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Rennrodeln Sommer in der Werkstatt

Nach der Saison ist vor der Saison: Der Rennrodler Toni Eggert vom BRC Ilsenburg begibt sich wieder in die Werkstatt.

Von Daniel Hübner 23.02.2016, 00:01

Magdeburg l Jemand hat mal die Zeit gezählt, die der Rennrodler Toni Eggert im Sommer für den Schlittenbau opfert. Auf 1000 Stunden tüfteln, schleifen, schrauben ist Eggert dabei gekommen. 1000 Stunden sind 42 Tage, sind sechs Wochen. Das ist viel. Und es ist nicht immer ein Spaß. Wenn er das prozentual umrechnet, kommt er zu lediglich 20 Prozent auf Freude, zu 80 Prozent ruft ihn die Pflicht. „Aber ich bin auch ein Extremist, entweder mache ich es richtig oder gar nicht.“ Allerdings: Künftig soll es weniger Zeit werden in der Werkstatt.

Eggert vom BRC Ilsenburg ist in der abgelaufenen Saison mit Doppelsitzerpartner Sascha Benecken (Suhl) Zweiter geworden im Gesamtweltcup, er ist Vizeweltmeister geworden in Königssee. Trotzdem hängt ihm nicht die Last des ewigen Zweiten an, wie die restliche Bilanz des Winters zeigt: Fünf Siege haben Eggert und Benecken eingefahren, Europameister in Altenberg sind sie geworden. Das führt den Piloten Eggert zum Fazit: „Wir waren stärker als in der Vorsaison, als wir den Gesamtweltcup gewonnen haben. Wir sind mindestens auf gleicher Höhe mit unserem Konkurrenten“ – mit Tobias Wendl/Tobias Arlt aus Bayern.

Dass es nicht gereicht hat, wieder das oberste Podest in der Saisonwertung zu erklimmen, hat zwei Gründe: der Sturz in Sigulda (Lettland) und der Sturz in Sotschi (Russland). Mit Rang zwölf und Platz 21 als Ausreißer nach unten fehlten ihnen am Ende 75 Zähler zum Gesamtsieg. „Man hat immer Momente, in denen man seine Leistung hinterfragt, das habe ich in diesem Winter allerdings ziemlich oft getan. Normalerweise werden die Momente weniger von Saison zu Saison“, sagt Eggert. Und vor allem nach dem Weltcup in Oberhof, als Eggert/Benecken auf ihrer Heimbahn mit 0,609 Sekunden Rückstand auf Wendl/Arlt ins Ziel schlichen. „Das darf nicht passieren“, betont der 27-Jährige.

So wird es für ihn erneut ein Sommer in der Werkstatt. Aber nicht nur: Verstärkt wird es mit Benecken ins Athletik- und Fahrtraining gehen. Gemeinsam bestreiten sie in der nächsten Saison ihr verflixtes siebtes Jahr. Den Schlitten, den Eggert seit Herbst 2014 in Kooperation mit ThyssenKrupp baut, will er indes auf ein Niveau bringen, das zu Olympia 2018 in Pyeongchang (Südkorea) zum Kampf um Gold reicht. „Wir wollen nach dem vorolympischen Winter nicht mehr viel bauen und testen“, bestätigt Eggert.

Bauen wird er trotzdem, nicht nur am Gerät. Vielmehr baut er in Ilsenburg eine Wohnung aus: „Ich möchte einen Rückzugspunkt haben, wo ich Kraft tanken kann.“ Kraft für den Angriff auf Gold, denn Gold ist für Eggert die einzige Farbe, die auch bei der WM 2017 in Innsbruck (Österreich) zählt: „Ich würde den Sport nicht betreiben, wenn ich eines Tages sagen würde, mir reicht ein zweiter Platz.“