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Freiwasser Marcus Herwig ist der stille SCM-Goldjunge

Marcus Herwig vom SC Magdeburg feiert bei den Freiwasser-Meisterschaften mit dem Titel über zehn Kilometer seinen bislang größten Erfolg.

Von Daniel Hübner 30.06.2017, 01:01

Magdeburg l Für den lauten Jubel fehlte Marcus Herwig zum einen die Kraft, zum anderen gehört der Schwimmer vom SC Magdeburg sowieso eher zur Spezies der stillen Genießer. Herwig ließ am Donnerstag nach seinem Goldgewinn bei den deutschen Freiwasser-Meisterschaften lieber sein Lächeln sprechen und sich am Ufer des Barleber Sees von seinem gerührten Papa Jörg in die Arme schließen. Dieser verhaltene Freudentaumel nach dem Rennen über die olympischen zehn Kilometer hat jene, die den bescheidenen, aber ehrgeizigen Herwig weniger kennen, überrascht, bei allen anderen ist er auf der Sympathieskala noch eine Stufe höher geklettert.

1:55:14,36 Stunden hat der 21-Jährige benötigt, um sich nach Bronze im Vorjahr über die fünf Kilometer sein erstes Meisterschaftsgold zu sichern. 2,98 Sekunden betrug sein Vorsprung auf den Zweiten Andreas Waschburger, 3,2 auf den Dritten Felix Bartels (beide Saarbrücken). „Ich konnte von Anfang an vorne mitschwimmen“, so Herwig. „Mir war aber das Tempo zu ruhig, und ich wollte nicht kalt werden.“ Also hatte er dem Rennen seinen Stempel aufgedrückt, wenngleich er zur letzten der acht Runden über je 1,25 Kilometer Waschburger zunächst den Vortritt ließ. Der 30-jährige Titelverteidiger berichtete über seinen Schlussabschnitt indes: „Ich bin von einer Frau festgehalten worden.“

Das kann Lotta Steinmann nicht gewesen sein, wenngleich die einzige SCM-Athletin im Frauenfeld lange in der Spitze mitschwamm. Die 17-Jährige wurde Fünfte in 2:09:45,63 Stunden und mit 57,6 Sekunden Rückstand auf Siegerin Svenja Zihsler (Würzburg). „Ich bin entspannt reingegangen und habe mich auch gut rangekämpft, aber auf der letzten Runde fehlte mir einfach die Kraft“, so Steinmann. Davon reichlich hatten indes Laura Lang und Jan Laudam, die jeweils über die 7500 Meter in der Altersklasse 16 zur Goldmedaille schwammen.

Für Herwig ist der Titel der bislang größte Erfolg seiner Karriere. Und ein Resultat dessen, „dass es bei mir in dieser Saison wirklich gut läuft, aber es ist noch Potenzial vorhanden“, erklärte er. Das will er bereits am Sonntag ausschöpfen, wenn er zum Kampf ums Ticket für die Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn/15. bis 30. Juli) über die fünf Kilometer antritt (9.30 Uhr). „Dafür sollte die Kraft reichen“, sagte er. Davon ist sein Trainer Bernd Berkhahn wiederum überzeugt. Der Coach lobte: „Marcus ist taktisch sehr klug geschwommen, er hat das Rennen bestimmt.“

Eine Kraftfrage wurde es für Paul Nitschke bei seinem Freiwasser-Debüt ab der siebten Runde: „Solche Schmerzen hatte ich noch nie“, berichtete er. Der 19-Jährige belegte Platz sieben in 1:56:23,12 Stunden, er wurde zugleich Dritter in der Jahrgangswertung 1998/99 und darf sich deshalb Hoffnung auf einen Start bei der Junioren-Europameisterschaft Ende Juli in Marseille (Frankreich) machen. Dritter im Magdeburger Männerbund war Eric Reuß auf Platz elf (1:57:21,98).

Nach dem Rennen hatte Nitschke allerdings keine Hoffnung, sondern Hunger. Eine Frikadelle, ein Schnitzel und ein Schokoriegel mussten Körpersubstanz wieder auffüllen. Die war ihm zum Ende des Rennens komplett ausgegangen. „Ich habe nach der letzten Boje versucht, einen Endspurt zu ziehen, aber kurz vor dem Ziel dachte ich, ich saufe gleich ab“, erklärte er mit einem Lächeln. Letztlich wollte er nur noch Mittagsschlaf halten und am Nachmittag in der Diesdorfer Halle locker ausschwimmen. Er will ja am Freitag (Start: 9.30 Uhr) wieder fit sein – zum Staffeltag im Barleber See.

Weitere Ergebnisse:

7500 Meter (männlich 16 bis 19 Jahre): 1. Aaron Schmidt (Neuss) 1:28:55,04 Stunden; 2. Federico Salghetti Drioli (Swiss Swimming) 1:28:55,54; 3. (1. Ak 16) Jan Laudam (SC Magdeburg) 1:28:57,07; ... 6. (4. Ak 16) Ben Langner (SCM) 1:29:29,29; 9. (6. Ak 16) Lukas Märtens (SCM) 1:31:48,94

7500 Meter (weiblich 16 bis 19 Jahre): 1. Lea Boy (Elmshorn) 1:37:01,46; 2. Fränzi Heinrich (Chemnitz) 1:37:40,73; 3. Luisa Roderweis (Passau) 1:38:24.81; 4. (1. Ak 16) Laura Lang (SCM) 1:40:03,24