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Eine Olympia-Bilanz Fliegender Fisch, Blitz-Bolt, gedoptes Pferd – Tops und Flops

25.08.2008, 05:05

TOPS:

GOLD-FISCH: Michael Phelps brach im Schwimmbecken nicht nur sieben Weltrekorde, sondern schrieb Sportgeschichte: Nach acht Olympiasiegen in Peking, einer mehr als Mark Spitz 1972 in München, ist er mit insgesamt 14-mal Gold der erfolgreichste Athlet überhaupt. "Der olympische Gott", "Barrakuda aus Baltimore", "Titan", "Fliegender Fisch" - so lauteten die Schlagzeilen über den Amerikaner.

SCHWIMMSTAR: Britta Steffen schüttelte im "Wasserwürfel" alles ab: Erwartungen, Kritik, Selbstzweifel. Gold über 50 und 100 Meter Freistil für die blonde Berlinerin. Jetzt zieht’s Steffen nach Australien - zu neuen Ufern.

BOCOG: Das Organisationskomitee glänzte mit einer logistischen Meisterleistung: grandiose Sportstätten, unermüdliche Helfer, ein ausgeklügeltes Transportsystem. Um der Welt zu zeigen, was das 1,3-Milliarden-Volk kann, spielten Geld, Personal und unkonventionelle Maßnahmen im Reich der Mittel keine Rolle.

WELTMACHT: Die Frage, ob China die USA als Sportnation Nummer eins ablösen kann, war nach nur wenigen Tagen beantwortet. 51 von insgesamt 302 Goldmedaillen holten die ehrgeizigen Olympia-Gastgeber, dazu 21-mal Silber und 28-mal Bronze. Macht 100. Eine einzigartige Bilanz. Über 50-mal Gold - das hatten zuletzt die USA bei den Boykott-Spielen 1984 in Los Angeles gefeiert.

LICHTGESTALT: Einer flog übers "Vogelnest". Die Welt hielt den Atem an, als Li Ning in schwindelerregender Höhe bei der Eröffnungsfeier das olympische Feuer zündete. Der Turnstar von Los Angeles 1984 verkörpert wie kaum einer den chinesischen Lebenstraum: Vom Sohn eines Dorfschullehrers stieg er auf zum Supersportler und zum Gründer einer heute weltweit erfolgreichen Sportmarke.

HAHN IM KORB: Basketball-Star Dirk Nowitzki führte als Fahnenträger die deutsche Mannschaft ins Nationalstadion - und zeigte auch sonst Flagge. Als begeisterter Bewohner des olympischen Dorfes und Fan der Kollegen aus den Abteilungen Hockey, Handball und Beachvolleyball. Auch wenn die Basketballer sich in der Vorrunde verabschiedeten: Der NBA-Star genoss die Spiele in vollen Zügen.

BLITZ-BOLT: Ganz Jamaika liegt ihm zu Füßen, die Konkurrenten sahen nur seine Fersen. 9,69 und 19,30 Sekunden - Usain Bolt rannte Fabelweltrekorde über 100 und 200 Meter und wurde zum Albtraum der erfolgsverwöhnten US-Sprinter. 91 000 im Nationalstadion sangen ihm noch ein Ständchen zum 22. Geburtstag. Nicht davonlaufen konnte der 1,96 Meter große Athlet dem Dopingverdacht.

FLOPS:

DER GESTRAUCHELTE:

Hürdensprinter Liu Xiang war Chinas größte Olympia-Hoffnung - bis er vor dem Vorlauf wegen einer Achillessehnenverletzung aufgeben musste. 91 000 im "Vogelnest" schwiegen vor Entsetzen, manche brachen in Tränen aus. Ein 1,3-Milliarden-Volk trug Staatstrauer.

TRAURIGER HELD: Roger Federer trug an seinem 27. Geburtstag die Schweizer Fahne ins Nationalstadion, dann musste er wie vorher bekannt seinen Spitzenplatz in der Tennis-Weltrangliste an Rafael Nadal abtreten. Bei seinem Besuch im olympischen Dorf wurde er von den anderen Sportlern bestürmt. Aber im Einzel flog er gegen James Blake (USA) raus. Gold im Doppel war aber ein Trost.

SORGENKINDER: Die Boxer in der ersten Runde an- oder ausgeknockt, die Ruderer erstmals seit 52 Jahren ohne Gold und mit einem abgesoffenen Achter, die Handballer in der Vorrunde raus, die Leichtathleten langsamer, niedriger, schwächer und nur mit einmal Bronze dekoriert, die Springreiter ohne Edelmetall, aber mit einem gedopten Pferd. Der deutsche Sport verlor so manche sichere Bank.

DER FREUDLOSE: Fabian Hambüchen wollte und sollte unbedingt der große Turnstar werden. Doch er gewann nur Bronze am Reck. "Eine Medaille ist ja eigentlich nicht schlecht, aber ich war so auf das verdammte Gold fixiert. Es ist fast schon eine dumme Einstellung", räumte er ein. Zum Abgang von den Spielen gab’s auch noch Zoff mit Sportdirektor Wolfgang Willam.

EIGENTOR: Bei dem wochenlangen Gezerre um die Freigabe von Fußball-Profis für die Spiele verdiente sich der Weltverband FIFA mit Joseph Blatter an der Spitze keine olympischen Meriten. Am Ende durften Diego, Rafinha & Co. nur bleiben, weil sich die Clubs als Arbeitgeber gnädig zeigten. Argentiniens Superstar Lionel Messi bringt dem FC Barcelona als Dankeschön die Goldmedaille mit.

DOPINGFRAGE: 5000 Kontrollen, so viel wie noch nie. Aber nur sechs Athleten wurden erwischt, als prominenteste die ukrainische Siebenkampf-Zweite Ljudmilla Blonska. Unbeantwortet und heiß diskutiert blieb die Frage: Waren alle anderen sauber - oder den Fahndern nur einen Schritt voraus?

PECHVOGEL: Normalerweise landet Matthew Emmons Volltreffer, nicht aber bei Olympia. Der US-Gewehrschütze lag mit 3,3 Ringen vorn und verfehlte dann sogar das Schwarze. Vor vier Jahren in Athen hatte er als Führender auf die falsche Scheibe geschossen - und doch mitten ins Herz getroffen: Damals lernte er seine heutige Frau Katerina kennen, die in Peking Gold mit dem Luftgewehr in die Ehe einbrachte.