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Skeleton Das Protokoll einer Rückkehr

Der Wernigeröder Christopher Grotheer glaubt trotz einer Verletzung an eine Rückkehr in den Weltcup-Zirkus.

Von Daniel Hübner 12.01.2016, 00:01

Oberhof l Um 3 Uhr am Sonntagmorgen stieg Christopher Grotheer ins Auto, das ihn von Lake Placid (USA) zum Flughafen nach Montreal (Kanada) brachte. Um 5.30 Uhr kam der Skeleton-Pilot aus Wernigerode dort an, las Zeitschriften, hörte die Heavy-Metal-Hits von „Iron Maiden“, quälte sich mit der Langeweile. Erst um 17 Uhr startete sein Flieger in Richtung Frankfurt. Ankunft: Montag, 6.30 Uhr. Mit dem Mietwagen erreichte er vier Stunden später seine Wahlheimat Oberhof. „Ich war 28 Stunden unterwegs“, rechnete Grotheer aus dem Protokoll seiner Rückkehr vor. Aber diese Rückkehr soll sich lohnen. Denn Grotheer ist verletzt, trotzdem will er bei der Weltmeisterschaft in Innsbruck-Igls (Österreich/8. bis 21. Februar) starten.

Die Verletzung hatte sich der 23-Jährige zum Auftakt der Übersee-Tour dieser Weltcup-Saison zugezogen (Volksstimme berichtete). Am Sonnabend in Lake Placid hatte es beim Start des ersten Rennens „nach 15 Metern im Oberschenkel geknackt“. Dank seines Adrenalins konnte er den Schmerz zunächst ausblenden. Doch nach Zielankunft humpelte Grotheer und stellte letztlich fest: Ein Lenken des Schlittens ist nicht mehr möglich, ein weiterer Start hat keinen Sinn.

Der Arzt des US-Teams hatte zunächst keinen Riss im Oberschenkel festgestellt. Die erste Diagnose lautete: Zerrung. „Ich wollte nach Hause, weil das Bein in den nächsten zwei Wochen in Amerika keine Ruhe bekommt“, so Grotheer. Der Weltcup geht für die anderen nämlich weiter in Park City (USA) und Whistler (Kanada). Doch am Dienstag wurde es nach der MRT-Untersuchung in Oberhof traurige Gewissheit: Grotheer erlitt in Lake Placid einen Muskelfaserriss im Kniestrecker.

Mitten in der Saison muss Grotheer um seine WM-Teilnahme fürchten. Dabei war er so gut unterwegs in den vergangenen Wochen: Siebter in Altenberg, jeweils Fünfter in Winterberg und Königssee. Trotzdem ist er nicht recht zufrieden. Auf Axel Jungk (Oberbärenburg) hatte er zwischen Weltcup-Qualifikation im Herbst und deutscher Meisterschaft zum Jahresende allein am Start einige Hundertstelsekunden verloren. Hörbar enttäuscht klang er am Telefon darüber.

Die Genesung seines Oberschenkels dauert. "In drei Wochen bin ich wieder einsatzfähig", hofft Grotheer dennoch. "Ich versuche fit zu werden, und dann müssen wir schauen." Das Protokoll seiner Weltcup-Rückkehr sieht dennoch als erstes Ziel St. Moritz (Schweiz, 6./7. Februar) vor. „Das wäre ein Härtetest, auch um zu sehen, wo ich stehe“, sagte Grotheer. Er macht sich nichts vor: Kann er dort kein gutes Ergebnis präsentieren, ist der Zug nach Innsbruck abgefahren. So weit will er aber nicht denken: „Mein Ziel bleibt die WM.“