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Leichtathletik Krüger peilt zwei Starts in Rio an

Für Eric Krüger und Thomas Schneider und Varg Königsmark vom SCM beginnt im Juni die Jagd nach den Tickets für die EM und Olympia.

Von Janette Beck 26.05.2016, 01:01

Magdeburg l Es ist immer auch und gerade in der Olympia-Saison ein Bibbern und Bangen, wenn die Leichtathleten im Frühling die rar gesäten nationalen Meetings, die vom deutschen Verband als Qualifikations-Wettkämpfe ausgeschrieben sind, ansteuern. Nach monatelangem „Knüppeln“ im Grundlagenbereich steigerte sich die Intensität in den Trainingseinheiten Richtung Maximalbelastung. Und das wiederum ist für die sensible Muskulatur besonders der Sprinter, Hürdenläufer und Viertelmeiler ein komplizierter Balanceakt. Ganz zu schweigen von den äußeren Bedingungen, die „stimmen“ müssen, um Top-Leistungen auf die Bahn zu bekommen.

Eric Krüger, der in zwei Wochen in Jena eine erste „Duftmarke“ hinterlassen will, kann ein Lied davon singen. Der 28-Jährige hatte in der Vergangenheit immer mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Seine persönliche Achillesferse war wie bei vielen Langsprintern die Achillessehne. 2014 musste der Schützling von Marco Kleinsteuber deswegen gar eine ganze Saison sausen lassen. Das „Übergangsjahr“ 2015 lief zwar „recht passabel“, aber auch nicht störungsfrei. Und nicht nur bei Krüger. Auch die anderen deutschen Staffelkollegen hatten Probleme, in Fahrt zu kommen. Das Ende vom Lied: Das deutsche 4x400-Meter-Quartett, damals mit Krüger und seinem Magdeburger Teamkollegen Thomas Schneider, verpasste es bei der Staffel-WM vor einem Jahr auf den Bahamas, sich vorzeitig für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Dazu wäre ein Platz unter den ersten acht Nationen nötig gewesen. Die DLV-Staffel hatte in 3:04,90 Minuten nur Rang elf belegt. Auch die WM in Peking im August 2015 fand ohne den Doppelmeister (400, 4x400 Meter) ohne einen deutschen Einzelstarter und ohne eine deutsche Staffel statt.

Umso größer waren die Hoffnungen, aber eben auch der Druck, es in der olympischen Saison besser zu machen. Und Krüger ist „echt heilfroh und glücklich“, dass er bis jetzt „erst einmal gut durchgekommen“ ist. Dabei hatte es das Training auf der „Road to Rio“ ganz schön in sich: Belastungsspitzen wurden jeweils in den Trainingslagern im Warmen gesetzt: Drei Wochen Südafrika im November, drei im Januar auf Teneriffa und zuletzt noch einmal fünf in Florida. „Perfekt ist es nie, und es zwickt mal hier und mal da, aber dennoch kann ich sagen, so gut lief die Vorbereitung auf die Freiluftsaison schon ewig nicht mehr.“

Der gute Eindruck schlug sich in „soliden Zeiten“ beim Saisoneinstieg Ende April in Clermont (USA) nieder: 200 Meter in 21,25 Sekunden und 46,80 Sekunden über 400 Meter. „Darauf lässt sich aufbauen“, so Krüger, der mehr denn je an seinem großen Traum festhält: „Mein Ziel ist es, in Rio im Einzel und mit der Staffel an den Start zu gehen.“ Doch selbst für die EM-Norm müsse er „noch eine ordentliche Schippe draufpacken“. Für den Richtwert für Rio (siehe Infokasten) gar zwei oder drei: „Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf mich, versuche, meinen Stiefel durchzuziehen. In Regensburg (4./5. Juni/d. Red.) will ich zwei gute Rennen abliefern, vielleicht sogar an den 46 Sekunden kratzen. Viel Zeit ist nicht, um die EM-Norm zu packen, aber ich bin optimistisch, dass ich das schaffe.“

Für die Olympia-Norm müsste Krüger allerdings deutlich Bestzeit laufen, die liegt aktuell bei 45,77 Sekunden. „Aber warum nicht auch das? Dazu müsste mal alles Gute zusammenkommen und ich das auf die Bahn bringen, was ich in den Beinen habe. Aber ein solches perfektes Rennen habe ich bisher noch nicht erwischt.“ Ähnlich beurteilt er die Situation für die Staffel: „Es gibt kaum Rennen, unser Trainer ist noch auf der Suche nach entsprechenden Meetings. Aber für eine Top-Zeit muss alles stimmen. Da brauchen nur ein, oder zwei Läufer keinen guten Tag haben, dann ist das Ding gegessen.“

Vollgas zu geben, davon träumt derzeit Thomas Schneider. Vor allem deswegen, weil er nach Aussage von Trainer Marco Kleinsteuber nach dem Trainingscamp in Florida „richtig gut dabei“ war. Doch kurz vor dem Saisoneinstieg muckt die Achillessehne, und das so stark, dass der 29-jährige Pechvogel, der in den zurückliegenden Jahren immer mal wieder verletzungs- oder gesundheitsbedingte Rückschläge hinnehmen musste, im Training kürzer treten muss.

„Wir müssen erst einmal das MRT abwarten. Aber ich habe kein so gutes Gefühl“, so Kleinsteuber, der gleichzeitig DLV-Bundestrainer ist und das Große und Ganze im Blick haben muss. „Es kann sein, dass wir bei Thomas sogar nur auf die eine Karte deutsche Meisterschaften in Kassel setzen.“ Die nationalen Titelkämpfe finden am 18./19. Juni in Kassel statt.

Allerspätestens dort will auch Varg Königsmark in die Vollen gehen. Der 24-jährige Hürdenläufer, der 2014 eine ganz starke Saison mit Rang sieben und Bestzeit (49,16 Sekunden) bei der EM hatte, musste aufgrund von Achillessehnen-Beschwerden das ganze letzte Jahr pausieren. Und so wurde er in den letzten Monaten im Training von Kleinsteuber langsam aufgebaut und an die hohen Intensitäten behutsam herangeführt. „Wenn man so lange raus ist, und kein Rennen hatte, ist das nicht so einfach. Gerade auch für einen Hürdenläufer. Um die Belastungsverträglichkeit aufzubauen und das Gefühl und den Rhythmus zu finden, braucht es Zeit, Geduld und sicher ein paar Rennen“, gibt der Coach zu bedenken. Trotzdem stuft er beide 400-Meter-Hürden-Normen bei optimalem Saisonverlauf für seinen Schützling als „machbare Größen“ ein.

Ob Königsmark, der nicht nur viel Zeit in sein Training, sondern auch in sein Psychologie-Studium an der Uni Magdeburg investiert, noch vor den Meisterschaften sein Comeback startet, ist allerdings noch offen. Kleinsteuber: „Das hängt ganz stark davon ab, wie sich die nächsten zwei, drei intensiven Trainingseinheiten gestalten. Bis jetzt hat Varg alles gut verkraftet, dennoch müssen wir weiter vorsichtig sein.“