1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Und wieder ruft London

Leichtathletik Und wieder ruft London

Diskus-Asse Martin Wierig, Anna Rüh und David Wrobel vom SC Magdeburg wollen bei den Titelkämpfen in Erfurt den großen Wurf landen.

06.07.2017, 23:01

Magdeburg/Erfurt l Es liegt etwas in der Luft, im hübsch herausgeputzten Erfurter Steigerwald-Stadion. Gemeint ist jedoch nicht nur der spezielle Duft, der von der taufrischen, rund 340.000 Euro teuren Tatarnbahn ausgeht. Diese wurde in der runderneuerten Arena erst vor kurzem verlegt und wird nunmehr an diesem Wochenende von nationalen Leichtathletik-Elite stilecht eingeweiht. Ein besonderes Knistern ist auch deswegen spürbar, weil sich hier entscheidet, wer in viereinhalb Wochen bei der WM in London dabei ist, denn die Meisterschaften sind der entscheidende und abschließende Qualifikations-Wettkampf.

London? Da war doch was! Bei Anna Rüh und Martin Wierig, den heißesten Medaillenkandidaten unter den insgesamt nur sechs SCM-Startern in Erfurt, klingeln da die Ohren. Beide Diskus-Asse waren nämlich 2012 bei den Spielen im Olympiastadion aktiv dabei, als es um die Wurst ging. „Es war ein unvergessliches Erlebnis. Unbeschreiblich. Gänsehaut pur“, schwärmt Wierig noch heute und hofft auf ein Déjà-vu – inklusive des starken Auftritts: Der 30-Jährige glänzte damals mit Rang sechs, während seine Freundin und Trainingspartnerin Anna, noch im Neubrandenburger Trikot und 19 Jahre jung, als Zehnte für Furore sorgte.

Fünf Jahre später lockt die Schützlinge von Trainer Armin Lemme erneut das Ziel London. Aber auch David Wrobel, der dritte Magdeburger im Bunde, hat ein Auge auf die WM-Fahrkarte geworfen. Allerdings, das scheint irgendwie disziplin-immanent zu sein, dass es bei den Diskuswerfern hart auf hart kommt im Kampf um die je drei Startplätze. Dabei ist die WM-Norm bei den Männern mit 65,00 Metern nicht von Pappe. Und bis auf Wierig (65,56) und Robert Harting (66,30) haben sich alle anderen Werfer bisher daran die Zähne ausgebissen. Wobei Wrobel mit seinen 64,66 Metern noch am dichtesten dran ist: „Ich möchte meinen dritten Platz in der Bestenliste verteidigen. Und die 34 Zentimeter, die mir noch zur Norm fehlen, müssen doch wohl drin sein. Ich kämpfe jedenfalls, bis zum Umfallen.“

Sowohl ihm als auch Olympiasieger Christoph Harting („Ich habe keinen Grund zum Jammern und stehe nicht auf Mitleid“) und dem Rio-Dritten Daniel Jasinski sei zuzutrauen, so Wierig, dass sie in Erfurt „einen raushauen“. Am liebsten wäre es ihm aber, „wenn zwei Magdeburger in London dabei wären. David hätte es verdient, er hat sich toll gemacht“, bricht der 30-Jährige eine Lanze für seinen fünf Jahre jüngeren Trainingspartner.

Er selbst gehe dank eines psychologischen Schachzuges extrem motiviert in den Wettkampf: „Ich habe richtig Lust auf das Batteln mit den anderen“. Um in diese angriffslustige Stimmung zu kommen, habe er bewusst einen Cut gemacht und die letzten drei Wochen keine Wettkämpfe mehr bestritten. „Jetzt bin ich echt heiß aufs Werfen. Mit dem richtigen Adrenalin-Schub sollte es weit hinaus gehen“, hofft der Zwei-Meter-Hüne, dass er diesmal auf der Sonnenseite stehen wird. Im Vorjahr belegte Wierig „nur“ den undankbaren vierten Platz - und die Olympischen Spiele in Rio fanden ohne ihn statt...