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Polizei-Training Und täglich grüßt der Demonstrant

Von Philipp Queitsch 21.05.2014, 01:17

Biederitz l Ein Anwohner beobachtet etwa 20 vermummte Menschen an einem nahe gelegenen Gleisbett. Heute soll ein Castor-Transport diesen Abschnitt passieren. Mit diesem Szenario ist am Mittwoch eine Hundertschaft der Landesbereitschaftspolizei in die Quartalsübung in Biederitz im Jerichower Land gestartet.

Dass diese Situation durchaus realistisch sein kann, stellten die Beamten bereits am Tag zuvor fest. Demonstranten blockierten zehn Stunden lang die Zufahrten zum Schlachtbetrieb des Unternehmens Wiesenhof in Möckern. Sie ketteten sich zum Teil an mit Beton ausgefüllte Fässer. Der Polizei sollte es erschwert werden, die Demonstranten wegzutragen.

Situationen mit Demonstranten mitunter heikel

So auch am Dienstag in Biederitz. Zwei in Zivil gekleidete Beamte der Landesbereitschaftspolizei schlüpfen in die Rolle der Demonstranten. Sie blockieren die Gleise mit einem Betonfass, in das sie ihre Arme stecken. Ein paar Meter weiter hat sich eine etwa zwanzigköpfige Gruppe zu einer Sitzblockade eingefunden. Dass Demonstranten Schienen blockieren, ist nicht selten. "So etwas kommt mehrmals im Jahr vor", weiß die Sprecherin der Landesbereitschaftspolizei Eva Dobrick.

Der Umgang mit Störern, so werden Demonstranten im Polizeijargon genannt, müsse regelmäßig geübt werden. "Es sind mitunter heikle Situationen, in denen die Beamten richtig handeln müssen", sagt sie.

Zwischen deeskalierender Präsenz und drohenden Strafanzeigen müssen die Polizisten die Situation immer richtig einschätzen. "Außerdem lernen sie, sich in die Lage der Demonstranten zu versetzen, damit sie wissen, wie sie mit ihnen umgehen sollen, ohne sie zu verletzen", so Dobrick weiter. Anzeigen gebe es nach solchen Einsätzen trotz allen Trainings dennoch. "Die Beamten müssen einerseits ihren Auftrag erfüllen und die Demonstranten aus dem Gefahrengebiet entfernen. Andererseits müssen sie sich auch um die Sicherheit der Störer kümmern", weiß die Beamtin.

Deutsche Polizisten reden viel

Eine Delegation von Polizeibeamten aus dem ostfranzösischen Montbéliard beobachtet die Übung. "Das sind frischgebackene Auszubildende an der Ecole de la Police National. Das ist die Partnerschule unserer Polizeischule in Aschersleben", erklärt Polizeikommissarin Bettina Sauer. Beim Einsatz tauchen die ersten Unterschiede bei der Herangehensweise auf. Sauer: "Die französischen Beamten wunderten sich, dass wir es relativ lange mit Reden versuchen, die Störer zum freiwilligen Räumen des Gleisbettes zu bewegen."

Am Ende der dreistündigen Übung, bei der auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera eingesetzt wurde, zieht Hundertschaftsführer Jürgen Hoffmann ein positives Fazit für diese Übung. Das gelte übrigens auch für den realen Einsatz in Möckern. Hoffmann: "Es gibt immer ein paar Mängel, aber die werden anschließend ausgewertet und verbessert. Wichtig ist, dass die Beamten die Lage sicher bewältigt haben."