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Jeder Cent würde helfen Olympia-Dritte Scheder: Keine Sponsoren trotz Rio-Erfolg

Sophie Scheder war eines der deutschen Gesichter bei den Olympischen Spielen in Rio. Sie gewann Bronze am Stufenbarren, das gab es für Deutschland seit 28 Jahren nicht mehr. Aber ummünzen in für sie Zählbares konnte sie den Erfolg noch nicht. Sponsoren werden gesucht.

Von Sandra Degenhardt, dpa 30.09.2016, 11:36

Playa Granada (dpa) - Von millionendotierten Werbeverträgen kann Sophie Scheder nur träumen. Doch selbst bei der Suche nach Kleinsponsoren hat die Turnerin nach ihrem Sensations-Bronze von Rio bisher kaum Erfolg.

Die Geldgeber stehen Schlange? Für die Olympia-Dritte am Stufenbarren derzeit nur ein Wunschtraum. Ich hatte gehofft, dass es nach Rio mehr ist. Aber wir haben schon viele Absagen bekommen, es kommen kaum Sponsoren von selbst. Mit unserem Sport kann man aber nicht überleben und jeder Cent würde helfen, sagt die gebürtige Wolfsburgerin der Deutschen Presse-Agentur. Selbst 100 Euro im Monat wären schon mega viel.

So wie viele deutsche Sportler abseits des Millionen-Geschäfts Fußball ist auch Sophie Scheder auf die so schwer zu bekommene Unterstützung angewiesen. Momentan bin ich bei der Bundeswehr und habe mein Einkommen. Aber wenn das wegfällt, wird es extrem schwierig. Weil ich wegen des vielen Trainings nicht dazu komme, eine Ausbildung zu machen, erzählt die in Chemnitz trainierende Balken-Spezialistin.

Derzeit genießt Sophie Scheder mit rund 100 anderen deutschen Top-Athleten die traditionelle, von der Deutschen Sporthilfe organisierte Urlaubswoche, diesmal im spanischen Playa Granada. Es ist einfach toll, hier mit all diesen anderen tollen Athleten zu sein, sagt die neben Sebastian Brendel, Patrick Hausding, Laura Vargas Koch und Denis Kudla zum Champion des Jahres nominierte Scheder. Sie hatte in Rio als erste Deutsche nach 28 Jahren am Stufenbarren wieder eine Medaille geholt.

Danach legte sie erstmal eine Pause ein. Und die deutschen Turn-Fans müssen eine ganze Weile auf einen Auftritt der 19-Jährigen in der Heimat warten. Ich turne seit 14 Jahren, seit acht Jahren bin ich in Chemnitz und seitdem hatte ich keinen richtigen Urlaub mehr. Mein Körper braucht das jetzt erstmal, sagt Scheder, der zudem eine hartnäckige Entzündung an der Patellasehne zu schaffen macht.

Außerdem absolviert sie ab dem 25. Oktober in Hannover bis Mitte Dezember einen Feldwebelanwärter-Lehrgang. Deshalb startet sie auch im November nicht beim Weltcup in Cottbus, obwohl sie schon jetzt das Gesicht auf den Werbeplakaten ist. Turnen werde ich nicht. Aber vielleicht fahre ich für eine Autogrammstunde hin, sagte Scheder. Ab Januar will sie dann wieder voll ins Training einsteigen. Das nächste Ziel ist im Herbst die WM in Montreal, meint sie. Die EM im April in Bukarest lässt sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch aus. Erst zu den deutschen Meisterschaften im Mai beim Turnfest in Berlin will sie wieder richtig fit sein.

Ziele hat sie große. Bis zur Heim-WM 2019 in Stuttgart will Sophie Scheder auf jeden Fall weitermachen. Und je nachdem, wie die Qualifikationschancen sind, noch bis Olympia 2020 in Tokio. Neben einem eigenen Element, das dann als Scheder in die Turn-Annalen eingehen würde, plant sie auch den Angriff nach ganz oben. Es wäre cool, in Tokio Gold zu gewinnen. Denn wenn man auf dem dritten Platz steht, ist es nicht mehr weit bis zum ersten, sagt die Barrenspezialistin. Auf dem Weg dahin können gerne auch WM- und EM-Medaillen dazu kommen.

Danach ist dann Schluss. Dann will ich mich umschauen, was es sonst noch so im Leben gibt. Turnen ist momentan für mich Leben und Leidenschaft. Aber irgendwann muss man sich neu orientieren.

Steckbrief Sophie Scheder