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Furcht vor dem China-Fluch? Snooker-Elite jagt Weltmeister Selby

Drei WM-Titel in vier Jahren? Dieses Kunststück gelang in der Snooker-Szene fast 30 Jahre niemandem mehr. Titelverteidiger Selby will seine Saison krönen und nicht nur einem breiten Kreis der Anwärter, sondern auch einem Fluch trotzen.

Von Patrick Reichardt und Philip Dethlefs, dpa 12.04.2017, 10:59

Sheffield (dpa) - Am liebsten würde Mark Selby den Snooker-Tisch gar nicht mehr verlassen.

Nach seinen jüngsten Erfolgen und einer Saison, in der er fast doppelt so viel Preisgeld verdient hat wie all seine Rivalen, möchte "The Jester (Witzbold) from Leicester" ein hervorragendes Jahr so schnell wie möglich mit der Titelverteidigung bei der am Samstag beginnenden WM in Sheffield krönen. "Ich bevorzuge es, jeden Tag zu spielen. Wenn du einen guten Lauf hast, kannst du das Momentum halten", sagte Selby nach seinem Turniersieg bei den China Open vor eineinhalb Wochen. Er hätte gerade gar keine Pause gebraucht.

Doch für den Saisonhöhepunkt der Snooker-Profis gilt, was jedes Jahr gilt: Es gibt viele Favoriten, und selbst der amtierende Champion und Branchenprimus in Personalunion ist nur einer von vielen Aspiranten.  Dass er die Generalprobe vor der WM für sich entscheiden konnte, ist dabei sogar ein schlechtes Omen. "Es gibt den altbekannten Fluch, dass jemand, der das Turnier direkt vor der WM gewonnen hat, nicht Weltmeister werden kann", sagt Rolf Kalb, deutscher Snooker-Experte und Kommentator bei Eurosport.

Dem 33-jährigen Kämpfer aus der Stadt des englischen Fußball-Meisters traut Kalb dennoch einiges zu: "In dieser Form ist er ganz einfach eine Macht. Er ist zurzeit der dominierende Akteur." Seit zwei Jahren steht Selby dank seines starken Allround-Spiels an der Spitze des Rankings. Doch die Liste der Herren mit Fliege und Billard-Queue, die Selby im Crucible Theatre ernsthaft gefährden können, ist lang - und wird angeführt von Ronnie O'Sullivan.

Fünfmal konnte der mittlerweile 41-Jährige die WM gewinnen, er gilt als Genie dieser Sportart mit ihrer Mischung aus Lochspiel und Taktik. "The Rocket" hat nicht nur diverse Endspiele für sich entschieden, sondern auch mal mit der linken statt der rechten Hand oder ohne Schuhe gespielt. Das Gentleman-Image, das in der noblen Sportart am großen grünen Tisch so wichtig ist, ist O'Sullivan oft herzlich egal. Der leidenschaftliche Läufer ist das Aushängeschild seines Randsports, der Phil Taylor des Snookers - zwar mit weniger Titeln und Auszeichnungen als der Dart-Routinier, aber genauso viel Charisma.

Allgemein wird die 17-tägige WM, die erst mit dem Finale am 1. Mai zu Ende geht, ein Treffen der Stars und Ex-Weltmeister. Denn auch Stuart Bingham aus England, sein Landsmann Shaun Murphy oder der Australier Neil Robertson konnten die WM bereits gewinnen. "Man muss insgesamt sagen, dass das Feld ausgeglichen ist", urteilt Experte Kalb. 

Die Jagd auf Titelverteidiger Selby beginnt - doch der bleibt ganz gelassen. "Ich arbeite hart, um noch mehr Turniere zu gewinnen und die Nummer eins zu bleiben", sagt er. Auch bei seinen Kollegen ist der Engländer unumstritten. "Leute wie Judd Trump, Robertson oder Murphy sind gute Spieler, aber sie sind nicht in Marks Liga", erklärte der Waliser Mark Williams, der selbst zwei WM-Titel eroberte und jüngst das Finale der China Open gegen Selby verlor.

Den ersten Höhepunkt setzte es bereits in der Qualifikation: Gary Wilson gelang das perfekte Spiel mit einem Break von 147 Punkten, bei dem alle Kugeln nacheinander ohne Fehlversuch in der vorgeschriebenen Reihenfolge eingelocht werden. Das gab es bei der Hauptrunde einer WM seit 2012 nicht mehr.

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