fahrer in der Formel 1. Und wir haben außerdem seit 15 Jahren eine toll funktionierende DTM. In anderen motorsport-traditionellen Ländern wie Frankreich oder Italien gibt es den Tourenwagen-Sport auf diesem hohen Niveau mit Live-Übertragung gar nicht. Ich sehe deshalb eher das große Thema gesellschaftliche Entwicklung als Ursache. In Zeiten, in denen man Rennen originalgetreu auf der Playstation nachspielen kann, muss man eben neue Wege finden, die Leute zum Motorsport abzuholen.
Zurück zur Arena, die Saison wirft ihre Schatten voraus: Wird es Neuerungen im Programm geben?
Wir sind in Gesprächen mit einigen Rennserien-Betreibern. Zum Beispiel darüber, wie zwischen 2007 und 2009 wieder einen Lauf zur deutschen Rallye-Cross-Meisterschaft auszutragen. Das ist leider terminlich nicht einfach zu koordinieren, weil die Cross-Gemeinschaft mit knapp 40 Autos zum einen recht klein ist, aber es trotzdem eine Zwei-Tages-Veranstaltung werden soll. Außerdem hatten wir über einen Lauf in der Blancpain GT Series, quasi das ADAC GT Masters international, im Herbst gesprochen. Aber erstens glaube ich nicht, dass man den Gästen im Jahr zwei ähnliche Serien anbieten sollte, und zweitens muss ich ehrlich sagen, wäre es für uns unwirtschaftlich.
Manchen in Oschersleben war es in diesem Jahr zu sportlich, öffentliche Kritik an der Lautstärke in der Arena wurde ebenso laut. Welche Botschaft haben Sie für die Kritiker?
Grundsätzlich haben wir nichts anderes gemacht als in den Jahren zuvor. Aber ich möchte die Kritik gar nicht leugnen, ich kann es im Einzelfall sogar gut nachvollziehen. Wir sind aber seit Jahren im Austausch mit den Behörden und den schärfsten Kritikern, versuchen darauf entsprechend zu reagieren, in dem wir die Zeitpläne unserer Veranstalter korrigieren oder die Veranstalungen so termineren, dass die Belastung für die Bevölkerung nicht zu groß ist. Wir sind aber nicht diejenigen, die über die maximal erlaubte Lautstärke der Fahrzeuge entscheiden. Da gibt es klare Motorsport-Reglements. Wir kontrollieren aber die Geräusch-Emission, und wer die gesetzlichen Vorgaben überschreitet, darf in der Arena nicht starten. Als betriebswirtschaftliches Unternehmen muss ich auf der anderen Seite aber auch ein verlässlicher Partner für meine Mieter sein. Die Leute müssen begreifen, dass in der Arena keine Horde wildgewordener Motorsportler herumläuft, sondern das alles, was hier passiert, wohl organisiert ist.
Wenn wir im Dezember wieder zusammensitzen und über 2015 reden, welche Wünsche sollen erfüllt sein?
Wir sind und bleiben ein Wirtschaftsunternehmen, die Zahlen müssen also stimmen. Mit dem Ergebnis 2014 bin ich sehr zufrieden, auch wenn noch einige Details in der Auswertung fehlen. Ich hoffe, dass wir in der DTM wieder auf das Niveau von 71 000 Zuschauern kommen wie 2013 und dass die anderen Serien sich so positiv entwickeln wie bisher. Womit wir uns verstärkt befassen, ist das Thema Motorrad. Fast 50 Prozent unseres Betriebs an zirka 270 Tagen besteht aus Motorradtrainings und -rennen. Wir merken aber, dass denjenigen, die unsere Strecken mieten, der Nachwuchs fehlt. Wir versuchen gemeinsam mit den Veranstaltern, junge Leute wieder aufs Motorrad zu bekommen.