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Schwimmen Wunram hat geliefert

Finnia Wunram vom SCM liefert bei der Freiwasser-WM die besten deutschen Einzelleistungen ab. Über fünf Kilometer schwamm sie auf Rang elf.

Von Daniel Hübner 20.07.2017, 01:01

Balatonfüred l Nach dem vierten Rennen ohne deutsche Medaille bei den Freiwasser-Weltmeisterschaft in Ungarn nimmt die Diskussion über die Leistungsfähigkeit der Athleten richtig Fahrt auf. Die öffentlichen Medaillen-Erwartungen sind im zweiten Jahr des Umbruchs nach dem Rücktritt von Rekordsieger Thomas Lurz (Würzburg) bereits auf Gold-Niveau gestiegen. Bundestrainer Stefan Lurz konstatierte am Mittwoch nach dem Fünf-Kilometer-Rennen der Frauen im Plattensee gegenüber dem Sport-Informationsdienst (SID): „Die Lücke zur Weltspitze ist größer als gedacht. Wir müssen im nächsten Jahr eine Schippe drauflegen.“

Dazu fordert er, dass Athleten wie Leonie Beck (Würzburg) sich entscheiden, ob sie künftig im Becken oder im Freiwasser starten wollen. „Sie tingeln immer noch mal ins Becken, dann kann man aber nicht hierherkommen und Medaillen holen“, so Lurz. Auf Finnia Wunram trifft das nicht zu. Die 21-Jährige vom SCM hat ihr klares Bekenntnis zum Freiwasser längst abgegeben. Und mit Platz elf über fünf Kilometer wieder eine überzeugende Vorstellung geliefert. Ihr Coach Bernd Berkhahn erklärte: „Finnia hat zwei starke Rennen bei der WM gezeigt. Beim Ergebnis über die fünf Kilometer muss man ihre Vorbelastung über die olympische Distanz berücksichtigen.“

Dort hatte sie am Sonntag Platz sieben belegt, der bei der WM 2019 für das Ticket zu den Olympischen Spielen in Tokio reicht. Dass es drei Tage später ein elfter Rang über die halbe Strecke wurde, auf der sie 2015 überraschend Bronze gewann, hatte sie zunächst enttäuscht. Wie Beck, die nur 24. wurde, hatte sie sich unter Tränen zurückgezogen. Drei Stunden später sagte Wunram der Volksstimme: „Ich war nicht zufrieden, aber mit ein bisschen Abstand kann ich es sein.“

Das war kein Rennen für Mitschwimmer. Wer im Balaton folgen wollte, musste ein unheimlich hohes Tempo gehen. Nach der ersten von zwei Runden hatte sich eine elfköpfige Gruppe gebildet – mit Wunram, die zu jenem Zeitpunkt der führenden Aurèlie Muller (Frankreich) mit 9,9 Sekunden Rückstand folgte. „Ich habe mich gut gefühlt und konnte den Anschluss halten“, sagte sie. Dass es nicht bis in die anvisierte Top Ten reichte, hatte zwei Gründe: Zum einen wurden alle Wege von der Konkurrenz geblockt. Zum anderen „haben mir zum Schluss Kraft und Energie gefehlt“.

Ashley Twichell (USA) hatte die größten Reserven, in 59:07,0 Minuten schlug die 28-jährige Teamweltmeisterin von 2011 zu ihrem ersten Einzel-Titel bei einer WM an. Sie verwies Muller und Ana Marcela Cunha (Brasilien) auf die weiteren Plätze. Wunram buchte in diesem Schnellzug Platz elf mit 25,1 Sekunden Rückstand auf die Siegerin, da stand die Konkurrenz hinter ihr noch an der Bahnsteigkante. Erst 1:16,2 Minuten später erreichte Maria Camagnoli (Italien) als Zwölfte das Ziel.

„Ich habe die beste deutsche Leistung bei meinen Einzelstarts erbracht, damit bin ich zufrieden“, bilanzierte die ehrgeizige Wunram. Am Donnerstag (10 Uhr) steht mit ihr und Clubgefährte Rob Muffels der Teamwettbewerb (4 x 1,25 km) an, der erneut auf eine Medaille hoffen lässt. Berkhahn hat dafür eine vorsichtige Prognose abgegeben: „Platz drei bis fünf.“