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Radsport Wagner will den Moment genießen

Wenn die Tour de France in einer Woche nach Lüttich rollt, geht es für den Magdeburger Profi Robert Wagner durch seinen Wohnort Kelmis.

Von Thomas Juschus 24.06.2017, 01:01

Magdeburg l Die deutschen Straßen-Meisterschaften am Sonntag in Chemnitz lässt Robert Wagner aus. Zum ersten Mal seit Jahren. Stattdessen geht es für den Radprofi aus dem niederländischen Team Lotto-NL-Jumbo nach Magdeburg zu seiner Lebensgefährtin Katrin: Kraft tanken, mental abschalten und natürlich eine Trainingsrunde von Heimburg zum Brocken und zurück über Torfhaus stehen auf dem Plan. Alles aber entspannt. Strapazen hat der 34-Jährige in den nächsten drei Wochen genug. Vom 1. bis 23. Juli ist er zum zweiten Mal bei der Tour de France dabei. 21 Etappen und 3540 Kilometer liegen bei der 104. Auflage der Frankreich-Rundfahrt vor den Fahrern. Am Donnerstag machte das Team mit einem Video Wagners Nominierung offiziell.

Nach der Tour-Premiere im vergangenen Jahr - im schon etwas reiferen Alter – ist der stets gut gelaunte und sympathische Radprofi also wieder dabei. Und dieses Jahr ist alles noch ein bisschen größer und verrückter als sonst – denn die „große Schleife“ startet am 1. Juli mit einem Einzelzeitfahren in Düsseldorf. Tags darauf zieht die Karawane gen Frankreich – zunächst über 203,5 Kilometer nach Lüttich in Belgien. Das Besondere für Wagner: Die Etappe führt durch seinen Wahl-Wohnsitz Kelmis, kurz hinter der belgischen Grenze in unmittelbarer Nähe zu Aachen.

„Es ist schon verrückt. Viele bei mir im Ort kennen einen, der bei der Tour de France mitfährt – und das bin ich!“, lacht Wagner, der kürzlich in Kelmis umgezogen ist. Die kurze Anreise zum Startort nach Düsseldorf, das große mediale Interesse, dazu der angekündigte Besuch von Katrin, Eltern, Opa Richard, Oma und Onkel sowie von vielen Freunden und Weggefährten lassen die Aufregung noch ein wenig mehr steigen als sonst. „Es ist schon ein absolut besonderes Erlebnis“, so Wagner. Große Extravaganzen – etwa ein Stopp in Kelmis – werden aber nicht möglich sein. „Das darf ich mit Sicherheit nicht“, so der deutsche Straßen-Meister von 2011. „Wir sind dann etwa 40 Kilometer vor dem Ziel – und da wird schon richtig mit Vollgas Radrennen gefahren.“

Die erste Etappe nach Lüttich gehört zu denen, die den Sprintern vorbehalten sein sollte. Und da hat Lotto-NL-Jumbo mit dem Niederländer Dylan Groenewegen ein heißes Eisen im Feuer im Kampf mit Kittel, Greipel & Co. um den Tagessieg. Wagner gehört wie 2016 zu den Edelhelfern, soll Groenewegen im Sprint aussichtsreich lancieren. „Ich freue mich total auf die Tour und habe ein mega gutes Gefühl. Unser Sprintzug ist noch stärker geworden als im Vorjahr – und auch Dylan hat zugelegt und genießt mein vollstes Vertrauen“, so Wagner, der nach seiner Klassiker-Saison sich wie geplant vorbereiten konnte auf die Tour. „Alles gut. Die Form passt.“

Die Gesamtwertung (2016: 163.) spielt für Wagner erneut keine Rolle. Ein Etappensieg im Sprint, der seiner Mannschaft im Vorjahr verwehrt blieb, sollte es aber schon sein: „Das wäre der Punkt auf dem i“, so Wagner, für den aber auch so die Tour de France 2017 sicher unvergesslich bleiben wird – mit der Durchfahrt durch Kelmis auf abgesperrten Straßen im Renntempo: „Diesen Moment möchte ich genießen – der wird einmalig bleiben.“