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Nationalmannschafts-Kapitän im Interview Ballack: "Ich will kein Mitleid, sondern positive Signale setzen"

19.05.2010, 05:18

Michael Ballack blickt trotz des bitteren Endse aller WM-Träume positiv in die Zukunft. Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler vom FC Chelsea, der voraussichtlich zwei Monate pausieren muss, gab folgendes Interview.

Frage: Der Traum von der dritten Teilnahme an einer WM ist für Sie nach der schweren Knöchelverletzung geplatzt. Dennoch sind Sie am Montag zur Mannschaft ins Trainingslager nach Sizilien gereist. Wie geht es Ihnen?

Michael Ballack: "Eine Verletzung ist nie gut, zu diesem Zeitpunkt ist sie aber besonders schlecht. Ich versuche, den Blick nach vorne zu richten. In den vergangenen zwei Tagen habe ich von vielen Freunden und Fans Genesungswünsche erhalten. Das gibt mir Kraft für die kommenden Wochen. Wenn die WM losgeht, wird es aber sicher noch mal schmerzen.

Frage: Haben Sie Angst, dass die Verletzung ihr Karriereende bedeuten könnte?

Ballack: Nein. Es ist zum Glück keine ganz schlimme Verletzung. Es ist zwar das Innenband gerissen und einen Teilanriss der Syndesmose, aber ich bin in den besten Händen. Ich werde in acht Wochen wieder gesund sein und voll angreifen können, wie mir Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (der Nationalmannschaftsarzt, d.Red.) versichert hat. Er hat mir ganz klar gesagt, dass es für mich weitergeht und nichts zurückbleibt.

Frage: Hatten Sie während Ihrer Behandlung in München noch die Hoffnung, dass Sie vielleicht doch noch nach der Gruppenphase an der WM teilnehmen können?

Ballack: "Es gab keine Alternative zu der Behandlung, das hat mir Dr. Müller-Wohlfahrt ganz schnell deutlich gemacht. Für mich ist jetzt im Moment wichtig, bei der Mannschaft zu sein. Ich will aber kein Mitleid, sondern positive Signale setzen. Das gibt mir Kraft. Von meinem Heilungsprozess wird es auch abhängen, ob ich der Mannschaft in Südafrika einen Besuch abstatten kann. Oberste Priorität hat meine Genesung und dass ich so schnell wie möglich wieder fit werde.

Frage: Wie hat die Mannschaft auf Ihr WM-Aus reagiert?

Ballack: Natürlich ist es für jedes Team unangenehm, wenn der Kapitän ausfällt. Aber die Jungs müssen den Blick jetzt so schnell wie möglich nach vorne richten. Ich will ihnen vermitteln, dass sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren dürfen. Und ich bin optimistisch, dass sie eine gute WM spielen werden. Hier auf Sizilien will ich der Mannschaft das Gefühl geben, dass der Kapitän weiter an Bord ist.

Frage: Das Foul von Kevin Boateng im englischen Pokalfinale gegen Portsmouth hat zu der Verletzung geführt. Hat er sich, wie er selbst betont hat, bereits auf dem Platz bei Ihnen entschuldigt?

Ballack: Nein, das stimmt nicht. Natürlich bin ich verärgert und die Enttäuschung ist auch riesengroß. Einige Aussagen seines Vaters sind mir völlig unverständlich. Revanchegelüste gehören nicht in den Fußball. Ich habe hier auch schon mit Kevins Halbbruder Jerome gesprochen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ihm darf man diesen Vorfall nicht anlasten. Er ist ein guter Spieler und ich wünsche ihm, dass er jetzt gute Leistungen bietet.

Frage: Sehen Sie Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld bei der WM nun in der Chefrolle?

Ballack: Bastian Schweinsteiger wäre bei der WM ohnehin eine tragende Rolle zugekommen. Ich halte ihn für stabil genug, nun noch mehr Verantwortung wahrzunehmen. Es darf aber alles nicht an einer Person hängen, die ganze Mannschaft muss die Herausforderung annehmen. Man darf wegen meiner Verletzung jetzt nicht so schwarz sehen. Die Nationalelf hat auch schon ohne mich gute Spiele gemacht und wird auch ohne mich eine gute WM spielen.

Frage: Was bedeutet Ihre Verletzung für die Vertragsgespräche mit dem FC Chelsea?

Ballack: Man hat mir bei Chelsea versichert, dass meine Verletzung auf die Vertragsverhandlungen keinen Einfluss hat, auch wenn es natürlich ein ungünstiger Zeitpunkt ist.