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Rudern Magdeburger vor Kleinboot-Meisterschaft

Der Härtetest vor der deutschen Kleinboot-Meisterschaft ist vorbei. Nicht alle SCM-Sportler blicken auf die Langstrecke zufrieden zurück.

Von Daniel Hübner 09.04.2017, 05:00

Magdeburg l Max Appel muss unbedingt Steven Weidner mal zu sich nach Hause einladen. Da gibt es Fische in zwölf Arten zu sehen. In einem großen Aquarium. „Das ist mein zweites Hobby nach dem Rudern“, berichtete der Magdeburger. Er kann stundenlang eintauchen in das Leben der Tiere und findet in ihrem sanften Schweben durch das Wasser seine Ruhe. „Ich hatte schon als Kind ein Aquarium. Manche finden das langweilig, ich finde es entspannend.“ Jene Entspannung kann eben auch Weidner in diesen Tagen gut gebrauchen.

Der 20-Jährige war der einzige der drei Elite-Ruderer des SCM, der seinen Leistungen zuletzt bei der Regatta in Leipzig nichts Positives abgewinnen konnte, nicht auf dem Ergometer über 2000, nicht auf der Langstrecke über 6000 Meter. „Auf dem Ergometer war ich 1,4 Sekunden von meiner Bestzeit entfernt, das finde ich schlecht. Auf dem Wasser hat es sich eigentlich gut angefühlt, ich weiß nicht, woran es gelegen hat“, so Weidner. In die Top-Acht wollte er auf dem Elster-Saale-Kanal rudern, als 14. in 22:47 Minuten erreichte er das Ziel – eine Sekunde vor seinem Clubgefährten Philipp Syring (16.), 21 Sekunden hinter Appel (7.). Sein Plan bis zum Frühtest, zugleich die deutschen Kleinboot-Meisterschaften, in zwei Wochen in Krefeld? „Ich will mich noch mehr ins Training reinsteigern. Denn ich will alles geben, um in die A-Nationalmannschaft zu kommen.“

Das erwartet nur niemand von Weidner. Auch Trainer Roland Oesemann nicht, der versucht, seinem 1,98 Metern großen Schützling diesen Druck zu nehmen: „Er soll beim Frühtest einfach Spaß haben und draufhalten.“ B-Finale – das ist dort das primäre Ziel Weidners, um mindestens bei den Saisonhöhepunkten der U 23 eine große Rolle spielen zu können.

Weidner schreibt zudem vor und nach dem Frühtest sein Abitur. „Es erfordert schon ein hohes Maß an Hingabe, um das alles unter einen Hut zu kriegen“, sagte er schmunzelnd. Die erste Hingabe sollte der Schule gehören. Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio sind es noch drei Jahre, in denen sich die drei SCM-Skuller Bundestrainer Marcus Schwarzrock nachhaltig präsentieren können.

Dabei rudert der deutsche Meister des vergangenen Jahres dem SCM-Tross voraus. Am Ergometer in Leipzig war Syring der stärkste Athlet auf den 2000 Metern in 5:45,6 Minuten. „Das Rennen steckt mir noch in den Knochen. Aber es war wichtig, wieder an die Grenzen zu stoßen. Und es war ein guter Einstieg“, erklärte Syring am Mittwoch, vier Tage nach dem Test. In diesem Jahr legen fast alle Skuller aus dem Olympiakader 2016 eine Pause ein. Nur Rio-Ersatzmann Tim Grohmann war in Leipzig am Start. „Es ist das richtige Jahr, sich zu zeigen. Und mit Glück und großem Willen werden wir das auch schaukeln“, blickte Syring auf seine Chancen auf einen Platz im Nationalteam voraus. Höhepunkt der Saison ist die Weltmeisterschaft im September in Sarasota (USA).

Der 2,03-Meter-Hüne würde sich natürlich freuen, wenn er in Krefeld seinen Vorjahres-Titel verteidigt: „Es ist aber immer erst die Aufgabe, ins A-Finale zu kommen, und deswegen darf man keinen Gegner unterschätzen.“

Die Rennen beim Frühtest gehen über die olympischen 2000 Meter. „Zum Glück“, sagt der 20-Jährige. Denn Leipzig hat gezeigt: Sechs Kilometer unter voller Belastung funktionieren nach wie vor nicht, aufgrund einer andauernden Faszienverengung „schläft mir das linke Bein ein. Und in unserem Sport geht es nun mal zu 80 Prozent über die Beine. Ich hätte gedacht, es ist besser geworden. Aber man lernt irgendwann, damit zu leben und zu kämpfen“, betonte Syring.

Auch Appel will das A-Finale in Krefeld erreichen, auch er strebt einen Platz im Schwarzrock-Kader an. Auf dem Ergometer in Leipzig fuhr er Bestzeit (5:54,3). „Das war ein gutes Wochenende für mich“, sagte er und begründete: „Wir haben das Krafttraining über das Jahr gesteigert. Die Vorbereitung ist gut gelaufen.“ Oesemann war ebenso „rundherum zufrieden“ mit der Leistung des 21-Jährigen, der nur ein kleines Problem hat: „Ich kann sehr gut abnehmen, aber schlecht zunehmen. Bei 88 Kilo fehlen mir einfach Energiereserven“, so der 1,94-Meter-Mann. In diesem Bereich muss er also zulegen. Seine Art der Entspannung hat er dagegen längst gefunden.