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Verhandlung über Paralympics ARD und ZDF wollen weiter breites Sport-Angebot zeigen

ARD und ZDF können nicht live von den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 berichten. Sportverbände machen sich deshalb Sorgen um ihre Zukunft. Den Öffentlich-Rechtlichen bleiben eventuell noch die Paralympics.

29.11.2016, 15:30

Hamburg (dpa) - Nach dem endgültigen Aus der Öffentlich-Rechtlichen für die kommenden Olympischen Spiele hoffen ARD und ZDF jetzt noch auf die Paralympics. Unterdessen regt sich Kritik an der Lizenzvergabe an Eurosport für das größte Sportereignis der Welt.

"Ich finde es ein bedenkliches Zeichen, wenn die durchaus finanzkräftigen öffentlich-rechtlichen Anstalten wie ARD und ZDF nicht mehr mitbieten können. Das ist schon ein Warnzeichen", sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).

Am Vortag waren die Verhandlungen über Sublizenzen zwischen ARD/ZDF und Discovery gescheitert. Discovery hatte sich im Sommer des vergangenen Jahres überraschend die Rechte für den europäischen Markt von 2018 bis 2024 gesichert. Die Öffentlich-Rechtlichen werden von 2018 bis 2024 nicht live von Olympischen Spielen berichten. Das Discovery-Tochterunternehmen Eurosport wird nach eigenen Angaben in Deutschland exklusiv live Wettkämpfe übertragen.

DFB-Präsident Reinhard Grindel gab dagegen zu bedenken, dass es darum gegangen sei, von dem US-Unternehmen Discovery Sublizenzen zu kaufen: "Der Vergleich mit einem normalen Bieterverfahren ist nicht ganz fair." Bei den Sublizenzen sei es um viel Geld, aber nur um Vorläufe und andere nicht sehr attraktive Wettkämpfe gegangen. Die Hauptveranstaltungen wollte das Discovery-Tochterunternehmen Eurosport übertragen.

Doch der Kurs der Öffentlich-Rechtlichen ist klar. "Das ZDF hat zusammen mit der ARD ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der Berichterstattung von den Paralympics gegeben", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz der Deutschen Presse-Agentur. "Die Rechte werden derzeit über die EBU verhandelt." ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erklärte: "Dort haben wir ein Angebot abgegeben. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Rechte, die ja nicht beim IOC liegen, auch bekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob Eurosport ein ernsthaftes Interesse an den Paralympics hat", sagte Balkausky.

Auf den Zuschlag für ARD und ZDF hofft auch Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). "Wir wünschen uns, dass es gelingt, die Rechte für die Paralympics an die öffentlich-rechtlichen Sender zu vergeben", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Sorgen um die Zukunft ihrer Sportart machen sich die Snowboarder. Das sagte Verbandspräsident Hanns-Michael Hölz in München und übte Kritik am deutschen IOC-Präsidenten. "Ich verstehe Thomas Bach nicht, dass er sich nicht für seine Heimat einsetzt", sagte Hölz. Die Snowboarder fürchten, dass ARD und ZDF ohne Olympia-Bilder ihre Berichterstattung von Wettkämpfen wie den Weltcups reduzieren. Das sei für Snowboard, das neben klassischeren Sportarten wie Ski alpin oder Biathlon um TV-Zeit buhlt, fatal.

ARD und ZDF kündigten jedoch an, auch künftig zwischen den Spielen über olympische Sportarten zu berichten. Dafür steht jetzt mehr Geld zur Verfügung. "Wir haben uns klar positioniert, das hat keine Auswirkungen", sagte Balkausky. "Wir werden auch zukünftig die olympischen Disziplinen unterstützen und zeigen."

Eventuell komplett ohne Fernsehübertragung in Deutschland geht die Handball-Weltmeisterschaft in sechs Wochen in Frankreich über die Bühne. "Rechteinhaber beIN Sport sorgt derzeit für beste Frankreich-Werbung. Wer die Spiele sehen will, muss wohl hinfahren", sagte Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), am Dienstag in Hamburg. "Wir haben bisher keine Übertragung."

ARD und ZDF können das Championat nicht zeigen, weil die öffentlich-rechtlichen Sender über Satellit auch außerhalb Deutschlands empfangbar sind. Der Rechteinhaber lehnt das aber ab. Pay-TV-Sender Sky könnte die WM verschlüsselt in seinem Sportpaket zeigen, hat bislang aber keine Zusage bekommen.

Dass Olympia von 2018 bis 2024 zumindest teilweise nur verschlüsselt zu empfangen ist, bedauert Michelmann. "Wir müssen im Sport Obacht geben, dass Geld bei einer Entscheidung nicht so eine große Rolle spielt, damit nicht der gesamte Sport Schaden nimmt", sagte der DHB-Präsident. "Es muss eine Umkehr geben."