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Rodeln Festival der Bahnrekorde

Die Blankenburgerin Tatjana Hüfner und der Doppelsitzer Toni
Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl) haben beim Rodel-Weltcup in
Oberhof jeweils den zweiten Platz belegt. Auf ihrer Heimbahn mussten
sich die Thüringer allesamt vor 7200 Zuschauern den "Gästen" aus Bayern
geschlagen geben. Zumindest den Bahnrekord ließ sich Hüfner nicht
nehmen.

Von Daniel Hübner 19.01.2015, 02:15

Oberhof l Oberhof am Sonntag: Ein starker Wind weht um alle Ecken, die Wolkendecke öffnet sich, das Thermometer zeigt minus vier Grad an, gefühlt sind es minus 15. Um 8.30 Uhr stehen fünf einsame Fans auf der Ziel-Tribüne und klammern sich an ein Segel mit Tatjana-Hüfner-Porträt. Natalie Geisenberger, die Sotschi-Olympiasiegerin, unternimmt den letzten Rundgang. Drei Stunden später steht die 26-Jährige aus Miesbach als Siegerin fest, es ist ihr fünfter Erfolg im fünften Weltcup-Rennen. Die Lokalmatadorin Tatjana Hüfner (31) wird Zweite trotz Bahnrekords, es ist der dritte internationale Podestplatz der Blankenburgerin in diesem Winter. 3000 Zuschauer waren ihre Zeugen.

Über ihre neue Bestzeit im 938 m langen Eiskanal freute sich Hüfner natürlich. Im zweiten Lauf hatte sie den Rekord mit 41,515 Sekunden aufgestellt. "Das ist eine kleine Entschädigung", meinte Hüfner. "Letztlich muss ich ehrlich zugeben, dass mir der erste Platz lieber gewesen wäre." Den hatte sie im ersten Durchgang an Geisenberger verloren, sie war deutlich langsamer gewesen auf der Bahn. Letztlich betrug der Rückstand in der Summe 0,072 Sekunden.

Gerade aus dem zweiten Lauf "ziehe ich mein Selbstvertrauen, wir können optimistisch in die nächsten Rennen gehen", meinte Hüfner bei inzwischen strahlender Mittagssonne. "Jetzt müssen wir daran arbeiten, dass wir zwei schnelle Läufe hinkriegen, um irgendwann auch wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen." Ihr letzter Weltcupsieg datiert aus dem Jahr 2013 in Sotschi.

Oberhof am Sonnabend: Nebelschwaden ziehen unter dem bedeckten Himmel durch, es ist mild, der Wetterfrosch hüpft auf die Sechs-Grad-Marke. Die Doppelsitzer eröffnen das Weltcup-Wochenende. Die ersten 1000 Fans stehen um 8.30 Uhr an der Bahn, 4200 sollen es an diesem Tag werden. Sie rufen "Toni, Toni" und "Sascha, Sascha", es bläst ein Blasorchester zum Angriff. Aber es wird schon in diesem Rennen kein Heimsieg, es wird Platz zwei für den Doppelsitzer mit dem Ilsenburger Toni Eggert und seinem Sozius Sascha Benecken aus Suhl. Ihr Lächeln ist danach gequält. "Das ist schmerzhaft", erklärte Benecken, 24 Jahre, zur Mittagszeit.

Beim Festival der Bahnrekorde, jeweils zweimal unterboten Eggert/Benecken und die Sieger Tobias Arlt/Tobias Wendl die bisherige Bestmarke, sind die deutschen Duos nicht wirklich zufrieden. Wendl: "Unser erster Lauf war wirklich schlecht." Eggert/Benecken hatten in jenem Lauf mit einem Fehler am Start bereits wertvolle Zeit verloren und mit 0,016 Sekunden Rückstand zur Halbzeit zurückgelegen. Nach beiden Rennen waren es 17 Tausendstelsekunden, weil Wendl/Arlt mit 41,368 Sekunden und eben Bahnrekord (938 Meter) im zweiten Lauf eine ebenso fulminante Fahrt hingelegt hatten wie das Thüringer Duo (41,369). "17 Tausendstel, das ist fast nichts. Deshalb kann man davon ausgehen, dass wir den Ausgang auch hätten drehen können", stellte Eggert klar. Wendl resümierte zufrieden: "Es ist schon was Besonderes, wenn man auf der Heimbahn von Eggert/Benecken gewinnt."

Für die Thüringer war es die zweite Niederlage gegen den "Bayern-Express" Wendl/Arlt in dieser Saison - nach drei Siegen. Sie führen dennoch die Gesamtwertung mit 55 Punkten Vorsprung auf die Sotschi-Olympiasieger an. Für beide Teams "liegt der Fokus auf der WM in Sigulda", bestätigten Arlt und Benecken. Die Weltmeisterschaften werden am 14./15. Februar in Lettland ausgetragen. Und dann ist Olympiasieger Felix Loch (Berchtesgaden) wieder klarer Favorit: In Oberhof gewann der 25-Jährige nach Bahnrekord im zweiten Durchgang (43,323 Sekunden auf 1065 Metern) mit 0,211 Sekunden Vorsprung auf Andi Langenhan (Zella-Mehlis) - womit die Lokalmatadoren allesamt ohne Sieg geblieben waren. Gejubelt wurde trotzdem.