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Haltung und Pflege Nagen und graben: Rennmäuse lieben Beschäftigung

Sie müssen nicht Gassigehen und bleiben in ihrem Gehege: Rennmäuse sind als Heimtiere zwar recht pflegeleicht - unterschätzen sollte man sie aber nicht. Halter müssen vor allem Beschäftigung und Gesundheit der Tiere im Blick haben.

Von Jule Zentek, dpa 19.05.2017, 03:43

Düsseldorf (dpa/tmn) – Sie graben im Streu und zerlegen Nagematerial: Wer Rennmäuse halten will, muss wissen, was die Tiere brauchen. Denn die Nager sind anfällig für Krankheiten, wenn Haltung und Ernährung nicht stimmen.

Mongolische Rennmäuse sollten niemals allein gehalten werden, ideal ist eine gleichgeschlechtliche Zweiergruppe. So können sich die Tiere nicht vermehren. Außerdem sollte man am besten Geschwisterpaare auswählen, sagt Regine Rottmayer von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Denn verwandte Mäuse haben einen Familiengeruch. Fremde Nager gewöhnen sich nur sehr schlecht aneinander: Auch nach einigen Wochen kann es noch zu blutigen Kämpfen kommen.

Erste Anlaufstelle zum Mäusekauf sollten Tierheime und Notstationen sein. "Die Tiere sind dort durchgecheckt und daher meistens gesund", sagt Katrin Schrankel vom Nagerschutzverein. Die Geschlechterbestimmung sei außerdem erfahrungsgemäß zuverlässiger, und die Tiere haben eine Schwangerschaftsquarantäne abgesessen. Somit ist unerwarteter Nachwuchs unwahrscheinlich.

Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Mäuse gesund sind: "Haben die Tiere verklebte Augen oder sind nicht besonders aktiv, sind das Krankheitsanzeichen", sagt Rottmayer. Auch das Fell gibt Hinweise: Es kann struppig, fettig oder geschädigt sein, wenn die Mäuse krank sind.

Rennmäuse sind sehr aktive Tiere und graben oft den ganzen Tag. Der Käfig sollte daher mindestens 100 mal 50 mal 50 Zentimeter groß sein. Durch ein Glasbecken mit ausreichend Belüftung, das sogenannte Nagarium, kann man die Tiere beobachten.

Als Einstreu eignet sich eine Mischung aus Naturmaterialien wie Heu und Stroh. Das Überstreu kann aus Laub und Rinde bestehen. Damit die Rennmäuse auch ordentlich buddeln können, sollte die Einstreuhöhe bei mindestens 25 Zentimeter liegen.

Können sich Rennmäuse nicht genug beschäftigen, zeigen sie oft Verhaltensstörungen wie Gitternagen, oder sie graben nur noch an einer Stelle. Deshalb sind ausreichend Nagematerialien wie Pappe, Eierkartons und Zweige wichtig. Auch von Toilettenpapierrollen seien sie große Fans, sagt Rottmayer. "Zuerst nutzen die Mäuse sie als Tunnel, dann zerlegen sie die Rolle meist komplett." Tabu im Käfig ist dagegen Plastik.

Um ihr Fell zu pflegen, wälzen und suhlen sich die Mäuse gern im Sand. Ohne regelmäßiges Sandbad wird ihr Fell struppig und fettig. Die TVT empfiehlt dafür Chinchillasand. Das Sandbad muss teils täglich gewechselt werden - vor allem, wenn die Tiere es auch als Toilette nutzen. Die Streu können Halter sehr viel länger lassen - und zwei- bis dreimal im Monat wechseln. "Dann braucht man auch etwa nur das halbe Streu auszutauschen", sagt Schrankel. So bleibt noch der heimische Geruch erhalten, und die Tiere fühlen sich wohl.

Als Futter eignet sich eine Mischung aus Saaten und Körnern. Besonders wichtig sei außerdem eine tierische Eiweißquelle in getrockneter Form, sagt Rottmayer. Sie empfiehlt hartgekochte Eier, Katzentrockenfutter und Futterinsekten wie Heimchen oder Wüstenheuschrecken. Möhren und Äpfel eignen sich als Frischfutter – von Obst darf es jedoch nicht zu viel sein. Denn Rennmäuse sind anfällig für Diabetes, Übergewicht und Nierenerkrankungen.

In freier Wildbahn, in Wüstenrandgebieten und der Steppe, sind die Mäuse immer auf Futtersuche – und das kann man nachstellen. "Das Futter sollte mal im Streu versteckt oder eingerollt werden", sagt Schrankel.

Zum Spielen sind Rennmäuse nicht unbedingt geeignet. Wer es versuchen will, sollte sich langsam annähern. Dazu kann man etwas Futter auf die Hand geben und den Tieren hinhalten. Sie sollten dann selber entscheiden können, ob sie auf die Hand wollen oder nicht. Denn nicht alle Mäuse mögen Streicheleinheiten, sagt Rottmayer. "Man kann auch nicht mit ihnen auf der Schulter einkaufen gehen, wie bei einer Ratte."

Krankheitsanzeichen wie eine rasche Gewichtsabnahme, apathisches Verhalten, halbgeschlossene Augen, aufgeplustertes Fell, seltsame Atemgeräusche oder Durchfall muss man ernstnehmen. "Rennmäusen sieht man ihre Krankheit meist erst dann an, wenn es ihnen schon richtig schlecht geht", sagt Dominik Schwarz von der Rennmaus-Community rennmaus.de. Die Tiere sollten deshalb täglich beobachtet werden. "Im Fall einer Urlaubsreise sollte sich jemand intensiv um die Rennmäuse kümmern", sagt Schrankel. Zum Tierarzt nimmt man dann am besten gleich die ganze Gruppe mit.