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Kanu „Fehlstart“ in Richtung Rio

SCM-Olympiahoffnung Michael Müller verletzt sich unmittelbar nach dem Trainingsstart.

Von Janette Beck 22.09.2015, 23:01

Magdeburg l Auf ein Neues sollte es dieser Tage für Michael Müller heißen. Doch bevor der Canadierfahrer vom SCM mit Vollgas in die olympische Saison starten konnte, wurde er durch eine Rückenverletzung ausgebremst. Aber der 22-Jährige trägt den „Fehlstart“ mit der ihm in die Wiege gelegten Riesenportion Ruhe. Denn zum einen hatte er Glück im Unglück, dass sich die erste Diagnose Bandscheibenvorfall nicht bestätigt hat und es sich „nur“ um eine Muskelentzündung handelt. „Das kriege ich bis zum Auftakt-Lehrgang Anfang Oktober sicher in den Griff.“

Zum anderen verschafft ihm die Zwangspause nicht nur ein paar zusätzliche Kuscheleinheiten mit Freundin Lisa Marie, sondern auch die Muße, um die durchwachsene WM (siebter Platz im Zweier mit Peter Kretschmer aus Leipzig) sowie die letztlich doch verpasste Olympia-Qualifikation abhaken zu können. Denn gerade mal eine Woche „Urlaub“ hatte zwischen dem letzten Rennen beim Test-Wettkampf auf der Olympiastrecke in Rio („Das war die reinste Kloake, wir haben extra Wasserproben mit nach Hause genommen.“) und dem geplanten Wiedereinstieg ins Training vergangene Woche gelegen.

Die freien Tage hatte der Kanute nicht etwa damit verbracht, auf der faulen Haut zu liegen und den Akku aufzuladen, sondern er half seiner Schwester beim Umzug von Halle nach Würzburg. „Doch was macht man nicht alles für die Familie“, quält sich Müller augenzwinkernd ein „das ist doch selbstverständlich“ heraus. Was nachvollziehbar wird bei dem Nachsatz: „Es war der fünfte Umzug in drei Jahren.“

Etwas mehr Beständigkeit erhofft sich der angehende Industriemechaniker, der derzeit von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr bei seinem Ausbildungsbetrieb Getecarbeiten geht, bei seiner Mission „Rio 2016“. Soll heißen, Müller setzt weiter auf seinen Zweier-Partner Kretschmer (23), mit dem er seit Mai in einem Boot sitzt und den Weltcup in Duisburg gewonnen hatte. „Eigentlich sind wir ein gut harmonierendes Team, es passt. Daran ändert in meinen Augen auch nichts, dass es bei der WM nicht mit der erhofften Medaille geklappt hat.“ Das habe vielleicht auch daran gelegen, „dass die Saison sehr lang war und uns hintenraus die Fitness gefehlt hat. Ich denke, es wäre schon optimal, wenn wir Rio zusammen in Angriff nehmen.“

Die Sache ist nur die: Weil Müller/Kretschmer bei der WM wider Erwarten nicht den Quotenplatz für Rio erkämpfen konnten, wittert noch eine Handvoll weiterer Canadierfahrer ihre Chance auf einen Platz im Zweier – darunter die Magdeburger Yul Oeltze und Erik Leue. „Die Karten werden neu gemischt und das wird eine ganz enge Kiste“, sieht Müller der Wahrheit ins Gesicht. Bei der nationalen Qualifikation im April 2016 geht es erstmals ans bis dahin im harten Wintertraining „Eingemachte“. So richtig ernst wird es bei der kontinentalen Olympia-Qualifikation am 18./19. Mai 2016 in Duisburg. Nur jene, die hier Platz eins und zwei belegen, lösen das Rio-Ticket. Die Chance, dass dann ein Michael Müller dabei ist, schätzt dieser auf „50:50“ ein. „Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“