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Rodeln Ein Duell auf Augenhöhe

Bei der WM in Sigulda führt der Titelkampf der Doppelsitzer nur über Eggert/Benecken und Wendl/Arlt.

Von Daniel Hübner 11.02.2015, 02:24

Magdeburg l In dieser Saison ist alles anders für den Doppelsitzer mit Toni Eggert aus Ilsenburg und Sascha Benecken aus Suhl. In dieser Saison fahren der Pilot und sein Sozius zum Beispiel als Führende im Gesamtweltcup zur Rodel-Weltmeisterschaft nach Sigulda (Lettland), am kommenden Sonnabend ab 9 Uhr bestreiten sie ihren ersten Lauf. Und in dieser Saison sehen sie sich einem gesteigerten Medieninteresse ausgesetzt. Es ist nicht so, dass sie diese Umstände beklagen, man muss es eher eine neue Herausforderung nennen.

Als Benecken nach dem zweiten Platz beim Weltcup im Januar in Oberhof den Presse-raum betrat, fragte ein Sprecher des Rodel-Weltverbandes, ob jemand überhaupt eine Frage habe an den 24-Jährigen. Und er ergänzte fast entschuldigend: "Der Junge hat bereits einen Spießrutenlauf hinter sich." Natürlich hatten alle Fragen. Zum Beispiel die Frage nach dem Druck, der nach den Siegen in den ersten drei Weltcuprennen in Innsbruck-Igls (Österreich), in Calgary (Kanada) und in Lake Placid (USA) entstanden sei und der dann womöglich weitere Erfolge in Königssee und eben Oberhof verhindert habe. Benecken atmete kurz durch und erklärte: "In Übersee haben wir unser Hotelzimmer und die Werkstatt, wir können uns ganz auf unsere Leistung konzentrieren. In Deutschland kümmern wir uns noch um Freikarten für die Familie, unternehmen Arztbesuche. Ständig klingelt das Telefon, alle wollen wissen, wie es gelaufen ist. Das ist schon etwas anderes." In Calgary standen zudem "50 Leute an der Bahn", so Benecken. In Oberhof waren es allein an ihrem Renntag mehr als 4000 Fans.

Und alle sahen das Duell zwischen dem "Thüringen-Express" Eggert/Benecken und dem "Bayern-Express" Tobias Wendl/Tobias Arlt. Vor dieser Saison war es ein Duell zwischen den ewigen Zweiten und den Weltmeistern und Sotschi-Olympiasiegern. Jetzt aber ist es ein Duell auf Augenhöhe. Eggert/Benecken starten mit vier, Wendl/Arlt mit drei Weltcup-Siegen in die WM. Einen Favoriten gibt es nicht.

Eggert, 26 Jahre, hat für diesen Erfolg Nächte verbracht in der Werkstatt in Berchtesgaden, dorthin ist er gezogen, seine Lebensgefährtin Olya betreibt in der bayerischen Idylle zwei Hotels. Er hat in der Vorbereitung getüftelt, bis das Gefährt seinen Ansprüchen entsprach. "Der Schlitten läuft wie sau", betonte Eggert und ergänzte ob des nun reduzierten Materialvorsprungs der Bayern: "Natürlich ist das eine Genugtuung. Wenn dieser Erfolg ausbleiben würde, müsste ich mich ja fragen: Wofür mache ich das alles eigentlich?"

Weltmeister wollen nun beide deutschen Doppelsitzer werden. Für Benecken wäre der Titelgewinn schon deshalb ein Traum, weil er am Sonnabend seinen 25. Geburtstag feiert. Aber es würde auch nicht verwundern, wenn beide Teams zeitgleich das Ziel erreichen. Eggert hatte trotzdem in Oberhof versucht, die Erwartungen auf das letzte Basislager vor dem Aufstieg zum Gipfel zu verlegen: "Wir dürfen nicht vergessen, dass ein zweiter Platz nicht der schlechteste ist in dieser Saison. Und ich würde nicht sagen, dass sich irgendwas verändert hat im Vergleich zu den vergangenen Jahren."