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Handball Der Stolz Frankreichs

Frankreich ist zum sechsten Mal Weltmeister: Das Team von Trainer Didier Dinart schlug am Sonntag im Finale Norwegen mit 33:26 (18:17).

Von Daniel Hübner 30.01.2017, 00:01

Paris/Magdeburg l Bennet Wiegert hat seine Medaillengewinner in den vergangenen Tagen in Ruhe gelassen. Der Trainer des Bundesligisten SC Magdeburg wird Anfang dieser Woche mit ihnen den Zeitpunkt ihrer Rückkehr von der Handball-Weltmeisterschaft besprechen. Der Coach darf zumindest davon ausgehen, dann in zwei sehr glückliche und ein eher trauriges Gesicht zu schauen: Christian O‘Sullivan hat mit Norwegen am Sonntag in Paris Silber gewonnen, Marko Bezjak am Vorabend mit Slowenien Bronze. Beide haben damit für ihr Land Handball-Geschichte geschrieben. Nur der Kroate Zeljko Musa war nach dem verlorenen kleinen Finale gegen Slowenien zu bedauern.

Am Sonntag war der Tag der „Marseillaise“: Als Norwegen in der 26. Minute zur 16:14-Führung durch Bjarte Myrhol getroffen hatte, sangen die heimischen Fans unter den 15 609 Zuschauern in der Pariser Accorhotels Arena die französische Nationalhymne. Nach 50 Minuten, Frankreich führte durch den Treffer von Nedim Remilin mit 29:23, stieg noch eine Kapelle in die musikalische Umrahmung ein. Die Gastgeber hatten die Gold-Party längst eingeläutet mit einer starken Abwehr und einer guten Wurf-quote. Bester Werfer war Nikola Karabatic mit sechs Treffern, bei Norwegen war Kent Robin Tönnesen mit fünf Toren der erfolgreichste Schütze. O‘Sullivan traf einmal. Der alte und neue Weltmeister Frankreich sicherte sich bei seiner 21. WM-Teilnahme zum sechsten Mal seit 1995 den Titel – Rekord.

„Es gibt 16 Helden heute Abend. Wir haben gekämpft wie die Löwen. Es ist eine großartige Geschichte. Die Emotionen sind unbeschreiblich“, sagte Torhüter Vincent Gerard. Auch Staatspräsident Francois Hollande war verzückt: „Das ist der Stolz Frankreichs.“

Die zumindest in der ersten Halbzeit überragenden Norweger müssen nicht traurig sein: Mit einer Wildcard durften sie überhaupt erst am Turnier teilnehmen und holten dann zum ersten Mal eine WM-Medaille – wie auch Slowenien. Im kleinen Finale am Sonnabend gewann Marko Bezjak vom SCM mit seiner Mannschaft gegen Kroatien mit 31:30 (13:18). Während Bezjak mit vier Treffern aus sechs Versuchen einer der drei besten Werfer seines Teams war, blieb Clubgefährte Musa der Eintrag in die koatische Schützenliste verwehrt.

Bester Werfer seines Teams war Luka Cindric mit sieben Treffern in einer dramatischen Partie. Oder wie Bezjak, der als bester Spieler der Begegnung geehrt wurde, sagte: „Das war ein verrücktes Spiel, aber wir haben immer an den Sieg geglaubt. Ganz Slowenien hat gesehen, dass wir unser Herz auf dem Feld gelassen haben. Ich bin stolz und sehr glücklich, Teil dieses slowenischen Teams zu sein.“

Das hatte nämlich Wahnsinniges geleistet: Bis zur 40. Minute führten die Kroaten mit 24:16, ehe die große Aufholjagd begann. „Die erste Hälfte war eine Katastrophe. Wir haben 40 Minuten wirklich schlecht gespielt“, erklärte Borut Mackovsek, der nach 59:02 Minuten den Siegtreffer für Slowenien erzielte. Domagoj Duvnjak, der Star des kroatischen Ensembles, konnte das alles nicht glauben: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, erklärte der 28-Jährige vom THW Kiel. „Ich bin geschockt.“

Luka Sebetic hatte sein Team, dem nur 24 Stunden nach dem hart umkämpften Halbfinale gegen Norwegen völlig die Kräfte ausgingen, in der 58. Minute noch einmal in Führung gebracht (30:29), doch in den folgenden 60 Sekunden drehten die Slowenen durch Tore von Blaz Janc und Mackovsek endgültig das Match zum Sieg.