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Abgas-Krise: VW startet Rückruf-Aktion im Januar

Der Diesel-Skandal bei Volkswagen kratzt am Image der Autoindustrie. Das Vertrauen der Autokäufer hat einen herben Dämpfer erlitten. Da hilft auch die jetzt angekündigte Rückrufaktion von VW wohl nicht wirklich.

07.10.2015, 09:04

Wolfsburg (dpa) - Bei der Nachbesserung der vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselfahrzeuge müssen Volkswagen-Kunden Geduld haben: Die Rückrufaktion soll Anfang des kommenden Jahres beginnen und kann sich lange Zeit hinziehen. Bis Ende 2016 sollen dann alle Autos in Ordnung sein.

VW müsse die jeweilige Lösung auf jedes Modell abstimmen und die notwendigen Teile bestellen. Sorgfalt gehe vor Geschwindigkeit. Wenn alles läuft wie geplant, können wir im Januar den Rückruf starten, sagte VW-Chef Matthias Müller der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Es gehe um den Motor EA 189 in Kombination mit verschiedenen Getrieben und diversen länderspezifischen Auslegungen. Wir brauchen also nicht drei Lösungen, sondern Tausende. Für die meisten Motoren genüge ein Update der Software in der lokalen Werkstatt. Manche Fahrzeuge aber könnten neue Injektoren und Katalysatoren brauchen. Müller sagte, VW habe in dieser Woche dem Kraftfahrtbundesamt technische Lösungen vorgestellt.

Europas größter Autokonzern hatte eingeräumt, mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert zu haben. Weltweit sind nach Konzernangaben rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon rund 2,8 Millionen auch in Deutschland. VW hatte bereits mitgeteilt, alleine fünf Millionen Fahrzeuge der Konzern-Kernmarke VW in die Werkstätten holen zu wollen.

Abgas, Verbrauch, Reichweite: Auto-Daten zwischen Theorie und Praxis

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist überzeugt: Der Diesel-Betrug bei Volkswagen ist nur die Spitze des Eisbergs. Studien belegten, dass auch andere Hersteller tricksen, um bessere Abgaswerte zu erzielen. Die Autoindustrie weist allerdings den Vorwurf zurück, Testergebnisse betrügerisch zu schönen. Ein Überblick zeigt, worauf sich Autokäufer nicht wirklich verlassen können:

Stickoxid-Ausstoß: Der International Council on Clean Transportation (ICCT) wirft Fahrzeugherstellern vor, Technologien zur Abgasnachbehandlung so einzusetzen, dass die Stickoxid-Emissionen in Testverfahren möglichst niedrig gehalten werden - unter realistischeren Fahrbedingungen seien sie deutlich höher. Stickoxide gelten als gesundheitsschädlich. Diesel-Fahrzeuge sind der größte Verursacher von Stickoxiden in der EU, betont der ICCT.

CO2-Ausstoß/Spritverbrauch: Umweltverbände wettern seit Jahren, dass Autos viel mehr Sprit verbrauchen als von den Herstellern angegeben. Für die Tests würden etwa Seitenspiegel eingeklappt oder Fahrzeugschlitze zugeklebt, um den Luftwiderstand zu verringern, sagt VCD-Experte Michael Müller-Görnert. Die Batterien seien voll, die Klimaanlage aus: Das ist Verbrauchertäuschung. Nach dem Mind the Gap report 2015 von Transport & Environment, einem Zusammenschluss internationaler Umweltverbände, ging die Schere zuletzt dramatisch auseinander. Die Kluft zwischen offiziellen Testergebnissen und der Realität ist 2014 im Durchschnitt auf 40 Prozent angestiegen - von 8 Prozent im Jahr 2001.

Verbrauch bei Plug-In-Hybriden: Noch deutlicher unterscheiden sich nach einem ADAC EcoTest die Angaben bei Plug-In-Hybriden von der Realität. Der ADAC untersuchte vier Modelle, die einen Verbrennungsmotor mit einem extern aufladbaren Elektromotor kombinieren. Ergebnis: Die Angaben der Hersteller für Verbrauch und CO2-Emission weichen stark von der Realität ab. Zum Teil verbrauchten die Autos mehr als doppelt so viel Sprit wie angegeben, der Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) unterschied sich entsprechend. Fahrzeuge mit einem Plug-in-Hybrid-Antrieb sind relativ schwer. Das zusätzliche Gewicht steigert den Verbrauch.

Batteriereichweite: Auch bei der Reichweite der Batterie in Elektroautos sollten Käufer die Hersteller-Angaben nicht für bare Münze nehmen, warnt Experte Ferdinand Dudenhöffer: Die Angaben beziehen sich auf optimale Bedingungen. Ist die Heizung an oder die Klimaanlage oder wird Vollgas gefahren, bleibt das E-Auto schnell stehen.