1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Friedrich "tanzt" durch die WM

Schwimmen Friedrich "tanzt" durch die WM

Am Sonntag beginnt für Johanna Friedrich vom SCM die Schwimm-WM in Kasan. Ihr Ziel ist "ein perfektes Rennen".

Von Daniel Hübner 01.08.2015, 01:01

Kasan/Magdeburg l Die Touristen in Belek müssen gejubelt haben, als Johanna Friedrich sich vor einem Springbrunnen im Ort am Bauchtanz versuchte. „Da kamen immer mehr Zuschauer. Das war wie eine Endlosschleife“, berichtete die 20-Jährige über den „Sklaventag“, der traditionell zum Trainingslager des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) vor einem Saisonhöhepunkt gehört und an dem Athleten zu Aktivitäten fern ihres Talents genötigt werden. In der Türkei hatte es also die WM-Debütantin Friedrich erwischt. Sie musste auch „Joana“ von Roland Kaiser singen. Dabei soll sie bei den Weltmeisterschaften in Kasan (Russland) vom morgigen Sonntag an nur schwimmen.

Nur? Man kann sich vorstellen, wie die Freistil-Spezialistin vom SC Magdeburg in diesen Nächten von Kasan mit Alexandra Wenk (München) im Hotelzimmer über ihre Möglichkeiten geflüstert hat. Friedrich berichtete am Freitag: „Mein Trainingszustand ist super, ich werde von Tag zu Tag lockerer. Und ich habe Bock, das Ding zu rocken.“ Am Sonntag beginnt für sie die Kasan-Reise über drei Stationen: Nach dem Auftakt über 400 Meter Freistil folgen die 200 Meter und die 4x200-Meter-Staffel. Ihre Ziele lauten: „Neue Bestzeiten schwimmen, einfach ein perfektes Rennen hinlegen. Und richtig toll wäre es, wenn wir mit der Staffel ins Finale kommen und somit das Olympiaticket sichern.“ Um in Rio 2016 dabei zu sein, müssen die jeweiligen Staffeln unter die Top Zwölf kommen.

Genau das erhofft sich Bundestrainer Henning Lambertz von seinen Schützlingen. 31 Beckenschwimmer schickt er in der Kasan-Arena, einem umgebauten Fußballstadion mit 12 000 Zuschauerplätzen, an den Start. Zu den aussichtsreichsten Medaillenkandidaten gehören Paul Biedermann (100, 200 Meter Freistil/Halle), Marco Koch (200 Meter Brust/Darmstadt) und auch Franziska Hentke (200 Meter Schmetterling). Biedermann und Hentke führen die Weltrangliste 2015 auf ihren Spezialstrecken an. Aber sie betonten zuletzt immer wieder: „Das hat für die WM keine Aussagekraft.“ Und Lambertz stellte letztlich klar: „Das Team ist entscheidend.“ Zwei bis vier Medaillen erwartet er von seiner Mannschaft.

Eine Medaille erwartet von Friedrich niemand. Aber alles, was über Bestzeit und perfektes Rennen hinausgeht, „wäre super“. Sie ist jedenfalls vorbereitet. Sie hat in Belek erst zirka fünf, zum Ende zirka vier Kilometer täglich geübt: „Viel Technik- und Starttraining“, berichtete sie. Ihre Taktik bis Sonntag lautet nun: „Ich will schon vorher so viel Stress wie möglich haben, um zum Wettkampf so entspannt und ruhig wie möglich zu sein.“ Dann lässt es sich auch im Wasser besser "tanzen".