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Triathlon Bittners Ziel heißt Hawaii

Per Bittner ist der prominente Neuzugang im IBH Pro Triathlon Profiteam aus Osterburg. Sein Ziel ist die Ironman-WM auf Hawaii.

Von Daniel Hübner 07.02.2016, 00:01

Osterburg l 28 Grad, Sonne satt, Ozean vor der Haustür: Per Bittner lebt seit Oktober in der Oase Australien. Er wohnt in Point Lonsdale, 100 Kilometer westlich von Melbourne, im Haus eines Freundes. Er könnte dort die Einsamkeit der Strände genießen oder mit den Delfinen tauchen. Aber Bittner genießt selten, er trainiert die meiste Zeit und startet bei Wettkämpfen. Bittner ist Triathlon-Profi, speziell für die lange Strecke – 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,2  Kiloemter Laufen. Als Profi verdient er sich mit Wettkämpfen in Australien sein Geld. Und bereitet sich vor – auf Hawaii.

Extremer Ortswechsel: Im verschlafenen Osterburg in Sachsen-Anhalt ist es kühl, unangenehm kühl. Hier kann man nicht unbedingt vernünftig trainieren, hier kann man erst recht kein Geld bei Wettkämpfen verdienen. Aber in Osterburg wurde das IBH Pro Triathlon Team aus der Taufe gehoben im Januar 2015, eine Profi-Gemeinschaft von Freunden für Freunde. Bittner verstärkt das Team seit Januar. „Die Jungs und mich verbindet eine langjährige Freundschaft. Und bei dem Projekt, das Team in der nationalen und internationalen Spitze zu etablieren, wollte ich dabei sein“, benannte der 30-Jährige sogleich das Ziel der Gemeinschaft. Zu dieser zählen der Oschersleber Ulrich Hanusch, Hauptsponsor mit eigenem Ingenieurbüro, begeisterter Triathlet und Teammanager, sowie Marcus Herbst, Marcus Wöllner und Alexander Schilling. Alle sind zudem Mitglieder der Triathlonfüchse Osterburg.

Bittner, der Vollprofi, ist einen Schritt weiter als die Studenten Herbst, Schilling und Wöllner. Und um selbst den nächsten Schritt zu gehen, hat er sich zum zweiten Mal in Australien niedergelassen. „Hier sammle ich Grundlagenkilometer“, sagte er. Seine Ziele 2015 sind nämlich ambitioniert: „Ich möchte bei jedem Wettkampf aufs Podium, und ich möchte mich für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifizieren.“ Die WM steigt am 8. Oktober.

Bittner ist ein Spezialist für jenen eisenharten Wettbewerb: „Zu 90 Prozent“ hat er seine Teilnahme auf Hawaii bereits sicher. Dazu muss er in einem entsprechenden Ranking, in das die besten fünf Saisonergebnisse fließen, einen Platz in der Top 50 belegen, derzeit ist er 14.

Der Ironman besticht aber nicht nur durch die Magie der Extreme, es ist auch der Kampf gegen die Zeit. Bittners Rekord liegt bei 8:04:29 Stunden auf dieser langen Distanz, damit erreichte er bei der Challenge Roth 2015 Platz vier – bei einem der größten Wettkämpfe der Welt, und getragen „von der einzigartigen Stimmung an der Strecke“. Es war sein bislang größter Erfolg. Jetzt möchte er die Acht-Stunden-Marke knacken: „Das ist sehr realistisch, wenn ich gesund durch die Saison komme.“

Seine Stärke ist es, auf keiner der drei Teildisziplinen eine Schwäche zu haben. „Und ich merke, dass ich schneller werde im Training und im Wettkampf.“ Seine Bestzeit hätte bei der WM 2015 auf Hawaii zum Sieg gereicht, es gewann Jan Frodeno (LAZ Saarbrücken) in 8:14:40 Stunden. Aber Hawaii ist nicht Roth. Hawaii ist heißer und endloser, berühmter und berüchtigter als jeder andere Ironman. Für Bittner längst eine größere Herausforderung als die Teilnahme an den Sommerspielen, wo die Distanz vergleichsweise gemütlich ist (1,5/40/10). „Den Traum von Olympia hat es mal gegeben“, sagte er. „Es sollte aber nicht sein, deshalb liegt der Fokus auf der Langstrecke.“

Im April kehrt Bittner aus Australien zurück. Dann wird er in seiner Heimatstadt Leipzig ein Trainingscamp absolvieren mit Herbst, Schilling und Wöllner, die bei der Mittelstrecken-WM starten wollen. In Leipzig geht Training gut, dort gibt es den Kulkwitzer See, Wälder, Parkanlagen. Dort hat Bittner seinen ersten Kindertriathlon bestritten – mit sechs Jahren. „Mein Vater ist kein Freund vom Fußball“, sagte er, „deshalb hat er mir den Triathlon in die Schuhe gelegt.“ Der Vater wird gewusst haben: Für Fußball lohnt sich die Reise nach Hawaii nun wirklich nicht.