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Rudern Oesemann plant den Angriff auf die Elite

In der Saison eins nach dem Karriereende von SCM-Ruderer Marcel Hacker wollen sich die Magdeburger fürs Team Position bringen.

Von Daniel Hübner 05.11.2016, 00:01

Magdeburg l Saison eins nach Marcel Hacker beginnt mit einem schwierigen Herbst. Trainer Roland Oesemann verzichtet auf Trainingslager, weil seine Schützlinge auf ganz anderen Ebenen unterwegs sind als auf dem Wasser. Da ist zum Beispiel Philipp Syring, der im brandenburgischen Kienbaum eine Ausbildung bei der Bundespolizei begonnen hat und nur an den Wochenenden mit den Ruderern des SC Magdeburg trainiert. Da ist Max Appel, „dessen Abschluss der Lehre wir forcieren wollen“, sagte der Coach. Appel lernt Industriemechaniker und hat die Prüfungen vor der Brust. Die einzigen, die sich derzeit hingebungsvoll im Boot und beim Krafttraining und am Ergometer quälen können, sind also Steven Weidner und Johannes Fischer. „Das ist für uns eine neue Situation“, erklärte Oesemann, „ich hoffe, dass wir mit Beginn des neuen Jahres umso mehr schaffen können.“

Denn in der Saison eins nach Marcel Hacker, dem fünfmaligen Olympia-Teilnehmer, der im August seine Karriere beendet hat, haben sich die Ansprüche nicht verändert. „Die Leistungen werden ähnlich erwartet wie in diesem Jahr“, ist sich Oesemann sicher. Zu den Ergebnissen zählen Syrings deutscher Meistertitel im Einer oder Gold bei der U-23-Weltmeisterschaft durch Syring und Appel im Doppelzweier. „Die individuelle Entwicklung hat zuletzt gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Dieser Weg soll auch 2017 fortgesetzt werden, obwohl sich alle Herren und Rückkehrerin Carina Böhlert zwangsläufig zunächst auf „unsere kleine Insel“ an der Industriestraße zurückziehen müssen.

Dennoch haben bereits erste Tests gezeigt, dass die Magdeburger in Kraft und auf dem Ergometer nichts verlernt haben. „Das sieht schon gut aus“, bestätigte Oesemann, der eine Abordnung zum Ausklang 2016 zur Langstrecke nach Dortmund (26./27. November) schicken wird. Die ersten beiden Trainingslager führen den SCM im Februar und März traditionell nach Sabaudia (Italien), ehe seine Schützlinge am 1./2. April mit der Frühjahrsregatta in Leipzig den scharfen Saisonstart absolvieren.

So ist zumindest der zeitliche Ablauf der Saisonvorbereitung, der inhaltliche kann allerdings noch variieren. Auch der Deutsche Ruderverband (DRV) will sich im neuen Olympiazyklus neu aufstellen, die Pläne dafür hat Bundestrainer Marcus Schwarzrock bereits gemacht. In der Bundesstützpunkt-Struktur soll sich zum 1. Januar 2018 einiges ändern. Demnach würden Dortmund, Ratzeburg und Berlin als Leitstützpunkte installiert, wie auch Andreas Silbersack, Chef des Landessportbundes Sachsen-Anhalt (LSB), gegenüber der Volksstimme bestätigte. An diesen drei Standorten soll sich die potenzielle Olympiamannschaft für Tokio 2020 versammeln, 18 Monate vor Eröffnung der Spiele in Japan müssten also auch die Magdeburger Olympia-Kandidaten mit Sack und Pack nach Ratzeburg umziehen, dem geplanten Standort der männlichen Skuller. Der Plan ist noch nicht durch. Er muss sowohl vom DRV als auch vom Deutschen Olympischen Sportbund und vom Bundes-Innenministerium abgenickt werden.

Oesemann kann auf diese Entscheidung nicht warten. Vor allem Syring hat sich mit seinen Erfolgen 2016 der Elite stark angenähert: „Wir wollen Philipp und Max in Schlagposition A-Nationalmannschaft bringen.“ In der Saison eins nach Marcel Hacker wird ein neuer Doppelzweier für die internationale Bühne gesucht. „Wir wollen unsere Chance suchen und nutzen“, betonte der Trainer. Steven Weidner soll sich wieder für die U-23-Nationalmannschaft qualifizieren. Und für den einzigen Riemenruderer im Team, Johannes Fischer, der in diesem Jahr oft krankheitsbedingt pausieren musste, „müssen wir in Richtung April einen Partner finden“.

Es warten also viele und große Aufgaben auf die Magdeburger. Die Saison eins nach Marcel Hacker wird nicht weniger spannend.