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Pieth über Struktur der FIFA: "Hühnerlizüchterverein"

02.02.2015, 21:26

Stuttgart - Der ehemalige FIFA-Integritätsberater Mark Pieth hat die Organisationsform des Fußball-Weltverbands scharf kritisiert.

Diese gleiche dem, was man in seiner Schweizer Heimat als "Hühnerlizüchterverein" bezeichne, sagte der Strafrechtler von der Universität Basel beim elften "Stuttgarter Sportgespräch". Zwar habe es die aktuelle FIFA-Führung unter ihrem Präsidenten Joseph Blatter erreicht, in der jüngeren Vergangenheit Milliarden zu verdienen. Die Struktur des von Korruptionsvorwürfen belasteten Dachverbands sei aber die eines Vereins geblieben.

Daraus habe sich ein "Patronage-Netzwerk" entwickelt, in dem "die Leute, die für Sie stimmen sollen, unverhältnismäßig viel Geld bekommen. Diese Struktur ist nur ganz schwer zu durchbrechen", sagte Pieth. Die Patronage führe dazu, dass ein Verband wie der des Inselstaats Tonga gleich viel oder sogar mehr Geld von der FIFA erhalte als der vielfach größere Deutsche Fußball-Bund (DFB), meinte Pieth knapp vier Monate vor der Präsidentenwahl am 29. Mai, bei der Blatter für eine fünfte Amtszeit kandidiert.

"Die Leute werden einfach für den stimmen, der ihnen das Geld gegeben hat", sagte Pieth. Gegenkandidaten Blatters, die sich derzeit wie der Amtsinhaber einem Integritätscheck der FIFA unterziehen müssen, sind FIFA-Vize Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, der niederländische Verbandspräsident Michael van Praag und der ehemalige Weltfußballer Luís Figo.

Für den künftigen Kurs der FIFA sei es nicht entscheidend, ob Blatter wie erwartet wiedergewählt werde oder nicht, betonte Pieth, der zwischen 2011 und 2013 die unabhängige Kommission für Governance der FIFA leitete und ein renommierter Compliance-Experte ist. Unter Compliance versteht man die Einhaltung von Verhaltensmaßregeln oder Gesetzen. "Das ist keine Schicksalswahl, das ist der verlängerte Abgang des Präsidenten. Es kommt jetzt nicht auf diese Wahl an", erklärte er bei der Stuttgarter Veranstaltung, die unter dem Titel "Ausverkauft! - Wie integer ist der Sport?" stand.

Das spannendere Thema mit Blick auf den künftigen Kurs des Verbandes sei, wer "in den Kulissen" bereit sei, wenn der fast 79-jährige Blatter möglicherweise in zwei Jahren nicht mehr weitermachen wolle. "Dann kommt die richtige Wahl, die Schicksalswahl", sagte Pieth. Er kenne schon einige Personen, die für das Amt bereitstünden. Namen wollte er aber nicht nennen. Blatter führt die FIFA seit 1998.