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Boxen Freyburger will WM-Trauben ernten

Dominic Bösel aus dem Magdeburger SES-Boxstall hat einen weiteren Schritt Richtung WM-Kampf im Halb-Schwergewicht gemacht.

Von Janette Beck 19.09.2016, 13:50

Weißenfels l Die fantastische Stimmung bei den „Bösel-Festspielen“ am Sonnabend in der mit 3000 Zuschauern ausverkauften Stadthalle in Weißenfels war schon weltmeisterlich. Dabei hatte der 26-jährige WBO-Interconti-Champion vom Magdeburger Boxstall SES gar keinen WM-Kampf bestritten. Aber was nicht ist, soll nach der erfolgreichen Titelverteidigung werden, denn Dominic Bösel hat mit dem glasklaren 3:0-Punktsieg (117:11, 118:11, 116:112) gegen den französischen Herausforderer Tony Averlant (32) energisch und zur rechten Zeit seinen Fuß in die Tür zu einem WM-Duell gestellt.

Promoter Ulf Steinforth, der im zweiten Hauptkampf des Abends bereits den Europa-Titel von Felix Lamm feiern durfte, war hellauf begeistert: „Dominic ist Freyburger, stammt also aus einer Weingegend. Und da ist der Vergleich dazu passend: Die Trauben hängen wahrlich hoch, aber sie sind reif, es ist Erntezeit.“ Den Lohn für die harte Arbeit einfahren zu dürfen, habe sich der Kapitän des „Team Deutschland“ mit seinem „überlegenen, klugen und ausgebufft geführten Kampf gegen einen Gegner auf Augenhöhe redlich verdient“, stellte der Magdeburger klar. „Ich werde alles versuchen, um die WM-Chance für ihn bei der WBO-Convention Mitte Oktober zu erkämpfen.“

Zur Belohnung für den 23. Sieg im 23. Kampf darf Bösel mit nach Puerto Rico, um seine WM-Bewerbung höchstpersönlich abzugeben und vor Ort gemeinsam mit dem umtriebigen Box-Unternehmer Steinforth bei den WBO-Funktionären Lobby-Arbeit zu betreiben.

Das wird der Schützling von Trainer Dirk Dzemski, der „diesmal nichts zu meckern“ hatte, mit vollster Überzeugung tun. Schließlich habe er „wirklich lange genug gewartet. Ich hoffe, dass ich nun auch endlich um die WM boxen darf.“ Mit seinem Auftritt im Ring sei er „absolut zufrieden“ gewesen. „Ich habe meiner Meinung nach jede Runde gewonnen. Aber auch Respekt an meinen Gegner. Wie er die rechten Haken zum Körper genommen hat, Wahnsinn.“

„Absoluter Wahnsinn“ sei aber auch das auffällig junge Publikum gewesen, das von der ersten bis zur zwölften und letzten Runde für eine Stimmung wie in einem Fußballstadion gesorgt hat. „Danke, ihr wart Weltklasse!“, war Bösel beeindruckt.

Bedanken durfte sich Felix Lamm bei den beiden Punktrichtern, die ihn beim verdammt engen Duell mit den Belgier Andrea Carbonello vorn gesehen hatten (95:96, 96:95, 96:94). „Ich wusste nach dem Kampf selbst nicht, ob ich gewonnen habe oder nicht“, gestand der deutsche Meister im Weltergewicht, der ins Junior-Weltergewicht herabgestiegen war, um sich seinen ersten internationalen Gürtel zu erkämpfen.

Allerdings hatte der Rechtsausleger etwas Mühe, die richtige Distanz zu dem ständig in der Auslage wechselnden Gegner zu finden. „Ich hatte nicht meinen besten Tag und war zu langsam auf meinen Beinen“, räumte der Nordhäuser ein. Zudem war zu sehen, dass der Kampf mit der Waage (neun Kilo mussten abtrainiert werden) nicht spurlos an ihm vorübergegangen ist: „Die letzten Tage musste ich mich echt zusammenreißen. Jetzt freue ich mich auf ein ordentliches Steak.“