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Boxen Nur einer träumt weiter

Beim WM-Eliminator in Erfurt duellieren sich mit Robin Krasniqi (30/SES) und Arthur Abraham (37/Sauerland) die Zugpferde ihrer Boxställe.

Von Janette Beck 21.04.2017, 21:05

Magdeburg/Erfurt l „Wir haben zuletzt ein wenig Urlaub gemacht und die Beine hochgelegt“, gab Ulli Wegner bei der Pressekonferenz in Vorbereitung auf das Duell zum Besten. Solche Aussagen kennt man schon von dem Trainer-Fuchs, der am kommenden Mittwoch 75 Jahre alt wird, und nur zu genau weiß, wie er seine Schäfchen auf Vordermann bringt – und kaum jemand nimmt sie mehr für bare Münze. Und auch, dass sein Schützling Arthur Abraham – ganz anders als der super disziplinierte Robin Krasniqi, der schon Tage vorher das Limit auf die Waage bringt – mal wieder Probleme mit dem Gewicht hat, ist nichts Neues. „Drei bis vier Kilo müssen noch runter“, behauptete Abraham am Dienstag vor dem Kampf.

Neu ist indes, dass sich „King Arthur“ vor dem sogenannten WM-Eliminator, der den Sieger berechtigt, den aktuellen WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht herauszufordern (pro forma ist dies der Mexikaner Gilberto Ramírez), rar gemacht hat. Kaum Interviews, keine Promotion-Aktionen oder glanzvoll inszenierten Auftritte auf dem roten Teppich.

Und genau diese Stille um den einst so gehypten Star und Ex-Champion macht hellhörig und die Mission für Krasniqi so schwer und unberechenbar. Der gebürtige Kosovo-Albaner ist gewarnt: „Natürlich wird Arthur top-fit im Ring stehen, da können Wegner und er erzählen, was sie wollen“, zeigt sich der in München beheimatete und in Frankfurt (Main) trainierende SES-Boxer, ausgeschlafen. „Ich weiß, er hat genau wie ich sehr hart in der Vorbereitung trainiert. Arthur brennt wie eine Fackel, er will sich den WM-Gürtel, den ihm Ramírez abgenommen hat, wieder zurückerobern.“

Dazu müsse er ihn aber erst einmal aus den Weg räumen. „Aber das werde ich Arthur so schwer wie möglich machen. Ich werde seine Pläne mit einem Sieg durchkreuzen“, verspricht Krasniqi, der selbst davon träumt, endlich Weltmeister zu werden. Die zwei Titelchancen zuvor im Halbschwergewicht hatte er nicht nutzen können (Niederlagen gegen Jürgen Brähmer und Nathan Cleverly) .

Magomed Schaburow, seit vergangenem Sommer neuer Trainer des 30-Jährigen, ist überzeugt, dass sein Schützling auf einem sehr guten Weg ist: „Ich bin sehr zufrieden mit Robin. Wir haben hart und lang trainiert, haben uns was ausgedacht – das hat zwar nicht alles von Anfang an geklappt, jedoch seit den letzten zwei Wochen sitzt es.“ Was vorher war, interessiere ohnehin niemanden mehr am „Tag X“. „Ich bin mir sicher, dass wir den Kampf klar und deutlich gewinnen werden.“

Gewinnen will auch Abraham, der klarstellte, dass er mit 37 noch nicht bereit ist, sich aufs Altenteil zurückzuziehen: „Ohne WM-Titel höre ich garantiert nicht auf.“ Er werde Krasniqi bezwingen und dann um die WM boxen. „Danach noch ein paar Titelverteidigungen, so könnte es laufen.“ Sollte es aber am Sonnabend doch eine Niederlage geben, könnte das Karrierende schneller anstehen als erwartet: „Was macht es dann noch für einen Sinn, weiterzumachen?“, stellt der Ex-Champion sich selbst die rhetorische Frage.

Der SES-Kampfabend wird ab 22.30 Uhr live im MDR übertragen. In der mit 6500 Zuschauern ausverkauften Erfurter Messehalle sind sieben Kämpfe geplant. Unter anderem boxt Juniorenweltmeister Tom Schwarz gegen den Bosnier Adnan Redzovic um seinen ersten Senioren-Titel im Schwergewicht.