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Wasserball: Bei WUM ändert sich der Kader zur neuen Saison, die Playoffs sollen trotzdem wieder erreicht werden Nur der Kopf wartet auf seine Befreiung

Von Daniel Hübner 11.05.2011, 06:13

Vlad Hagiu ist Familie viel zu wichtig, als dass er sie plötzlich aus ihrer neuen Umgebung reißen wollte. Vor gerade acht Monaten sind seine Frau Camelia, Tochter Sabina und er aus Rumänien nach Magdeburg gekommen, und Hagiu will "nothing change", also nichts ändern, zumal Sabina, sechs Jahre, am 27. August eingeschult wird. Fünf Tage später bittet der Trainer der Wasserball-Union (WUM) seine Hünen zum Start in die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison (Gruppe B).

Magdeburg. Vlad Hagiu hat sich eine kleine Tasse Kaffee bestellt am vergangenen Freitagvormittag, er sagt: "Das ist ein schöner Tag" und deutet mit einem Fingerzeig auf die flanierenden Menschen in Magdeburgs Innenstadt an, wie sehr es ihm hier gefällt. "Wir fühlen uns sehr wohl in Magdeburg", bestätigt der 48-Jährige, der auch im sportlichen Bereich in Deutschland längst angekommen ist. Nicht nur die WUM-Mannschaft wurde ihm anvertraut, sondern die C-I-Nationalmannschaft außerdem. Über die 17- und 18-jährigen Burschen sagt Hagiu: "Sie haben ein großes Potenzial." Das wird Bundestrainer Hagen Stamm, mit dem der Rumäne befreundet ist, freuen.

Es ist nur wenige Wochen her, da das Leid die Freude in den Schatten stellte, da WUM das erklärte Ziel Aufstieg in die Gruppe A verpasste. Ein 2:3 in der Playoff-Serie gegen Bayer Uerdingen verhinderte einen möglichen Autokorso von der Elbeschwimmhalle in die alte Dynamo-Halle, die bis Oktober im neuen Glanz erscheinen soll. "Es wird alles besser in der Halle an der Großen Diesdorfer", weiß Hagiu, "denn das ist unsere Halle."

Bis Ende Mai, am 28. reist Hagiu in die Heimat, soll der Kader für die kommende Serie stehen. Es wird Veränderungen geben, hatte WUM-Geschäftsführer Hannes Koch bereits vor Wochen versichert. Klar ist, dass Lazar Kilibarda nicht mehr für Magdeburg spielen wird, ihn zieht es wohl zurück in die serbische Heimat. Gar nicht klar ist derzeit die Zukunft von Landsmann Mateja Loncaric, für den sich Hagiu allerdings einsetzt: "Mateja ist ein guter Spieler und ein Linkshänder, er muss bleiben."

Es gibt dann die Überlegung, Nachwuchs-Akteure zu integrieren, "aber dazu müssen wir die Gespräche zunächst mit den Eltern führen", erklärt wiederum Koch, bevor Namen genannt werden. Zudem steht Hagiu in Kontakt mit einem 18-jährigen Rumänen, der die Rolle von Kilibarda übernehmen könnte. Letztlich ist zurzeit alles relativ.

Bei allen möglichen Wechseln bleibt jedoch der Magdeburger Kader zum großen Teil bestehen. Die Verträge sind längst gemacht. Die Mannschaft soll natürlich weiter zusammenwachsen, aber sie "muss auch im Kopf arbeiten". Kopf fehlte gerade in den Playoffs, als "sie nicht gemacht hat, was wir besprochen hatten", erinnert sich Hagiu an die drei Niederlagen in Uerdingen, die viele enttäuschte Gesichter zurückließ - zumal WUM bei den Heimsiegen gegen Bayer so sehr zu überzeugen wusste und im Vorfeld als Spitzenreiter der Gruppe B die Konkurrenz klar dominiert hatte. Hagiu erwartet zudem eine Leistungsexplosion bei Tom Hagendorf und Tim Richter, die über den Status der Ergänzungsspieler hinauskommen sollen.

Der Coach selbst will ab dem 1. September vermehrt die spielerische Komponente ins Training einbauen, nachdem in den acht Monaten seiner Amtszeit am Bec-kenrand vor allem geschwommen und Taktik studiert wurde. Regelmäßige Einheiten mit Waspo Hannover oder auch OSC Potsdam (beide Gruppe A) kann er sich vorstellen. Aber sein Blick verrät auch eine gewisse Skepsis, denn die Tests gegen Hannover in der abgelaufenen Serie wurden zumeist nur von sieben Spielern absolviert. "Ich weiß, es sind alles keine Profis", sagt Hagiu, selbst ein Profi und eine lebende Wasserball-Legende in seinem Heimatland. Es sind vielmehr Studenten, Arbeitnehmer, auch Schüler. Hagiu hofft trotzdem, seinen Männern etwas von seiner Mentalität geben zu können.

Vielleicht hilft ihnen auch diese positive Einschätzung des Trainers ein bisschen weiter: "Wären es 16 Mannschaften in einer Bundesliga, würden wir Platz fünf bis sieben belegen", erklärt Hagiu mit fester Stimme - entsprechend dem spielerischen Niveau. Nur der Kopf wartet noch auf seine endgültige Befreiung. Trotzdem wird es WUM auch in der neuen Serie nicht nur um den Klassenerhalt gehen, sondern um den erneuten Einzug in die Playoffs.