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Leichtathletik De Zordos Traum geht unter die Haut

Drei Jahre war SCM-Speerwerfer Matthias de Zordo von der Bildfläche verschwunden. Jetzt ist er wieder da - aber längst nicht mehr der Alte.

Von Janette Beck 07.04.2016, 01:01

Magdeburg l  Geblieben ist zwar das „Z“, das alte Markenzeichen auf dem unverwüstlichen Basecap. Das steht für Zorro – den gängigen Spitznamen des Weltmeisters von 2011. Neu ist dagegen bei Matthias de Zordo neben der etwas fülligeren Figur („Ich war ja noch nie der definierte Muskeltyp“) das große Tattoo auf dem rechten Arm. Es zeigt einen altgriechischen Speerwerfer mit Schild und Flügeln sowie das olympische Feuer inklusive der fünf Ringe. Das Gesamtkunstwerk symbolisiere „den unerbittlichen Kampf um meinen großen Traum: eine erfolgreiche Olympia-Teilnahme“, so der Wahl-Magdeburger.

Ob dieser Traum wahr wird, steht nach einer langen Leidenszeit in den Sternen. Denn statt auf Weitenjagd zu gehen, war der Wahl-Magdeburger infolge eines Achillessehnenrisses im Mai 2013 und den damit verbundenen „Nachwehen“ monatelang zum Schongang oder gar Nichtstun gezwungen. Mehrere Neustarts fanden aufgrund neu auftretender Schmerzen ein jähes Ende. Doch mit dem Frühling 2016, der dieser Tage mit steigenden Temperaturen und viel Sonnenschein unaufhaltsam Einzug hält und nicht zuletzt auch die Wurf-Asse des SC Magdeburg ins Freie lockt, keimen auch und gerade bei dem inzwischen 28-Jährigen Hoffnungen auf ein Happy End.

„Darauf, dass es wärmer wird und wir nicht mehr mit klammen Fingern werfen müssen, haben wir gewartet“, strahlt Matthias de Zordo mit der Sonne um die Wette. Dass seine Laune „bestens“ ist, hat aber auch noch einen anderen, stimmungsaufhellenden Grund: „Endlich kann ich wieder 30 Würfe und mehr am Stück machen, ohne dass ich irgendwelche Probleme mit dem Fuß habe oder mein Ellenbogen anschwillt oder sonstwas weh tut“, so der Speerwerfer, der mit seiner Bestleistung von 88,36 Metern – geworfen im September 2011 beim Diamond-League-Finale in Brüssel – immer noch den „Weltrekord“ für Linkswerfer hält.

An Weiten im Bereich seiner Bestleistung will und kann der Sportsoldat trotz einer zuletzt störungsfreien Vorbereitung noch nicht denken, denn für de Zordo gilt die Politik der kleinen Schritte: „Ich bin schmerzfrei, das ist erst mal eine Grundvoraussetzung. Aber drei Jahre sind eine Ewigkeit, das ist einfach zu krass. Ich muss erst einmal wieder das Gefühl für das maximale Werfen bekommen und dann von Wettkampf zu Wettkampf schauen und mich dann über eine saubere Technik steigern“, so der Schützling von Trainer Ralf Wollbrück, auf den er nichts kommen lässt: „Für meinen Trainer war die Zeit nicht weniger schwierig als für mich. Ich bin dankbar, dass sowohl er als auch der Verein zur Stange gehalten und an ein Comeback geglaubt haben.“

Doch der Ex-Champion weiß auch, wenn er seinen mühsam am Leben erhaltenen Traum von einer Olympia-Teilnahme in Rio realisieren will, dann muss sein lila-weißer Wettkampf-Speer früher oder später jenseits von 83 Metern landen, und das serienweise. Denn obwohl diese Olympianorm nicht von Pappe ist, ist die nationale Konkurrenz groß. „Die Situation ist eine ganz andere als noch vor drei Jahren. Ich denke mal, fünf, sechs Werfer sind in der Lage, die Olympianorm zu werfen“, so de Zordo, der seinen Saison-Einstieg am 27. Mai beim Meeting in Dessau geplant hat. Gut möglich, dass er an diesem Tag ein liebgewonnenes Ritual bosonders intensiv pflegt: „Ich schaue morgens in den Spiegel, sehe das Tattoo und weiß, wofür ich aufgestanden bin ...“