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SC Magdeburg Ziele neu definiert

Er hat den Verein stabilisiert und zurück in ruhiges Fahrwasser geführt: Seit fünf Jahren lenkt Dirk Roswandowicz als Präsident die Geschicke beim SC Magdeburg. Alle Wünsche und Hoffnungen des Unternehmers sind indes noch nicht in Erfüllung gegangen.

Von Thomas Juschus 27.06.2015, 03:06

Magdeburg l Ein Ziel von Dirk Roswandowicz hätte sich Mitte Mai fast erfüllt. "Als ich hier angetreten bin, habe ich mir vorgenommen, einen Meisterschafts- oder Pokalsieg mit den SCM-Handballern mitzuerleben", berichtet der SCM-Präsident. So dicht wie beim 31:32 nach Siebenmeterwerfen gegen die SG Flensburg/Handewitt im DHB-Pokalfinale waren die SCM-Handballer in der fünfjährigen Amtszeit von Roswandowicz noch nie an einem weiteren Triumph.

Ans Aufhören hätte Roswandowicz bei einem Pokalsieg trotzdem wohl nicht gedacht. Bis 2018 ist er gewählt, und auch darüber hinaus kann sich der 43-Jährige ein Engagement beim Magdeburger Traditionsclub vorstellen und hofft auf weitere Gänsehautmomente wie beim Final Four in Hamburg oder vor drei Jahren beim Gewinn von Olympia-Bronze durch Kanute Andreas Ihle.

15 bis 20 Stunden pro Woche investiert Roswandowicz seit fünf Jahren in das Ehrenamt, hat die nötige Rückendeckung und Freiheit von Frau Susan und seinen Söhnen Cedrik und Vincent. 2010 kam der ehemalige Fußballer (1. FC Magdeburg, FSV Lok/Altmark Stendal) quasi über Nacht zum SCM. René Bethke, damals wie heute Vizepräsident für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, stellte den Kontakt her. "Ich weiß noch genau, dass er von einer Mitarbeit im Verein sprach, vielleicht sogar ganz oben", erinnert sich Roswandowicz. "Und ich saß an meinem Schreibtisch und dachte: Wie kommen die denn um Himmelswillen auf mich? Aber anscheinend habe ich ins Profil gepasst." Im Juni 2010 wurde Roswandowicz erstmals zum SCM-Präsidenten gewählt.

Vereins-Image aufpoliert

Unter der Regie des athletischen, kahlköpfigen Mannes ist viel passiert. "Es ging am Anfang vor allem darum, alte Strukturen aufzubrechen", sagt der Unternehmer, der mit seiner Firma "Screenrent" weltweit LED-Videowände für Sportveranstaltungen, Messen und Konzerte vermietet.

Mit seinem kaufmännischen und wirtschaftlichen Sachverstand veränderte er unter anderem das Sportmarketing und die Sponsorenbetreuung und unterstützte Manager Marc Schmedt dabei, die einst finanziell gebeutelten Bundesliga-Handballer des SCM auf solide Füße zu stellen. "Es ist uns gelungen, den Verein wirtschaftlich zu konsolidieren und zu gesunden. Wir haben Ruhe. Wir sind in der Wahrnehmung offen, ehrlich und transparent. Wir haben ein gutes Image. Nur die sportliche Weichenstellung hat bis auf den Handball nicht so gut funktioniert", sagt Roswandowicz selbstkritisch.

Roswandowicz hat in den Jahren beim SCM lernen müssen, Abstriche zu machen. "Ich bin vor fünf Jahren angetreten und habe gesagt: Wir müssen zurück zu alter Stärke! Das sehe ich jetzt anders. Wir müssen unsere Ziele neu definieren. Medaillen bei Olympia sind nicht mehr machbar wie früher", sagt der SCM-Präsident. Die Gründe dafür sieht er aber nicht im Verein liegen. "Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen 20 Jahren in Ostdeutschland erheblich verändert. Junge Leute für den Leistungssport zu begeistern, ist viel schwieriger geworden. Der Rest der Welt hat deutlich aufgeholt.

Team funktioniert

Und wir wollen in Deutschland immer noch breit aufgestellt sein. Vielmehr sollte man sich auf Schwerpunkte konzentrieren. Und wir erwarten ein klares Bekenntnis der Politik zum Leistungssport, unterlegt mit der erforderlichen finanziellen Unterstützung für die Vereine", beschreibt Roswandowicz das Umfeld, in dem er sich mit dem SCM bewegen muss. "Früher hatten wir acht Medaillen bei Olympischen Spielen. In Rio wollen wir acht Starter vom SCM - das ist ein realistisches Ziel. Und alles, was in unseren Verantwortungsbereich fällt, wurde dafür getan", sagt der SCM-Chef.

Trotz starrer und vorgegebener Rahmenbedingungen hat Roswandowicz den Spaß am Ehrenamt nicht verloren. "Ich kann tatsächlich etwas bewegen. Unsere Entscheidungswege sind kurz. Der Verein ist flexibel, das Team funktioniert", sagt Roswandowicz, der rund 2500 Mitgliedern vorsteht und einen Etat von einer Million Euro verantwortet. Sein Wunsch bis zur nächsten Wahl 2018 ist deshalb klar: Den Weg der Konsolidierung und Professionalisierung fortsetzen. "Und alle müssen wieder mehr in Richtung Leistung denken, schließlich sind wir ein Leistungssportverein." Dann sind die nächsten Gänsehautmomente nur eine Frage der Zeit.