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"Fragen & Antworten" zur Königsklasse des internationalen Motorsports Die Action-Formel – Boxenstopps und Reifenpoker sorgen für Spannung

19.04.2011, 04:33

Mit dem Shanghai-Spektakel hat die Formel 1 alle Zweifel an den Reformen endgültig verstummen lassen. Der Große Preis von China bot Action wie lange nicht mehr und war bis zum Schluss völlig offen. Weitere Rennkrimis scheinen vorprogrammiert.

Shanghai (dpa). Mehr geht kaum: Überholmanöver, Aufholjagden, packende Zweikämpfe. Das Rennspektakel von Shanghai berauschte Fans und Fahrer. Der Große Preis von China bot Spannung pur, inklusive fast 60 Boxenstopps.

Die Formel 1 war aber wohl selten auch so unberechenbar. Wer kommt wann an die Box? Und wie oft? Halten die Reifen, reicht der Sprit? Funktionieren die technischen Überholhilfen einwandfrei? Die Formel 1 2011 ist nicht nur Rennfahren – auch wenn es genau danach in China aussah.

Welche Rolle spielen die Reifen?

Eine ganz entscheidende. Gefahren werden müssen im Rennen jeweils mindestens einmal die harte und die weiche Mischung. Die sogenannten "soft tyres" vom Formel-1-Rückkehrer Pirelli nutzen sich sehr schnell ab. Wer zu rabiat mit den Pneus umgeht, wird buchstäblich auf der Strecke bleiben. Oder aber wertvolle Zeit verlieren, der Unterschied kann in einer Runde Sekunden betragen.

Die Top Ten der Qualifikation müssen im Rennen mit jenen Reifen starten, die sie auch im entscheiden K.o.-Abschnitt gewählt haben. Für eine schnelle Runde sind die weichen Reifen prädestiniert. "Ich denke, niemand wusste wirklich, wie es am Ende ausgehen würde und das ist genau das, was wir erreichen wollten, als wir das Formel-1-Projekt gestartet haben", sagte Pirellis Motorsportchef Paul Hembery zum China-Rennen.

Wie kommt es zu so vielen Überholvorgängen?

Dafür gibt es drei Faktoren, die bestenfalls zusammenwirken. Erstens: Das wieder erlaubte Energierückgewinnungssystem (KERS) mit seinen 82 Zusatz-PS. Zweitens: Der neue verstellbare Heckflügel (DRS) mit bis zu 15 Stundenkilometern Gewinn. Drittens: Frischere Reifen.

Wie funktionieren KERS und DRS?

Bei KERS wird Bremsenergie in Batterien im Auto gespeichert. Wo und wie diese untergebracht sind, ist bei den Teams unterschiedlich. Ihre Lage spielt bei der Balance der Wagen eine große Rolle. Bei Red Bull funktioniert das KERS-System noch nicht einwandfrei. Wenn es klappt, kann ein Fahrer pro Runde 82 PS für 6,7 Sekunden abrufen.

Bei DRS wird der Luftwiderstand durch Verstellen eines Teils des Heckflügels verringert. Es bringt 10 bis 15 Stundenkilometer, darf im Rennen aber nur in einer bestimmten, vom Automobilweltverband FIA festgelegten Zone benutzt werden. Weitere Bedingung ist, dass der Hintermann mindestens bis auf eine Sekunde an den vor ihm fahrenden Piloten herangekommen sein muss.

Wie können die Strategen eingreifen?

Auch nach dem Verbot des Nachtankens spielen die Boxenstopps eine entscheidende Rolle. Der Zeitpunkt, die Zahl und die Geschwindigkeit der Reifenwechsel können über Sieg und Niederlage, Podium und Punkte entscheiden. Red Bull verzockte sich bei Sebastian Vettels Zwei-Stopp-Taktik, lag aber bei Teamkollege Mark Webber goldrichtig. Der Australier stürmte von Startplatz 18 auf Rang drei. Bei Mercedes ging lange alles glatt, Nico Rosberg führte dank kluger Strategie sogar. Dann bemerkten die Silberpfeile den Spritmangel. Der MGP-W02 war schneller als erwartet und verbrauchte daher mehr Benzin. So musste Rosberg sparsam fahren und wurde noch auf Rang fünf durchgereicht.