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Sportförderung Magdeburg soll ein Zeichen setzen

Andreas Silbersack, Präsident des LSB Sachsen-Anhalt, kämpft für Reformen bei der Spitzensportförderung.

Von Thomas Juschus 30.10.2016, 01:01

Magdeburg l Das Gießkannen-Prinzip hat ausgedient, zukünftig soll ein stark erfolgsorientiertes Fördersystem den deutschen Sport wieder näher an die Weltspitze bringen. Nicht mehr die Ergebnisse der Vergangenheit, sondern das Erfolgspotenzial für die Zukunft steht bei der neuen Spitzensportförderung im Mittelpunkt. Dazu sollen die Zentralisierung forciert und die Bundesstützpunkte reduziert werden. Auf der Mitgliederversammlung am 3. Dezember im Magdeburger Maritim will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die überfällige Reform auf den Weg bringen.

Seit Wochen reden DOSB, Landessportbünde, Fachverbände sowie die Mittelgeber aus Bund und Ländern über die Umsetzung der Reform. Mittendrin: Andreas Silbersack. Der Präsident des Landessportbundes (LSB) Sachsen-Anhalt und Rechtsanwalt aus Halle hat als Sprecher der LSB maßgeblich an der Ausgestaltung der neuen Prinzipien mitgearbeitet. „Es ist gerade eine sehr intensive Arbeit, aber auch sehr positiv, weil sich gestalten lässt“, sagt der 48-Jährige. Anfang Dezember soll die Arbeit zum vorläufigen Höhepunkt kommen, wenn über das Konzept abgestimmt wird: „Von Magdeburg muss das Signal ausgehen: Der Sport will die Leistungssportreform“, wünscht sich Silbersack.

Auch wenn Sachsen-Anhalt bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro mit einem blauen Auge davonkam (Silbersack: „Es gab Licht und Schatten.“), zeigt hier wie die gesamtdeutsche olympische Medaillenbilanz seit 1992 tendenziell nach unten. In Barcelona holten die deutschen Athleten noch 82 Medaillen, in Atlanta 1996 waren es nur noch 65, zuletzt in Rio sprangen 42 Medaillen heraus.

Grundlage für die Diskussion, ob und wie die Sportarten auf Bundesebene künftig gefördert werden, bildet die Empfehlung einer „Potas“-Kommission (Potenzialanalysesystem), die die Sportarten in drei Kategorien (Exzellenz, Potenzial, kein Potenzial) einordnet. Nach Strukturgesprächen mit den Sportverbänden und einer Entscheidungsempfehlung durch eine Strukturkommission erfolgt letztlich die Förderentscheidung durch das Bundesinnenministerium. Dass mit mathematischen Formeln die Zukunftschancen von Sportarten berechnet werden sollen, sorgte teilweise schon für Widerstand unter den Athleten und Trainern. Die 130 Diszi-plingruppen aus Sommer- und Wintersport werden auf Medaillentauglichkeit geprüft und im schlimmsten Fall sind deutliche Einbußen oder ein kompletter Förderungsstopp möglich. Die Olympia-Stützpunkte sollen von 19 auf 13 reduziert werden, die Zahl der Bundesstützpunkte sinkt von 204 auf 162.

Nach den vorliegenden Entwürfen verliert Sachsen-Anhalt die Bundestützpunkte Turnen männlich und Rhythmische Sportgymnastik, beide in Halle angesiedelt, bestätigte Silbersack. Punkten will Sachsen-Anhalt weiter mit seinen bekannten Schwerpunktsportarten. Die Fortschreibung des Leistungssportkonzeptes hat der LSB aber bis Mitte 2017 auf Eis gelegt, um die Entwicklung im Bund abzuwarten: „Kanurennsport, Schwimmen, Rudern und Leichtathletik sind unsere Schwerpunktsportarten. Das sind unsere Juwelen, die wir weiter schleifen wollen. Hier sehen wir unsere Potenziale für die Zukunft“, sagt Silbersack und sieht Signale, dass auch die Spitzenverbände in diesen Sportarten im Land Zukunft sehen. „Unsere Pläne decken sich mit den Bundesplänen.“ Es bleibe aber auch Aufgabe des LSB, Sport in der Breite anzubieten. „Wir stehen für die Vielfalt – das aber an der Basis.“

Die Entscheidung des SC Magdeburg, sich im Hochleistungsbereich in der Leichtathletik zukünftig auf den Bereich Wurf/Stoß zu konzentrieren und die Förderung für den Langsprintbereich nahezu einzustellen, begrüßte der LSB-Präsident. „Wenn man keine Perspektive sieht, ist es ehrlich, sich von diesen Disziplinen zu verabschieden“, erklärt Silbersack. Halle und Magdeburg sowie die leistungssporttragenden Vereine SV Halle und SCM forderte Silbersack auf, Egoismen hintenanzustellen und Profile zu schärfen. „Es geht längst um die Frage, wie sich Sachsen-Anhalt im Konzert der Bundesländer künftig platzieren kann. Alleingänge helfen uns da nicht – dann machen Leverkusen, Hamburg oder Stuttgart das Rennen“, so Silbersack.

„In Magdeburg muss jetzt Wind in die Segel gegeben werden, um die Leistungssportreform auf den Weg zu bringen. Dies ist die Aufgabe der DOSB-Mitgliederversammlung in Magdeburg“, sagt Silbersack, der die dreitägige Tagung des höchsten deutschen Sportgremiums in Magdeburg auch als Auszeichnung der Arbeit in Sachsen-Anhalt sieht. Eine persönliche Wertschätzung könnte Silbersack in Magdeburg auch erfahren. Zwar stehen keine Wahlen auf der Tagesordnung, allerdings könnte die turnusmäßig alle zwei Jahre endende Amtszeit als Sprecher der Landessportbünde um weitere zwei Jahre verlängert werden. „Dafür stehe ich zur Verfügung“, sagt Silbersack.