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Biathlon Eine Weltreise für einen Sieg

Für Franziska Hildebrand aus Köthen und die deutschen Biathletinnen beginnt am Wochenende die neue Weltcup-Saison.

Von Daniel Hübner 27.11.2015, 00:01

Köthen l Franziska Hildebrand lebt und trainiert seit sechs Jahren in Ruhpolding, mitten in der puren Idylle. Sie kann dort direkt auf Skiern vor die Haustür treten und losfahren, sie kann auch um die Ecke gehen und Berge erklimmen. Das alles schätzt Hildebrand sehr an diesem Ort, und trotzdem hat sie zuletzt etwas Wichtiges verloren: Ricco Groß, ihren Trainer. „Das war ein ganz schöner Schock“, erklärt die Biathletin aus Köthen, obwohl „die Nachricht schon vor der offiziellen Verkündung die Runde gemacht hatte“. Groß kümmert sich seit August um die Herren der russischen Nationalmannschaft.

Sie halten freilich den Kontakt. Sie schickt ihm Ergebnisse ihrer Trainingstests. „Er kennt mich einfach gut, er kann mich gut einschätzen“, sagt Hildebrand. Ab diesem Wochenende sehen sich die beiden wieder regelmäßig. Die Weltcup-Saison startet nämlich in Östersund (Schweden). Den Auftakt bilden am Sonntag die neue Single-Mixed-Relay-Staffel und die Mixedstaffel. Das erste Einzelrennen über 15 Kilometer bestreitet sie am 3. Dezember.

Zuletzt hat sie noch einen Wettbewerb in Sjusjøn (Norwegen) absolviert. Es ist nicht sonderlich gut gelaufen für die 28-Jährige. „Ich habe immer mal wieder Probleme mit dem Schienbeinmuskel“, erklärt sie. Das Problem hatte sie auch bei den deutschen Sommer-Meisterschaften, als sie als Führende in der Verfolgung aufgeben musste. Ihr Start im Weltcup war trotzdem gesichert.

Sie hat natürlich auch ohne Groß und weiter unter Anleitung von Coach Rudi Schöllmann an den Dingen gefeilt, die sie besser machen sollen. Dazu gehörte die Lauftechnik, die „hoffentlich höhere Grundgeschwindigkeit“, erklärt sie. „Es kann nicht schaden, wenn ich im 7,5-Kilometer-Sprint noch 15 bis 20 Sekunden rausholen kann.“ Der Sprint war eigentlich nie ihre Spezialdisziplin. „Inzwischen laufe ich ihn sehr gerne.“

Den läuft sie im neuen Winter sogar in Übersee. Canmore, in der Nähe von Calgary (Kanada), und Presque Isle im Bundesstaat Maine (USA) sind als siebte und achte Station im Februar in den Fahrplan aufgenommen worden. Presque Isle kennt sie gut. Sie ist dort ihre erste Junioren-WM 2006 gelaufen und Zehnte im Sprint und Siebte in der Verfolgung geworden. „Nur Canmore kenne ich nicht, habe aber nur Gutes darüber gehört“, sagt sie.

Nur Gutes würde sie gern nach der viermonatigen Weltreise durch die Saison resümieren, wenn es zum Beispiel mit einem Weltcup-Sieg klappt – „völlig egal, in welchem Rennen“. Und eine Einzelmedaille bei den Weltmeisterschaften, die vom 3. bis 13. März im norwegischen Oslo ausgetragen werden. „Eine wirklich schöne Anlage“, sagt Hildebrand. Nur ob in Oslo im März auch ihre Bedingungen herrschen – drei Grad minus und eine feste Loipe –, das kann sie sich allenfalls wünschen. „Wenigstens ist es nicht mitten in der Pampa, sondern man kann auch mal in die Stadt, um einen Kaffee zu trinken“, erklärt Hildebrand lächelnd. In Oslo liegt wirklich alles vor der Haustür.