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Boxen Lehrstunde in Anatomie

Der Magdeburger SES-Boxer Dominic Brösel kämpft am 1. Juli gegen Karo Murat. Es geht um die EM-Krone im Halb-Schwergewicht.

Von Daniel Hübner 31.05.2017, 15:01

Dresden/Magdeburg l Irgendwann vor Juli sollte Karo Murat den Anatomiekurs an einer medizinischen Fakultät besuchen. Da gibt es viel zu erfahren über die Lage der menschlichen Organe. So viel sei ihm vorab verraten: Wer die Leber sucht, findet nicht den Hoden.

Mit solchen wichtigen Fragen zur Biologie des Homo sapiens haben also Murat und Dominic Bösel bei ihrer ersten Pressekonferenz am Dienstag in Dresden, übertragen im Livestream des MDR, ihren Kampf um die vakante Europameisterschaft im Halb-Schwergewicht eingeläutet. Nachdem Champion Robert Stieglitz aus dem Magdeburger SES-Stall eine Woche zuvor sein Karriereende verkündet hatte, muss sich dessen ursprünglich geplanter Gegner und Stallkollege Bösel nach gefühlt unzähligen Intercontinental-Meisterschaften mit Murat im Streit um die unbesetzte Stelle auf dem EM-Thron auseinandersetzen.

Den ersten verbalen Schlagabtausch hat der 27-jährige Bösel jedenfalls nicht verloren. Der wurde zur Freude von SES-Promoter Ulf Steinforth schon hart geführt: „So muss es sein, wir sind ja nicht beim Hallenhalma.“ Am 1. Juli in der neuen BallsportArena Dresden (live im MDR) muss sich Bösel im Ring neu beweisen. Oder wie sein Trainer Dirk Dzemski sagte: „Karo fehlt ein Stück zur Weltklasse, wir wollen Weltklasse sein. Das muss Dominic am 1. Juli bestätigen.“ Murats Coach Georg Bramowski gab sich diplomatisch: „Beide begegnen sich auf einem ziemlich gleichen Level.“

Murat hat dem in 24 Kämpfen (9 K.o.) ungeschlagenen Bösel freundliche Worte mitgegeben. Wie: „Respekt vor deinem Mut, dass du gegen mich boxen willst.“ Oder: „Das wird dein letzter Kampf sein.“ Während Bösel lässig engegnete: „Ich hoffe, du bist auch da und hast nicht nur eine große Klappe.“

Murat, 1,79 Meter, ist sich sicher, dass Bösel, 1,85 Meter, in seiner Karriere noch nicht an seine Grenzen gehen musste, die der Mann aus dem EC Boxing-Stall in Hamburg selbst schon dreimal in 30 Profikämpfen (26 Siege, 19 K.o.) seit 2006 überschritten hat: bei den Niederlagen gegen klangvolle Namen wie Nathan Cleverly (Großbritannien), Bernhard Hopkins (USA/damals IBF-Weltmeister) und Sullivan Barrera (Kuba). „Ich werde dich hart bestrafen“, meinte der 33-Jährige zu Bösel.

Der Freyburger hat aber keine Angst, zumal Tiefschläge im Titelkampf verboten sind. Zu diesen gibt es wiederum eine schöne Anekdote aus einem gemeinsamen Sparring. „Ich hatte ihn nach 2:30 Minuten ausgeboxt, dann hat er mir voll auf den Sack geschlagen“, erzählte Bösel lächelnd. Murat soll dann seinen Kumpels erzählt haben, es wäre ein Leberhaken gewesen. Anatomie 6, setzen!