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Tour de France Das Aus für Kittel

Die 104. Tour de France ist für Marcel Kittel nach einem Sturz schmerzhaft beendet. Tagessieger wird Ex-Skispringer Primoz Roglic.

19.07.2017, 19:35

Serre Chevalier (dpa) l Emmanuel Marcron schüttelte dem souveränen Tour-Patron Chris Froome die Hand und sprach dem französischen Hoffnungsträger Romain Bardet Mut zu – nur den großen Star der ersten beiden Wochen bekam der junge Staatschef in Serre Chevalier nicht zu Gesicht. Das erste Alpen-Spektakel endete für Supersprinter Marcel Kittel nicht wie gewohnt auf dem Podium, sondern nach einem Sturz mit großen Schmerzen und zerfetztem Trikot im Teamhotel. Nach einem Crash zu Beginn der 17. Etappe war für den fünfmaligen Etappensieger, der in Frankreich bereits als "Le Kaiser" gefeiert wurde, die atemberaubende Reise durch Frankreich am Mittwoch beendet – und der große Traum vom Grünen Trikot in Paris geplatzt.

Immerhin hat Kittel bei seinem Sturz keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen, wie Tour-Ärztin Florence Pommerie bestätigte. Auch Teamsprecher Alessandro Tegner gab leichte Entwarnung: "Marcel ist schwer gestürzt, aber hat offensichtlich nichts gebrochen."

Der 29-Jährige vom Quick-Step-Team war am Mittwoch bereits nach wenigen Kilometern in einen Sturz mit mehreren Fahrern verwickelt worden. Kittel fiel auf die rechte Seite, blutete an Knie, Ellbogen und Schulter und musste am medizinischen Begleitfahrzeug behandelt werden. Aufgeben kam zunächst nicht in Frage, den Col d'Ornon und den Col de la Croix Fer nahm er noch in Angriff. Doch die Schmerzen waren zu groß. Der Sturz war gar so heftig, dass Kittel das Rad und seinen rechten Schuh wechseln musste.

Zu der Zeit war der spätere Tagessieger Primoz Roglic bereits auf dem Weg zu seinem größten Coup. Der ehemalige Skispringer, der früh mit dem spanischen Altstar Alberto Contador und weiteren Fahrern ausgerissen war, siegte mit 1:13 Minuten Vorsprung. Am 2642 Meter hohen Col du Galibier hatte sich der starke Zeitfahrer schließlich abgesetzt und sich von den Favoriten nicht mehr einholen lassen. Eine kuriose Karriere hat Roglic hinter sich, 2007 war er noch Mannschafts-Weltmeister im Skispringen, ehe er zum Radsport wechselte. "Ich bin froh, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe. Der Sieg heute war völlig verrückt", sagte der 27-Jährige.

Hinter Roglic ging der Schlagabtausch der Favoriten in die heiße Phase. Macron bekam bei seiner ersten Stippvisite auf der 183 Kilometer langen 17. Etappe von La Mure nach Serre Chevalier zwar keinen Heimsieg, aber einen starken Lokalmatador Romain Bardet zu sehen. Der Vorjahreszweite attackierte beim Anstieg zum 2642 Meter hohen Col du Galibier mehrmals den britischen Spitzenreiter Chris Froome. Der dreimalige Tour-Champion hatte aber stets eine Antwort parat und verteidigte sein Gelbes Trikot erfolgreich. Bei der Kletterpartie wurde sogar der bisherige Zweite Fabio Aru aus Italien abgehängt. Damit liegt Froome, der als Tagesdritter noch vier Sekunden Zeitgutschrift sammelte, nun 27 Sekunden vor den zeitgleichen Rigoberto Uran aus Kolumbien und Bardet.

"Das ist eine große Ehre, vom Präsidenten beglückwünscht zu werden", sagte Froome und fährt mit Zuversicht seinem vierten Triumph entgegen: "Ich fühle mich viel besser als in den Pyrenäen. Das wird am Donnerstag der letzte schwere Tag bei dieser Tour." Bei der Bergankunft am Col d'Izoard bleibt den Rivalen nur noch eine realistische Chance, den Briten bei der Tour zu entthronen.

Für Kittel gibt es keine Krönung: Der beste Sprinter der Tour 2017 verlässt das Peloton. Mit fünf Etappensiegen hatte er deutsche Rekorde purzeln lassen und Uralt-Bestmarken von Eddy Merckx ins Wanken gebracht. Und in diesem Jahr war die Chance auf das erste Grüne Trikot eines deutschen Radprofis seit Erik Zabel 2001 zum Greifen nah – zumal der ausgeschlossene Seriensieger Peter Sagan nicht mehr im Feld war. Mit einem Vorsprung von 29 Punkten auf den Australier Michael Matthews war Kittel auf die fünftletzte Etappe gegangen. Der Australier eroberte nun kampflos Grün.

Bester Deutscher war am Mittwoch erneut Emanuel Buchmann, der auf den 15. Platz in der Gesamtwertung kletterte. Im Kampf um das Weiße Trikot des besten Nachwuchsprofis dürfte er aber chancenlos sein.