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Fußball-Weltmeisterschaft Ein Remis-Pakt ist undenkbar

Die große Flatter muss Löw vor dem Kräftemessen mit Klinsmann nicht
bekommen. Die Freunde müssen sich dafür mit weltweiten Spekulationen
über einen Deal im direkten Duell herumschlagen. An Kapitän Lahm im
Mittelfeld mag der Bundestrainer nicht rütteln.

23.06.2014, 18:32

Santo André (dpa) l Kein Unentschieden-Pakt mit den USA! Nach der mitreißenden Late-Night-Show der leidenschaftlichen US-Boys gegen Portugal sahen sich die Kompagnons Joachim Löw und Jürgen Klinsmann umgehend mit weltweiten Verdächtigungen einer Ergebnis-Absprache im letzten Gruppenspiel bei der WM konfrontiert.

Löws Assistent Hansi Flick und Abwehrspieler Mats Hummels konterten am Montag in Santo André energisch und kopfschüttelnd alle Erinnerungen an die "Schande von Gijon". 1982 mogelten sich Deutschland und Österreich bei der WM-Endrunde mit einem Nichtangriffspakt gemeinsam in die Zwischenrunde, Außenseiter Algerien durfte sich als ausgeschiedener Gruppendritter verschaukelt fühlen.

"Es wäre grob unsportlich, sollte irgendwer solche Gedanken hegen, der auf dem Platz steht", sagte der Dortmunder Hummels zu einer für ihn illusorischen Ergebnisabsprache. "Wir werden definitiv auf Sieg spielen, alles andere wäre anderen Nationen gegenüber relativ unfair." Auch Löws Assistent Hansi Flick positionierte sich deutlich: "Wir werden den Teufel tun, uns auf einem Unentschieden auszuruhen. Wir wollen gewinnen. Wir wollen als Erste die Gruppenphase abschließen und zum Achtelfinale nach Porto Alegre."

Das unglückliche 2:2 von Klinsmanns starken Amerikanern gegen Portugal war Löw jedoch sehr gelegen gekommen. Es erledigte nicht nur das große Zittern des DFB-Teams vor einem blamablen Vorrunden-K.o. in Brasilien. Jetzt reicht ein Punkt am Donnerstag (18 Uhr MESZ/ZDF) in Recife sogar nicht mehr nur für das Minimalziel Weiterkommen, sondern für den Gruppensieg. Passenderweise Algerien wäre dann nach derzeitigem Stand der Gegner in der ersten K.o.-Runde. "Wir sind guter Dinge, dass wir den für uns perfekten Weg finden werden", sagte Hummels zum Turnierverlauf.

Für Zündstoff ist aber erstmal beim Vorrundenfinale gesorgt, weil auch die Gruppengegner Ghana und Portugal (beide je ein Punkt) mit Argusaugen darauf schauen werden, was zwischen Deutschland und USA (je vier Zähler) im Parallelspiel passiert. Das Kräftemessen zwischen Jogi und Klinsi, die 2006 als Trainergespann für das deutsche WM-Sommermärchen verantwortlich waren, bleibt "ein besonderes Duell", wie Oliver Bierhoff betonte. Der Teammanager hatte bereits vor der nun entstandenen brisanten Unentschieden-Konstellation sein Wunschdrehbuch für die 90 Minuten zwischen Löw und Klinsmann verraten: "Ich würde liebend gerne unterschreiben, dass wir als Erste durchgehen und die Amerikaner als Gruppenzweiter."

Der Anspruch des selbsternannten Titelanwärters kann jedoch nicht lauten, sich irgendwie in die K.o.-Spiele zu retten. Vielmehr geht es gerade nach dem Ghana-Spiel darum, mit einem Prestigeerfolg gegen Ex-Chef Klinsmann neuen Rückenwind aufzubauen. Einen Systemwechsel oder einen radikalen Teamumbau wird es nicht geben. Gerade an der Position von Kapitän Philipp Lahm werde nicht gerüttelt, stellte Flick öffentlich klar. "Was Philipp angeht, macht er sich im Mittelfeld richtig gut. Er gibt uns eine richtig gute Ordnung, ein Gleichgewicht."

Für Abwehrchef Per Mertesacker ist das Team weiter in einem Findungsprozess. Löw hatte das 4-3-3-System erst auf den letzten Drücker zu seiner WM-Taktik erhoben. "Wir sind vielleicht noch nicht so eingespielt, wie man es sein müsste. Aber wir hatten auch keine großartige Zeit."